Sun May 22 13:25:38 CEST 2016 | Trottel2011 | Kommentare (12) | Stichworte: dichtung, Iron Lady, Jaguar, Katze, Motor, Ölverlust, V12, XJS, XJ-S
Hallo Motor-Talker!
Alles komplett (noch)Wer kennt den Spruch nicht, Goethe war dichter oder Dichter? Das zählt nicht für die Iron Lady. Also machen wir sie nach wie vor noch dichter. Im vergangenen Artikel haben wir den V-Bereich weiter ausgeräumt und die Wasserpumpe entfernt. Der gesamte Motor ist fast gänzlich frei... So muss das und so machen wir weiter
Nach etwas Arbeit mit dem V12 kommt man zur Feststellung, dass Jaguar doch recht interessante Ideen hatte, um den Motor zu warten und um diverse Arbeiten zu erledigen. Dies bedeutet aber, dass viele Deckel und viele Dichtungen dabei sind. Eines dieser Deckel sitzt zwischen den Zylinderköpfen im V-Bereich. Darauf sitzen (normalerweise) der Klimakompressor, der Verteiler, die Zündspulen, der Gaszugrollenturm, der Öldrucksensor und der Tempomatenbalg. Den Kompressor haben wir schon beseitigt. Damit verbunden ist auch der Tempomat gelöst und sitzt momentan auf der Fahrerseite in der Tiefe Also nehmen wir den Rest raus.
Markierung V mit Stricht gibt OT anZuerst müssen wir, um den Verteile ausbauen zu können, den Motor aus OT 1A stellen. Sprich, von vorne gesehen, muss der Kolben in Zylinder 1A (vorne Links dann) auf OT stehen. Dazu drehen wir die Kurbelwelle. Meine Befürchtung war, dass nach fast 2 Jahren Stillstand, der Motor sich kaum durchdrehen lassen würde. Es geht aber erstaunlich leicht und einfach. Gut, es sind 12 Zylinder und die Kompressionskraft ist fast so ausgeglichen, dass man immer gerade irgendwo ein Kompressionstakt hat... Dadurch braucht man weniger Kraft zum Drehen als man es mit einem 4 Zylinder mit deutlich weniger Hubraum hätte...
Verteiler, Spulen und co noch drinDie Riemenscheibe hat vorne eine Markierung... Ein V mit einem Strich. Dieses muss genau nach unten zeigen. Damit ist dann OT hergestellt. Nimmt man die Verteilerkappe ab, stehen beide Finger (Rotoren) des Verteilers in genau längs der Fahrzeugsachse. OT hergestellt.
Ich bin etwas faul. Da ich es einst geschafft hatte, alle Zündkabel mit System zu verlegen und eine schöne, klare Optik zu generieren, habe ich einfach die Kabel an den Zündkerzen gelöst und die Kappe mit Kabel dran entfernt. So ist es nachher einfacher
Etwas detailierterKappe ab und wir gucken mal rein. Als Magneti Marelli Anlage, sind hier mehrmals bzw. schon viele Berichte in der Jaguarwelt eingegangen, dass die Zündanlage gerne mal "abbrennt". Sprich der Verteiler geht in Flammen auf und man hat einen ziemlich heftigen Schaden. Die Iron Lady zeigt aber, dass nicht viel passieren kann. Alle Kontakte sind gebraucht aber noch gut. Selbst die originale Abhilfe, nämlich etwas Silikon zwischen Rotor und Verteiler selbst, ist von einem der vielen Vorbesitzer richtig durchgeführt worden. Sehr gut!
Von obenUm den Verteiler nun komplett rauszunehmen, müssen 3 "nichtverlierbare Schrauben", wie Jaguar sie nennt, rausgedreht werden. Diese sind nur Inbusschrauben aber in einer sowas von doofen Größe... Und wie man diese nicht verlieren soll, ist mir ein Rätsel! Weder sind sie mit dem Motor festverbunden noch mit dem Verteiler. Somit nur lose und damit verlierbar! Tolle Idee "Gentlemen"! ;9
Schrauben gelöst und der Verteiler rutscht einfach oben raus. Die einzige Abdichtung, ein O-Ring, ist steinhart und erklärt warum noch zwischen Verteiler und V-Deckel noch Öl in flüssiger Form zu finden war Obwohl die Lady seit fast 2 Jahren nicht gestartet werden konnte! Egal Karl!
Wie eine Rose in der HandMarelli Schriftzug außen...Wir machen weiter. Kabel sind alle raus und der Verteiler genauso. Da draußen gearbeitet wird, stecken wir einen Gummihandschuh in die Öffnung in der Mitte, damit kein Natur in die Mechanik kommt Jetzt noch den Gaszugrollenturm und die beiden Zündspulen rausnehmen. 4 Schrauben (3/8tel Zoll) rausgedreht und das kommt am Stück raus. Herrlich wenn etwas so einfach geht.
Zu guter Letzt muss hinten am Motor der Öldrucksensor ausgebaut werden. Dieser sitzt unter eine Gummikappe und saugt sich gerne mit Öl voll. Gummitülle hochziehen und man sieht: kein Öl! Sehr gut, sonst wäre das Teil aus der Leyland Zeit schnell ausgetauscht... Ist ja "genormt" für fast alle englischen Autos bis irgendwann Ende der 80er
Turm samt Spulen ausgebautBevor wir den lösen können, muss ein "Banjobolt" (eine Schraube mit Durchlass, damit Öl/Flüssigkeit durchlaufen kann, keine Ahnung wie man das auf Deutsch nennt In Zeiten von Anglizismen ist es auch nicht so wichtig ) raus. Dieser verbindet die hintere Schmierung der Nockenwellen mit dem Öldruckmesser und dem Hauptstromölkreis. Allerdings ist es festgerostet. Nicht schlimm! Ein paar Mal das gute Güsol einwirken lassen. Dann mit einem 19 mm (ja, hier ist 19 mm und kein Zoll dran - interessanter Weise!) Schlüssel die Schraube rausdrehen. Die beiden unteren Schrauben am Fuss des Sensors rausdrehen (11 mm und kein 3/8tel Zoll) und man kann den Sensor samt Fuß ausbauen. Sofort wird die Öffnung im Kreislauf verschlossen, damit da kein Dreck rein kann.
Hilfswelle/Nebenwelle erkennbarAlles, was uns im Weg stand, um den mittleren Deckel zu entfernen, haben wir raus. Nur noch der Deckel selbst. Vorab als Information: der Deckel sitzt mit einer Papierdichtung auf den Motor. Diese Papierdichtung hält nicht lange und wird einfach undicht. Das zeigt die Iron Lady im gesamten Motorraum herrlich. Da wo Papier ist, ist eine Undichtigkeit vorhanden. Super! In den Jaguarkreisen, in denen ich mich aufhalte, habe ich mich dazu an ein paar Experten gewandt. Was würden die machen? Einstimmiger Rat aller XJ-S V12 Experten: Papierdichtung entfernen, Hochtemperatursilikon (Flüssigdichtung) verwenden und dann hat man dauerhaft Ruhe... Gesagt, getan! Die Dichtungsflüssigkeit von meinen V8 Reparaturarbeiten rausgekramt und bereitgelegt.
Bevor wir den Deckel rausnehmen, saugen wir alles ab, was im Motorraum an Dreck liegt. Ungerne möchte ich, dass da irgendwas reinplumpst. Schließlich dreht sich darunter die Hilfswelle für den Verteiler sowie darunter die Kurbelwelle! Also, Staubsauger/Industriesauger geholt und saugen! Mäusekot: raus. Eicheln: raus. Staub: raus. Ölschmodderklumpen: raus. Alles was nicht reingehört: raus! Klar, etwas Dreck ist dran, was ich nicht rausbekomme, aber das bleibt an Ort und Stelle
Decekl liegt bereitNun lösen wir alle sonstigen Schrauben, von Außen nach Innen. An den Spitzen sitzen 2 Schrauben. Vorne eine Kreuzschraube mit abgesenktem Kopf. Hinten eine 1/2 Zoll Schraube, wie auch sonst drum herum. Alle rausdrehen und der Deckel kann vorsichtig entfernt werden. Sofort wird die Öffnung mit Tüchern (Fuzzelfrei) verstopft, damit da nichts reintröpfen/fallen kann.
Man sieht etwas Glanz wieder in dem BereichMit dem Staubsauger und einem Meisel (scharf) die Dichtungsflächen reinigen und das alte Papier abkratzen. Damit ist dann die Dichtfläche schon mal sauber. Beim Deckel dann genauso und selbstverständlich alles, was dreckig ist, reinigen. Herrlich, wenn alles sauber ist!
Auf der Rückseite wird dann noch das ganze Geschmodder entfernt und die Dichtflächen mit Silikondichtung benetzt. Sofort dann einbauen und alle Schrauben festziehen... Logisch: von innen nach außen. Wieder dann die mittlere Öffnung des Verteilers wieder verschließen und fertig... Der V-Bereich ist zumindest fast dicht. Es gibt noch ein paar kleinere Stellen, wo ich die Flüssigdichtung reindrücken muss (Empfehlung der Experten), aber der V sollte erstmal sauber bleiben können.
Nächster Schritt: Verteiler mit neuem O-Ring versehen und wieder einbauen. Danach kümmere ich mich um die Front des Motors, damit das ganze Öl vorne weg kann. Ebenso werden dann Lichtmaschine und Servopumpe wieder ausgebaut, gereinigt, die Halter genauso und der vordere Simmerring rausgeholt. Stay tuned! |
Sun May 22 13:41:46 CEST 2016 | Spiralschlauch135148
Zitat: " Stay tuned! "
Worauf du dich verlassen kannst :-)
Bin beeindruckt - Viel Erfolg!
Sun May 22 15:49:19 CEST 2016 | ToledoDriver82
Also....wenn man den Text so liest,scheint das alles kein Problem zu sein wenn man die Bilder anschaut,denkt man nur "OMG" .....aber wir kennen dich ja,du machst das schon
Sun May 22 18:02:08 CEST 2016 | Trottel2011
Alles keeeeeein Problem. Ich bin einfach der Meinung, dass Probleme geschaffen werden. Viel lieber löse ich die "Probleme" anderer So sind die Altersprobleme der Iron Lady selbstverständlich kein Problem
Die Texte sind bewusst einfach gehalten, weil es wirklich einfach ist, was ich hier mache. Eigentlich braucht man kaum Spezialwerkzeug für die alte Dame. Da ist Rusty DEUTLICH aufwendiger... Alleine schon wenn ich an den Ausbau der vorderen Radlager denke... Bei der Iron Lady ist es total simpel
Mon May 23 00:43:56 CEST 2016 | Twinni
Schlüsselweite 3/4" sind in metrisch ziemlich genau 19 mm. 7/16" entsprechen 11,1 mm. Das könnte also Zufall sein. Für die Arbeit: Respekt!
Mon May 23 09:11:04 CEST 2016 | Druckluftschrauber52473
Banjobolt ist auf Deutsch eine Hohlschraube oder? Z.B. bei Hydlaulikleitungen der Servolenkungen gibts die.
Mon May 23 10:07:58 CEST 2016 | Trottel2011
Gebau! Danke Dir! Hohlschraube... Kam ich nicht drauf
Mon May 23 10:30:07 CEST 2016 | Twinni
Ach, so: Egal wie viele CD's du hast, Benz hat Mercedes.
Mon May 23 12:09:10 CEST 2016 | Trottel2011
Egal wie breit du bist, Tim Wiese ist breiter...
Genug der Spielereien...
Tue May 24 00:15:35 CEST 2016 | ElHeineken
Sauber Arbeit, ich beneide dich um deinen Bastelplatz. Nächstes Jahr in Deutschland komme ich hoffentlich auch mal zu größeren Sachen..
Thu May 26 11:10:00 CEST 2016 | HellmichHolger
Tolles Stück Arbeit und wie immer sehr schön zu lesen! Respekt.
Fri May 27 13:27:54 CEST 2016 | Trottel2011
Der Bastelplatz ist ziemlich gut. Genug Platz um an allen Ecken ranzukommen und recht windgeschützt. Doof ist noch kein Dach... Das will ich aber irgendwann ändern.
Es gibt noch viele Artikel auf denen ihr euch freuen könnt... Der Nächste wird recht ausführlich sein, weil kch mich an 2 Stellen wagen muss, wo ich eigentlich nicht ran wollte...
Fri May 27 15:24:30 CEST 2016 | ToledoDriver82
Na da lassen wir uns mal überraschen
Deine Antwort auf "Egal wie dicht zu bist, Goethe war Dichter..."