Wed Sep 07 19:36:34 CEST 2016 | Trottel2011 | Kommentare (10) | Stichworte: fahrschemel, Iron Lady, Jaguar, Radlager, Reparaturen, Restauration, rost, vorderachse, X27, XJS, XJ-S
Hallo Motor-Talker!
Wie im letzten Artikel bzgl. dem Fahrschemel oder Hilfsrahmen beschrieben, haben wir die Vorderachse komplett zerlegt. Sprich alles, was daran überhaupt zu zerlegen war - bis auf die Vertkalanbindungen bzw. auch "Naben" genannt. Die zerlegen wir hier mal "eben"
Radnabe/Vertikalanbindung komplettAlso, schauen wir uns mal diese schweren Klopper an. Vorab: die Viecher wiegen EXTREM viel. Da ist die Nabe inkl. Bremsscheibe und co. bei Rusty DEUTLICH leichter. Fortschritt? Rückschritt? Dies möge man für sich selbst entscheiden Vorab besteht die Vertikalanbindung aus gefühlt 1000 Teile. Aber ist eigentlich komplett einfach aufgebaut. Zerlegen wir sie jetzt!
Zu erst nehmen wir die Bremsbelagsführungsbolzen raus. Dazu die Sicherungen rausziehen, die beiden Stifte rausziehen und die Bremsbeläge rausnehmen. Da die Bremssättel keinen Druck haben, ist das ohne zu Kämpfen möglich. Ebenso sind die Bremssättel nicht wirklich alt, weshalb das kein Problem darstellt.
Lenkhebel entferntNun lösen wir die 3 Schrauben, die sowohl den Bremssattel wie auch den Lenkhebel an der Vertikalanbindung befestigen. Eigentlich müsste zwischen den beiden Schrauben der Bremssättel Sicherungsdraht sein. Ich gehe davon aus, dass die Werkstatt, die beim vorherigen Besitzer die Bremssättel erneuerte, einfach ordentlich Drehmoment aufzog. Das ist für mich untragbar. Hier kommt auf jeden Fall die Sicherungsverdrahtung wieder rein. Es hat ja schließlich einen Grund. Weil das Drehmoment viel zu hoch war, erlaubte ich mir den Schlagschrauber zu verwenden. Mein Plan ging auf und die Schrauben "ploppten" förmlich raus Herrlich! Den Sattel können wir jetzt abziehen und haken den ABS Sensor ebenso kurz aus bevor wir das Kabel abreissen
Bremssattel entferntSchutzbleche entferntMachen wir weiter... Wir wollen noch die Bremsscheibe abnehmen. Nun, wie halt ältere Bremsen so aufgebaut sind, sind die Bremsscheiben nich aufgesteckt und werden auch nicht durch die Räder festgehalten. Nein, die Scheiben sind mittels 5 Schrauben hinter der Nabe mit derselben verschraubt. Ergo ist ein Scheibenwechsel ebenso mit Radlagerwechsel zu verbinden - eigentlich. Wir nehmen von hinten die Schutzbleche ab. Diese sind an nur 2 Stellen mit kleine Muttern gesichert. Natürlich rostet das mal eben "länger". Ergo haben wir da eine Durchrostung. Halb so schlimm... Das gebrauchte Teil gibt es nicht mehr neu. Oha! Einer der wenigen Teile, die ich gebraucht beschaffen muss. Zurück zur Nabe: also müssen wir den Nabendeckel abnehmen, den Splint rausziehen und die Kronenmutter lösen. Dann vorsichtig die Scheibe samt Nabe über die Achszapfenwelle heben.
Achszapfen und Nabe getrenntAn der Zapfenwelle verbleibt das innere Radlager sowie der Dichtungsring (damit kein Wasser rein und kein Fett raus kann). Vorne nehmen wir die D-Scheibe (heißt so, weil das Mittenloch ein großgeschriebens D gleicht) ab und ziehen das alte, äußere Lager raus. Eigentlich sollten die Radlager in Fett "baden" also sehr viel Fett drin sein. Die Lager sind aber fast trocken. Dafür ist aber die Nabe voll (da wo kein Lager sitzt ist eine Vertiefung). Das ist nicht so schön... Einmal kurz die Welle abwischen und auf Verschleiß untersuchen. Keinen großartigen Verschleiß festgestellt. Also, keinen "nennenswerten" Verschleiß. Das kann auch deutlich anders sein. Wenn diemRadlager schlechtgeschmiert werden, wird die gehärtete Schicht abgetragen und es entsteht eine Menge Spiel.
ABS Sensor entferntABS Sensor gereinigtWir können jetzt noch den ABS Sensor entfernen. Dazu auf der Rückseite noch eines von wenigen metrischen Schrauben entfernen. 8 mm Schrauben lösen und den Sensor versuchen rauszuziehen. Geht nicht. Gut, die Nabe ist ja sowieso ab, also schieben wir es vorsichtig mit sanfter Gewalt von außen nach innen. "Plopp" und draußen ist es. Einmal kurz reinigen wäre nicht verkehrt - so wie es ausschaut Wow! Da war so viel Schmodder dran, hart!
Vertikalanbindung mit Achszapfen naggisch aber dreckischVertikalanbindung mit Achszapfen naggisch und sauberEs fehlt nicht mehr viel. Die Nabe lassen wir als solches mit dem Achszapfen vereint. Würden wir die trennen, bekäme ich die kaum wieder zusammen. Und da kein Verschleiß dran ist, können wir das Ganze so stehen lassen. Wir müssen aber noch die Bremsscheibe von der Nabe entfernen. Dazu spannen wir die Scheibe in den Schraubstock ein und entfernen alle 5 Schrauben mit dem Schlagschrauber. Gut festgerostet! und hier passiert es: KNACK! NEIN! Der ABS Rotor fällt zu Boden. Es ist gebrochen. Ein gaaaanz kleiner Haarriss hat sich scheinbar komplett durch den Ring gezogen und ist dann einfach "abgeplatzt". Ein Vorteil für mich: der Ring ist noch immer in Neu zu bekommen. Kostet zwar gute 70€ aber an der Bremse soll man nicht sparen! Auch wenn die Iron Lady hoffentlich niemals eine Vollbremsung mit ABS Einsatz sehen muss/wird! Bei der zweiten Nabe bin ich vorgewarnt und kann den Geberring durch die Bremsscheibe vorsichtig fädeln ohne dass es zerbricht... Ich gehe von Materialfehler bzw. Materialermüdung aus... Darf ich ja auch
Alles reinsäuberlich aufgereiht und dargestelltBeide Vertikalanbindungen gereinigt und entrostetDie alten Bremsscheiben und Beläge haben zwar noch massig Belag und Dicke, aber die Oberflächen sind nicht die besten. Und bis ich die alte Lady wieder fahren kann, wird es noch locker zwölf Monate dauern. Daher lassen wir die Bremsen erstmal ab, wenn der Hilfsrahmen fertig sein sollte So, damit ist die Zerlegung schon mal durch An der Vertikalanbindung sowie an den Lenkhebeln fehlt noch die POR15 Beschichtung, aber das kommt noch.
Links zerlegt und alle Bauteile bereitgelegt, rechts fertigNun kommen wir langsam weiter. Einige Ersatzteile sind eingegangen. Wie im Artikel geschildert, habe ich mich gegen PU Buchsen für die Querlenker entschieden. Diese gefallen mir nicht und die Gefahr ein ständiges Quietschen zu haben möchte ich nicht eingehen. Besonders nicht, weil die Bauteile nicht "mal eben" auseinander genommen werden können. Dennoch kommt kein Originalgummiteil rein sondern eins aus dem (besseren) Zubehör. Preislich ähnlich zum Originalteil (Jaguar bietet immer noch alle Buchsen an!) aber deutlich moderner und beständiger. Britisches Gummi war nie besonders gut
In einer meiner letzten Artikel, hatte ich die Querlenker sowie diverse weitere Teile, mit POR15 bestrichen. Damit sollten die Bauteile etwas hübscher bleiben
Beide komplett und fertigJetzt können wir anfangen die Buchsen wieder einzusetzen. Mit 'etwas' (ein Bisschen untertrieben ) Lithiumfett stecke ich die Buchsen der oberen Querlenker in die Öffnungen, schiebe noch die (eingeschmierte) Stahlbuchse rein und setze die beiden (eingekleisterten) Endstücke ein. Damit sind schon mal die oberen Buchsen drin.
Die neuen Tragglenke vom XJ40 bzw. X300 liegen auch bereit. Schön, dass ich jetzt die alte Lady zum Teil auf das metrische System einschwören kann. Es ist sehr nervig mit 2 Sätzen Werkzeug arbeiten zu müssen. Und da ich nur einen halbwegs vollständigen Satz aus Werkzeug im zöllischen Format habe, muss ich schauen wie ich am besten vorgehe. Zumindest kann ich jetzt Fahrwerksteile in einer normalen Werkstatt machen NICHT! Es sind immer noch genug Muttern und Schrauben im britischen Format im Fahrwerk drin
Beide unteren Querlenker, einer fertig, einer in TeilenVerpresst und halbwegs gesäubertWir können uns an die unteren Querlenker machen. Hier müssen nur zwei Buchsen eingepresst werden. Mehr ist daran nicht zu machen. Also, die Öffnungen in den Querlenkern von Rost und Unebenheiten befreien. Danach mit Fett einschmieren und die Buchsen genauso einschmieren. Entweder fahren wir jetzt in die Werkstatt und nutzen die richtige Presse, oder verwenden den Schraubstock... Ach, ich bin heute faul! Machen wir das im Schraubstock.
Nehmen wir einfach eine große Stecknuss, schieben die Buchse per Hand etwas rein, setzen die Stecknuss an die andere Seite und drehen den Schraubstock zu. Die Buchsen flutschen so rein und müssen mittig sitzen. Danach das überschüssige Fett abwischen und damit sind die Querlenker vorbereitet.
Vorbereitung ist momentan alles, was ich machen kann. Der Hilfsrahmen ist gerade "outgesorced" damit es geschweisst werden kann. Dann warte ich noch immer auf die Teile, die im Rückstand sind... Federn, Schäfte, Dämpfer... Die sollen aber wohl diese Woche noch eingehen (hoffe ich ). Mal schauen was als nächstes kommt. Motor oder Hilfsrahmen? |
Ergänzung von Trottel2011 am Fri Sep 09 19:54:44 CEST 2016
Nach einem kleinen Wortwechsel mit meinem 'Schweisser' ist der Hilfsrahmen nicht zu retten - leider
Also muss ich nach etwas Neuem Ausschau halten. Zum Glück passen die Vorderachsen vom XJ der Serien 1-3 ohne Probleme |
Thu Sep 08 14:49:55 CEST 2016 | enrgy
wieder mal ein interessanter einblick in die innereien deines autos!
frage:
warum sind die bremssättel noch so schön glanzend, während ihre schrauben schon recht verrostet daherkommen? sind die aus eloxiertem alu?
Thu Sep 08 15:12:09 CEST 2016 | Trottel2011
Ein, die Sättel sind aus Stahl aber - wie oben stehend - nicht alt. 6 Monate vor dem Kauf wurden neue Sättel eingebaut. Und fader Wagen seitdem keine 2000 km bewegt wurde, sind die Sättel nur leicht staubig, der Rest aber verrostet...
Sat Sep 10 14:13:34 CEST 2016 | ElHeineken
Immer wieder interessant. Habe übrigens heute den NSX zum Containerhafen gebracht, ist jetzt bei mir also auch "spannend" :-)
Sat Sep 10 14:54:33 CEST 2016 | Trottel2011
Oha! Jetzt wird es ernst
Ob sich der NSX mit den deutschen Autochens verstehen wird?
Sat Sep 10 15:11:14 CEST 2016 | ToledoDriver82
In etwa so wie dein Jaguar
Sat Sep 10 15:49:01 CEST 2016 | Trottel2011
Die Iron Lady wird sich nie mit den deutschen Autos verstehen... Das merkt man schon an ihrer Art Wie ich halt
Sat Sep 10 16:39:35 CEST 2016 | ToledoDriver82
Sun Sep 11 02:00:07 CEST 2016 | ElHeineken
Ich schätze das wird ähnlich laufen
Sat Oct 01 17:29:45 CEST 2016 | Trackback
Kommentiert auf: Auch Trottel können richtig liegen...:
Hilfsträger? Fahrschemel? Subframe? Egal... Teil 3
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