Sun Jun 22 16:10:08 CEST 2014 | Trottel2011 | Kommentare (8) | Stichworte: Jaguar, XJS
Hallo Motor-Talker!
Kühlsystem im SchemaIm Rahmen meiner "Abdichtungsarbeiten" musste ich diverse Schläuche entfernen und dachte: naja, dann ersetzen wir sie gleich mit. Man weiß ja anhand eines Blickes nicht unbedingt wie alt eine Leitung ist. Sie kann im Augenblick noch richtig gut aussehen, aber im nächsten Moment, es reicht einfach ein Stau an einem richtig heißen Tag, und schon hat man einen überhitzten Motor weil eben jener Schlauch geplatzt ist. Und weil die "Kampf gegen Inkontinenz" Reihe nicht noch um "Kühlwasser" ergänzt werden sollte, mache ich das mal richtig komplett dicht!
Da der V12 von Jaguar gelegentlich dazu neigt, seinen gesamten Kühlmittel abzulassen und dadurch danach unbrauchbar zu werden, will ich in diesem Zusammenhang die gesamte Kühlanlage (soweit möglich) prüfen. Zum Glück sind alle Gummileitungen und Rohre im Motorraum zu finden - mit Ausnahme der Heizungsmatrix, die aber definitiv heile ist, da sie im Sommer auch sehr gut heizt (ohne Abstellmöglichkeit! ).
Thermostat und Gehäuse Bank BMeine Iron Lady ist eine Dame mittleren Alters und somit aus einer Zeit, aus den Katalysatoren ohne Aufpreis bestellt werden konnten. Aber der Erstbesitzer war weise, und hat sich gegen den Kats entschieden. Das bedeutet, dass man nicht auf Lambdawerte achten muss und ebenso wenig auf eine Einstellung der Anlage um den Kat richtig betreiben zu können (die meisten Fahrzeuge mit Kats arbeiten von der Kühlmitteltemperatur her um die 90° oder mehr!). Hier empfehlt es sich die 82°C Thermostate zu nehmen - die ich natürlich bereits habe und einmal eingebaut habe. Es gibt auch noch Thermostate mit ca. 79° und auch 75°, aber diese sind eher für die Regionen um den Äquator gedacht und somit im sonnig-feuchten Europa nicht sonderlich hilfreich (schließlich gibt es auch Tage, an denen man auch im Minusbereich fahren kann/möchte). Aber die Thermostate sind nun mal nur der Beginn... Die Kühlanlage besteht auch aus mehr Teilen als den Thermostaten.
Der XJ-S bzw. anders gesagt, der V12(!) hat eine Menge Kühlwasser intus (ca. 19,5l!). Das viele Kühlwasser gelangt über verschiedene Leitungen zum Kühler und Wärmetauscher sowie wird im Motor von einer zur anderen Seite über Schläuche und Rohre bewegt. Zwischen diesen Teilen liegen Gummischläuche mit Gewebeverstärkung. Wie man bekanntlich weiß, altert Gummi. Es wird spröde. Zeitgleich wird das Gewebe in den Schläuchen auch deutlich schwächer. Das Ergebnis ist, dass sie irgendwann den Druck nichts entgegnen können, sich weiten und irgendwann das Gummi reißt (die Kühlanlage ist bis 15 PSI/1 Bar angegeben!) und dann macht es "platsch". Ob man das merkt? Sicherlich nicht. So träge die Instrumente sind und so sehr man sie auch glauben möchte, im Kopf kommt dann der Gedanke "Ach, ist nur ein Elektrikfurz". Das ist schon oft genug passiert. Das Risiko möchte ich nicht eingehen - nicht mit dem hitzeempfindlichen V12 unter der Haube. Und Dampfschwaden bei der Fahrt merkt man auch nicht... Nur bei langsamen Geschwindigkeiten oder im Stillstand...
15(!) KühlleitungenAlso ersetzen wir einfach alle Wassergefüllten Leitungen. Zur Info: es sind viele! Um genau zu sein 15. Nein, nicht alle führen zum Kühler aber sagen wir es mal so... Alle Schläuche haben einen Zweck. In meinem Alltagsauto habe ich ca. 6 Stk. gezählt (ich habe keine weiteren Schläuche finden können). Das ist mal eben eine großer Unterschied!
Einbauposition vom FernwasserkastenNun, fangen wir an. Mein Motor ist bereits vom Kühlwasser befreit worden (als ich die Servopumpe ausgetauscht habe, musste das Kühlwasser dafür weichen) also brauche ich das nicht ablassen. Wir schauen, wo es leer ist, einfach mal in verschiedene Pötte rein. Der "Fernwasserkasten" - wie Jaguar den Ausgleichsbehälter nennt - sitzt vorne Links und ist komplett aus Stahlblech geschweisst. Diese werden gerne mit dem Alter löchrig - kennt man wenn Wasser und Eisen sich eben dauernd begegnen - und sollten daher, wenn möglich, angeschaut werden. Ausgebaut wird es schnell: im Radkasten die 3 Muttern lokaliseren, lösen und abziehen. Fertig. Dahinter finde ich keinen Rost. Also ist die Karosserie wirklich in einem sehr schönen Zustand im Motorraum. Einmal abgewischt und schon strahlt das Arctic Blue wie neu, wenn es nur so bleiben würde!
Wie man sieht recht gutDer Kasten sieht soweit heile aus. Es hat ein paar kleinere Roststellen. Einmal kurz reinigen, neulackieren und danach ordentlich durchfluten, da die Plörre, die da drin war, alles Andere als Gesund sein wird! Eine recht dickflüssige Flüssigkeit kam beim "Fluten" heraus. Es stellte sich als Rost dar. Also wurde der V12 offenbar eine Weile mit normalem Wasser gefahren statt mit Kühlflüssigkeit, da der Kasten damit nicht rosten würde... Also, geflutet und gespült, innen wieder sauber.
Schauen wir nach dem Einfüllstutzen bzw. der Bypassleitung, die Bank A mit Bank B verbindet (Thermostat zu Thermostat) um danach zur Wasserpumpe zu führen und auch aus Stahl und Messing besteht. Es wird mittels 3 Gummischläuche mit den "Wasserrails" und der Wasserpumpe verbunden. Natürlich sind die Schläuche schwer zugänglich (hätte ich nicht ein Thermostatgehäuse entfernt, würde ich gar nicht rankommen) und damit fummelig zu lösen. Bevor ich diese Leitung ausbaue, habe ich mir, in weiser Vorahnung, ein Ersatzrohr beschafft. Zu Recht, wie sich später herausstellen wird!
Originalrohr im MotorraumDiese Leitung ist sehr bescheiden konstruiert. Stahl, Messing und Aluminium in einem Kühlkreislauf. Bekanntlich wandern die Elektroden immer zum edleren Metall und das Unedlere wird dabei aufgelöst/geopfert. Und so ist es mit diesem Stahlrohr. Es gammelt damit nicht nur von Innen, sondern auch von Außen, weil es, wenn gefahren, im Fahrwind steht und mit Wasser und co beschossen wird. Dadurch entwickeln diese Rohre immer irgendwelche Undichtigkeiten oder besser gesagt es entstehen Löcher. Meine Bypassleitung wurde bereits mit Dichtungskit behandelt!
Ein Ersatzrohr ist schnell und effizient beschafft und untersucht. Es stammt aus einem Jaguar XJ12 (also der Limousinenschwester) und ist somit identisch zu meinem. Nach Sichtung sieht es dicht aus. Zwar stark angegriffen, aber immer noch brauchbar von der Optik. Ich entschied mich sehr spontan das Rohr doch sandstrahlen zu lassen (ein Dank hierbei geht an die Experten von Strahlmaxx in Verden Aller - klasse Firma, freundliches Personal und besten Service! Haben sich auf das Sandstrahlen von Oldtimerteilen und Industriegütern spezialisiert) was auch wieder eine gute Idee war!
Sandgestrahltes BypassrohrRiss/Gammel im RohrEin Glück, dass ich mich doch hierzu entschieden hatte! Es stellte sich heraus, dass im Bereich des Überganges vom Thermostatgehäuse von Bank A zum Rohr eine kleine Naht bzw. die Verbindungsnaht durchgerostet war. Hätte ich das Rohr einfach eingebaut, wäre das irgendwann aufgerissen und ich hätte einen Motorschaden! Naja, übertrieben gesagt Bevor das passiert, lasse ich es lieber so... Also bringen wir die Stahlleitung zum Schweisser, der eben die Naht verbessert und erneuert. Geschweisst und die Dichtfläche ist wieder schön plan und perfekt.
3. SchichtWir lackieren nun jetzt die Leitung mit viel Lack und viel Schutz! Erst einmal gründlichst vom Staub und Dreck (Hände reichen ja schon aus um Dreck aufzubringen) und bereiten es für eine Schicht Zink-Alu-Spray vor (Korrosionsschutz) und lackieren. Danach mehrere Schichten mattschwarzer Lack, damit auch das gut ausschaut. Natürlich hitzebeständig (schließlich wird der V12 und das Kühlwasser sehr sehr sehr warm!). Ich denke das Ergebnis kann sich sehen lassen. 25 weitere Jahre sollten sich mit der nun rostfreien Bypassleitung wieder bewerkstelligen lassen können
Schauen wir noch mal weiter, welche Gummischläuche hier noch fällig sind... Es gibt die Entlüfungsschläuche vom Kühler, die Schläuche zum Heizungsmatrix und noch ein paar Weitere. Die sind alle sehr sehr schnell entfernt. Einfach Schelle ab, Schlauch abdrehen (weil kein Frostschutz verwendet wurde, sind die Dichtflächen etwas rostig) und die Kontaktfläche wieder entrosten.
Mit dem schönen Chromdeckel versehenDie 3 großen Leitungen (Bank A zum Kühler und Bank B zum Kühler sowie vom Kühler zur Wasserpumpe) sind schnell entfernt - da sie ja schon im Rahmen der Keilriemenarie ausgebaut wurden . Auch hier müssen die Kontaktflächen gereinigt werden, es sei denn, man möchte das Ganze in wenigen Monaten wiederholen. Also kloppen wir die Verkrustungen ab, schleifen sie glatt und gehen dann mit gutem Reiniger bei, welches nicht das Material schadet. Klasse ist, dass die Schlauchschellen, auch wenn sie tief versteckt sind, immer noch zugänglich sind - Jaguar denkt ab und zu auch mit!
Hier mit etwas GegenlichtDie Bypassleitung ist nun beschafft (durch das Jaguarforum.de), gestrahlt, geschweisst und gelackt, und ich kann meine Bypassleitung ausbauen und überholen (es eilt jetzt zum Glück nicht). Nach Sichtung ist eine Überholung meiner Bypassleitung etwas "unsinnig". Es strotzt nur vor Gammel und Löcher! Ich werde sie auch noch mal strahlen lassen, schauen wie es dann bei rauskommt. Wenn da nichts Brauchbares am Ende von überbleibt, habe ich nichts verloren.
Alle Schläuche bereitgelegt!Als ich den Wagen das letzte Mal zugelassen hatte, merkte ich, dass meine Heizung entweder GAR nicht ging oder nur auf der stärksten Stufe. Ich sah mich schon das Armaturenbrett (die paar Schrauben ) ausbauen um an die Heizungsmatrix heran zu kommen... Da wir aber JETZT die Möglichkeit haben, das jetzt endlich zu beheben, machen wir uns auch an das heran. Eine kleine Prüfung ergab, dass mein Heizungsventil, welches an der Spritzwand im Motorraum sitzt und aus Messing besteht, fest ist. Zum Glück habe ich ein Ersatzventil aus Schrotti. Einmal richtig auf Glanz gebracht und schon habe ich etwas Schwein Die Heizung sollte nach dem Einbau des neuen Ventils richtig funtkionieren... Sollte!
Da ich heute, aufgrund meines Geburtstages, nicht lange schrauben konnte, habe ich alles vorbereitet, damit ich nächstes Wochenende bzw. auch im Laufe der nächsten Woche die neuen Schläuche anbringen kann. Alle liegen an den Stellen bereit, wo sie nun eingesetzt werden sollen. Ebenso werden die überholten Stahlteile eingesetzt werden...
Mal schauen ob das noch im Laufe der Woche (endlich wieder Frühdienst bei der Arbeit ) oder am Wochenende (mit Samstagsdienst) gemacht wird |
Sun Jun 22 18:58:52 CEST 2014 | Gorgeous188
Oje, das steht mir auch noch bevor. Bin schon froh, dass ich vor ein paar Wochen die Entlüftungsschläuche für Einspritzventil und Ventildeckel erneuert habe. Ab Werk war das ein einziger Schlauch mit drei Enden, der natürlich nicht mehr lieferbar ist. Ersatz tat Not, weil schon an zwei Stellen gerissen.
Sun Jun 22 20:20:53 CEST 2014 | PIPD black
Alles Gute zum Geburtstag.....und ich ahne, was es hauptsächlich an Geschenken gab. Stellt sich nur die Frage: hast du oder die Lady Geburtstag.
Sun Jun 22 20:23:10 CEST 2014 | Trottel2011
Ich und es gab für die Lady NÜSCHTS! Ist ja schließlich mein Ehrentag! (Danke) Sie hat erst im August!
Sun Jun 22 20:33:52 CEST 2014 | ToledoDriver82
Oh,na dann von mir auch alles gute.
Da haste dir ja ne dolle Arbeit rausgesucht an deinem Ehrentag
Sun Jun 22 20:50:55 CEST 2014 | PIPD black
Hmmm.....na wenn es für die Lady nix gab, haste ja auch keine Freude an den Geschenken.
Mon Jun 23 12:44:16 CEST 2014 | Trottel2011
@ Toledo
Danke! Das ist eine Arbeit, die auch mal gemacht werden muss
@ PIPD
Och doch... Es gab eine Sache für die Iron Lady... Kühlwasser!
Sun Jul 06 14:51:57 CEST 2014 | Trackback
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Thu Dec 08 18:50:37 CET 2016 | Trackback
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Vor 2 Jahren hatte ich einst alle Kühlerschläuche an der alten Lady erneuert. Daran kann ich mich gut erinnern, schliesslich habe ich geflucht und wieder [...]
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