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Sun Nov 03 18:55:59 CET 2013    |    Trottel2011    |    Kommentare (8)    |   Stichworte: HE, Jaguar, XJS

Hallo Motor-Talker!

 

Im ersten Teil habe ich angedroht einen zweiten Teil zu verfassen... Jetzt wird die Drohung Wirklichkeit!

 

Die Bahnfahrt nach Victoria Die Bahnfahrt nach Victoria

 

Der Donnerstag war da. Ich mache mich auf zum Bahnhof um den 8.14 Uhr Zug nach London zu nehmen. Ungewöhnlich, der Zug ist pünktlich da. Nichts mit 30 Minuten Verspätung wie eigentlich immer mit der englischen Eisenbahn. Egal, ich nehme Platz, habe das restliche Geld in einer Tasche bei mir und mache mir Sorgen. Alleine in die größte Stadt Europas. Einer Stadt mit hoher Kriminalität und voll mit Kameras. Egal, ich muss das durch.

 

Die Bahnfahrt nach VictoriaDie Bahnfahrt nach VictoriaDer Zug kommt in Finbury Park an. Der Arsenal Stadion ist sichtbar. Runter in die Tube und mich in die Fluten von Menschen eingereiht. Schnell zum Victoria Station. Aber wohin? Egal welche Richtung die Tube fährt, sie führt zum - richtig - Victoria Station. Das Gedränge ist groß, der Bahnhof verwinkelt und irreführend. Nach ca. 5 Minuten finde ich den Ausgang zum Bahnhof... Wow! DAS ist mal ein Kopfbahnhof! Gleis 1 gefunden und die Fahrt in den Süden geht los.

 

Die 10 Minuten in der Bahn vergehen schnell und ich bin beim Verkäufer. Ein netter und sympatisch wirkender Mensch. Wie telefonisch eingeschätzt. Bevor er den Wagen aufmacht, mache ich meinen Rundgang. Motorhaube ist kalt, also ist der große V12 ebenfalls kalt.

 

Die Radläufe abgetastet, innen wie außen... TROCKEN! Kein Rost. Es hat zwar gut geregnet und der Wagen wurde gut gewaschen, aber ich finde keinen Rost an den üblichen Stellen. Ein kleiner Punkt hier, ein 2 Cent großes Stückchen da. Aber ansonsten: topp! Die Katze weist ein paar Gebrauchsspuren auf. 25 Jahre gehen nicht Kampflos an einem Edelkater vorbei. Aber keine Unfallschäden. Keine großen Dellen. Am Radlauf hinten links ist eine Delle. Am Radlauf ist etwas Lack ab. Aber es ist alles im "Normalem Rahmen". Besser als ich erwartet hatte.

 

Der Verkäufer schließt auf... Der Blick im Innenraum ist für die Götter. Als ob ein Wohnzimmer sich auftun würde. Leder, Holz und wenig Plastik. Alles gut platziert und verarbeitet. Die Sitze zeigen 25 Jahre Patina. Soll ich sie reinigen? Damit geht alles verloren... Gedanke für später. Der Himmel hängt - bei Fahrzeugen aus der Zeit ist das normal - bei allen Marken mit geformtem Himmel.

 

Da der Motor kalt war und ist, konnte eine Kaltstartproblematik nicht vertuscht werden. Das heißt, wenn es nicht sofort anspringt, ist der Wagen für mich Geschichte. Der Verkäufer steckt den Schlüssel, welches mehr einem Haustürschlüssel gleicht, ins Zündschloss und dreht. Kein "Ökel ökel ökel" sondern es klingt, als würde der Anlasser durchdrehen. Aber der Motor springt trotzdem an. Es klingt, als würde eine Turbine starten. Unvergleichlich. Der Motor ist sofort wach. Es faucht. Es will fahren. Es wird ungeduldig.

 

Der Verkäufer setzt sich auf dem Beifahrersitz, ich auf den Fahrersitz. Die Automatik auf R da ich ausparken muss. RUMPS. R ist drin. Typisch Borg Warner Automatik. Bremse sachte gelöst und der Wagen zieht sich rückwärts. Danach D rein, nochmal RUMPS. Blinker gesetzt und ab gehts!

 

Die Lenkung steht leicht schief. Das ist nicht schlimm. Der Motor macht einen dezenten, unauffälligen Ton. Sehr angenehm. Es ist irgendwas am Abgastrakt undicht aber schlimm kann das nicht sein. Der Motor läuft trotzdem ruhig. Die Lenkung lenkt, die Bremse bremst, die Räder rollen, die Automatik automatisiert ähm schaltet und das sanft. Kein Jaulen. Kein Knacken. Kein Poltern. Das Fahrwerk ist gut!

 

Ein Morris Marina Coupé!Ein Morris Marina Coupé!Das Auto macht was her. Leute gucken und schauen zu. Ich bin hin und weg. Ich nehme den! Schnell ist ein guter Preis ausgehandelt (der Gentleman schweigt und genießt) und ich mache mich auf dem Weg zur Übernachtungsstelle. Vorher geht es zum Tanken und danach auf die M25 und natürlich in den Stau. Doch was taucht auf!? Ein Morris Marina Coupé! Das ist doch mal ein Omen!

 

Ich bekomme es mit der Angst zu tun... Da ich den Bordcomputer nicht resettet habe, stehen 8 mpg drauf. Das sind ca. 29l/100 km. Ein 90l Tank reicht dann für vielleicht 300 km. Nicht gut! Die Tankanzeige fällt im Stau rapide. Die Temperatur der Maschine steigt an. Der Öldruck fällt. Oh mein Gott! Aber es ist ein Engländer. Gas geben und die Temperatur fällt und der Öldruck steigt. "Puh!"

 

Das Heck hinten rechtsDas Heck hinten rechtsNach 70 km bin ich bei meiner Tante in der Einfahrt. Diese 70 km brauchten zwar gute 2 Stunden, aber ich bin da und die Tankanzeige steht bei 50%. Wenn es so weiter geht, sollte ich eine Stammkundenkarte bei meiner Tankstelle im Dorf bestellen! Die Fähre für den nächsten Morgen ist bestellt und somit kann die Heimfahrt losgehen...

 

Am Abend fahre ich zum Pub wo ein Bekannter meiner Tante auf uns wartet. Ein Jaguar Fahrer durch und durch. Er selbst mit X-Type und XJ-R sowie einem E-Type im Aufbau! Nach seiner Begutachtung: klasse Auto! Und bei dem bezahlten Preis und nach dem Modelljahr werde ich kaum ein besseres Auto aus Britanien finden! USA oder Sahara ja, aber im feuchten Britannien: nein.

 

Die Überführung nach Deutschland bekommt einen separaten Artikel :) Mehr dazu in Teil III.


Sun Nov 03 19:40:47 CET 2013    |    Al Bundy II.

Wirklich schöner Artikel und interessante Geschichte - vor allem für einen (heimlichen) Fan englischer Automobile (wie mich :D)! Viel Spaß und allzeit gute Fahrt! ;)

Sun Nov 03 19:58:23 CET 2013    |    Mad_Max77

Schöner Wagen, wobei ich den facegelifteten XJ-S mit den schwarzen Rückleuchten noch cooler finde.

Sun Nov 03 20:33:00 CET 2013    |    Trottel2011

Dann ist es der XJS. Der Bundestrich fiel dek Facelift zum Opfer ;)

Sun Nov 03 20:48:29 CET 2013    |    100avantquattro

Hatte zu DM-Zeiten.... muß Ende 90 gewesen sein... mal einen XJS von 88 oder 89 angeboten bekommen. War ein Student, ein Freund meines Cousins... der sich diese Träumerei ohne Recherche der zu erwartenden Kosten angetan hatte und das Ding dann... ohne ihn je angemeldet zu haben... schnellstens wieder loswerden wollte. 3.500 DM war der Preis damals. Ich wohnte in Sachsen-Anhalt, der Typ samt Wagen stand in Mecklenburg Vorpommern.

Hatte damals wohl noch meinen alten SL und von daher einen direkten Vergleich mit einem anderen... irgendwann mal gutem Auto. Bin aber voller Hoffnung, einem Satz von damals wohl wirklich noch roten Kennzeichen und einer Vision von mir im Jag im Kopf mit dem Zug hochgefahren.

Der Wagen war auf den 1. Blick in echt gutem Zustand. Zündung an und der Riesnmotor schnurrte unerwartet sanft vor sich hin. Da ich nicht der Typ zum Handeln bin, der Kaufpreis nicht mal einem halben Monatslohn entsprach.... gab's zumindest keine Diskussionen über den Preis.

Normalerweise würde man jetzt bezahlen, einsteigen und losfahren. Vorsichtshalber wollte ich aber lieber nochmal unter den Wagen schauen. Ich weiß gar nicht, warum ich das wollte. Ich hatte keine Ahnung von durchdachter automobiler Technik und von den Tücken und "Innovationen" der Engländer gleich mal gar nicht. Der Verkäufer hatte ein gutes Gefühl und stimmte dem Vorhaben zu, den Wagen bei TÜV oder DEKRA unter die Lupe nehmen zu lassen. Dann bekommt man dann entweder eine Plakette oder eben keine Plakette aber eine Übersicht über die erkannten Mängel.

Also zum TÜV... Sache geschildert und rauf auf die Bühne. Das 1., was dem Prüfer auffiel... oder was auf ihn fiel.... waren Öltropfen, im Sekundentakt auf seinen Kittel tropften. Als Jaguar-Laie wußte ich nun nicht, ob das gut, schlecht oder Serie ist. Zumindest machte der Prüfer irgend ein Kreuz auf seinem Formular. Dann erklärte er mir die hintere Bremse und warum die Bremse nicht dort saß, wo sie bei vernünftigen Autos sonst saßen. Und er zeiget mir die Reste irgendwelcher Achshalterungsklötze. "Alles machbar.... kostet eben nur" lautete es beruhigend aus seinem Prüfermund. Wirklich beruhigt hat mich das alles aber dann doch nicht. Wir hatten November und ich alles andere als Lust, den Winter unterm Auto zu verbringen. Geld war sicher das geringste Problem. Aber ich wollte fahren. Hier, jetzt, heute! "Bis wohin müssen Sie denn mit dem Wagen" fragte der Prüfer, da er an meinem wenig nordischen Dialekt sicher leicht erkennen konnte, daß ich sicher nicht um die Ecke wohnen würde. "Naja, bis nach Halle" meinte ich. Und dann kam das, was man regelmäßig von Besuchen bei A.T.U. kennt. Das Gesicht verzog sich, Sorgenfalten bildeten sich auf seiner Stirn. "Naja, es MUSS ja nix passieren. Das kann noch eine ganze Weile halten. Aber gemacht werden sollte das schon. Ist ziemlich gefährlich, wenn sich die Achse vom Rest des Autos löst.... aber das muß natürlich nicht passieren. Aber 400 km sind schon eine ganze Ecke. Aber wie gesagt... das hält sicher noch eine Weile. Vielleicht". Na, wenn DAS mal keine klare Aussage ist...?!

Der Verkäufer bekam das natürlich auch alles mit und selbst auf seinem jugendlichen Gesicht bildeten sich Falten mit jedem Kreuz oder Seufzer des Prüfers.

Abschließendes Urteil des Prüfers. Ein schöner Wagen... mit Macken und Reparaturstau. Alles machbar... irgendwie. Direkt abgeraten hat er mir nicht. Aber meine Bequemlichkeit, die Aussicht auf eine Zukunft mit ölverschmiertem Gesicht und schwarzen Fingernägeln und vielleicht auch die englische Definition von "Wartungsfreundlichkeit" konnten mir das nun nach unten geänderte Angebot von 2500,- DM nicht schmackhaft machen.

Ich hatte also einen Tag, ein paar Märker für Fahrkarte, Schilder und TÜV verbraten und bin wenige Kilometer mit einer Ikone gefahren. Aus dem Jag und mir wurde kein Paar. Wer weiß, wozu es gut war.

 

Heute ärgere ich mich natürlich, diesen und andere Fahrzeuge nicht gekauft und andere Fahrzeuge wieder Jahre zu früh verkauft zu haben. Beim nächsten Mal bin ich schlauer. Aber daß ich schlau bin, dachte ich bei jedem Kauf, Nichtkauf oder Verkauf.

 

Viel Spaß mit dem englischen Patienten

Mon Nov 04 12:47:25 CET 2013    |    PIPD black

Zitat:

Schnell ist ein guter Preis ausgehandelt (der Gentleman schweigt und genießt)...

Dein Geheimnis ist aber kein echtes: KLICK;):D

Mon Nov 04 19:52:42 CET 2013    |    Trottel2011

Das ist nur der Ebay Preis... Was in Echt bezahlt wurde durch Verhandelungen steht da nicht ;)

Mon Nov 04 20:00:04 CET 2013    |    PIPD black

Klar, aber dass es nicht 12 Mille gewesen sind, ist auch klar.

Mon Nov 04 20:36:08 CET 2013    |    Trottel2011

Habe ich das irgendwo behauptet? :)

Deine Antwort auf "Rule't Britannia wirklich? Habe ich mich richtig entschieden?"

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Current Vehicle:

The Daily Driver:

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Hersteller: Volvo Cars

Auto: V70 (Typ B/III)

Motor: R5, D5244T10 (2.4l R5, 205 BHP)

 

Former Vehicles:

The Depressing Daily Driver:

Mister FU

Hersteller: Stellantis (Fiat)

Auto: Tipo (Typ 356)

Motor: R3 Firefly (1.0l, 100 BHP)

 

The Former Daily Driver:

Lusysan

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Auto: 124 Spider (Typ 348 bzw. NF)

Motor: R4 Multiair (1.4l R4, 140 BHP)

 

The Former Crown Juwel:

Die Iron Lady

Hersteller: Jaguar Cars Ltd.

Auto: XJ-S (XJ27)

Modelljahr: 1989.5

Motor: V12 (5.3l V12, 295 BHP)

 

A Former Daily Driver:

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Hersteller: FCA (Fiat)

Auto: 500 (312) "Lounge"

Modelljahr: 2018

Motor: R4 (1.2l R4, 69 BHP)

 

Another Former Daily Driver:

Rusty Jag

Hersteller: Jaguar Cars Ltd.

Auto: XJ8 Executive (X308)

Modelljahr: 1997

Motor: V8 (3.2l V8, 237 BHP)

 

Yet Another Former Daily Driver:

The Jaguar Formerly Known As "Jag"

Hersteller: Jaguar Cars Ltd.

Auto: XJ6 SPORT (X300)

Modelljahr: 1995

Motor: R6 (3.2l R6, 211 BHP)

XJ-S in Teilen und Modellen

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