Sat Nov 01 17:30:49 CET 2014 | Alfa.Tiger | Kommentare (7) | Stichworte: 136, Fuego, Klassiker, Oldtimer, Renault, Youngtimer
Nach dem Kauf, bei dem ich natürlich eine Probefahrt und ausgiebige Begutachtung (soweit ohne Hebebühne möglich) gemacht habe, folgte erstmal die ausführliche Bestandsaufnahme:
Ein paar Mängel, auf die mich bereits der Vorbesitzer hingewiesen hat, gibt es dann allerdings doch:
Der Wischwasserbehälter zum Ersten
Die einfachste Baustelle erschien mir im Juni nach dem Kauf zunächst der Wischwasserbehälter nebst Pumpe, denn dieser lag ausgebaut im Kofferraum. Der Wischwasserbehälter hat einen Riss an der Unterseite, der vom Vorbesitzer auch mit Heißkleber nicht abgedichtet werden konnte. Der Metallbügel, mit dem der Behälter im Motorraum befestigt wird, ist komplett durchgerostet, vermutlich aufgrund des Risses im Behälter. Die Wischwasserpumpe hat sich bei genauerer Betrachtung in ungefähr 5 Teile aufgelöst und war damit auch nicht mehr zu gebrauchen.
Provisorische Halterung mit LochbandWinschwasserbehälter vom Twingo
Keines der Teile ist bei Renault als Ersatzteil verfügbar. Also musste kurzfristig eine Bastellösung her: Beim Auktionshaus habe ich einen gebrauchten Behälter nebst Pumpe vom Twingo I erstanden, da die Bauform am ehesten zu passen schien. Die Befestigung mit Lochband war nur eine Kleinigkeit, ebenso ein adaptierter Stecker für die Stromversorgung der Pumpe. Problem gelöst, nicht schön, aber funktioniert.
Der Zahnriemen
Die nächste Baustelle war der Zahnriemen. Dieser wurde zuletzt zwar bei 153.000 km (jetzt: 166.000) gewechselt, aber das war im Jahr 2005! Als Alfa-Fahrer bin ich beim Zahnriemen sehr vorsichtig, da ich bereits einige V6 gesehen habe, die den Zahnriementod gestorben sind. Auf eigene Erfahrung bin ich jedoch nicht scharf. Der im vorigen Artikel bereits erwähnte Bekannte mit jahrzehntelanger Fuego-Erfahrung stand sofort hilfsbereit parat und besorgte einen neuen Zahnriemen. Also bin ich im Juli zu ihm hin und nach dem Abkühlen des Motors ging es dem alten Zahnriemen an den Kragen:
Der Zahnriemen ist freigelegt.Die Positionen von Kurbelwelle und Nockenwelle wurden markiert.
Da der Motor vorne längs eingebaut ist, befindet sich der Zahnriemen halbwegs gut zugänglich direkt hinter dem Kühler. Also Motorhaubenschlossträger entfernen, Kühler ausbauen, Riemenabdeckung abnehmen, Keilriemen für Wasserpumpe, Lichtmaschine und Servolenkung entfernen und schon lag der Zahnriemen vor uns. Nockenwelle und Kurbelwelle wurden mit einem bzw. zwei weißen Strichen markiert, der Riemen runtergenommen, die Markierungen auf den neuen Riemen übertragen und der neue Riemen wieder eingebaut. Mit abgenommenem Zündverteiler den Wagen einmal kurz vom Starter laufen lassen: Passt! Und in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammenbauen.
Da ein Großteil der Motorkühlflüssigkeit ausgelaufen ist, musste das System wieder befüllt und entlüftet werden. Leider ist die Entlüftungsschraube an der Wasserpumpe aus Kunststoff und bricht nur allzu leicht. Daher haben wir mit 4 Händen die Luft nach und nach aus dem System in den Reservebehälter gedrückt, den Rest wird die kräftige Wasserpumpe erledigen. Zeitaufwand: ca. 3 Stunden inkl. Abkühlphase nach der Ankunft. Mit neuem Vertrauen in den Motor ging es dann auf die 180 km lange Rückfahrt.
Der Wischwasserbehälter zum Zweiten
Bei dem Auktionshaus bin ich Ende Juli über einen gebrauchten Wischwasserbehälter gestolpert, den ich mir gleich gesichert habe. Angeblich mit funktionsfähiger (aber nicht getesteter) Pumpe und intaktem Haltebügel. Behälter und Bügel waren top, die Pumpe sah nicht viel vertrauenerweckender aus als meine zu Staub zerfallene eigene Pumpe. Dennoch war der Einbau nur eine Frage von Minuten. Theoretisch. Denn leider ist ein Steckkontakt in der Stromleitung für die Pumpe defekt: Eine Kontaktlasche ist nach starker Korrosion zu staub zerfallen, eine andere Lasche ist vom Kabel abgebrochen. Da die defekte Scheinwerferreinigungsanlage über diesen Strang ebenfalls via Y-Abzweiger (bei Schläuchen und Kabeln) versorgt wurde, wurden die Y-Kabel kurzerhand abgeklemmt und die Zuleitung direkt an die Pumpe angeschlossen. Passt!
Abgerissene LötstelleDer fertig montierte Wischwasserbehälter
Erwartungsgemäß funktionierte die Pumpe aber nicht. Beim Auktionshaus habe ich nach den Ersatzteilnummern gesucht und zwei unterschiedliche neue Ersatzpumpen gefunden. Die erste, die ich bestellt hatte, war leider nicht passend, die ET-Nummer war für dieses Modell nicht korrekt. Die zweite passte dann und verrichtet nun klaglos ihren Dienst. Brauchen werde ich sie wohl so gut wie nie, außer alle 2 Jahre für die Hauptuntersuchung.
Die Benzinleitungen
Im August folgte dann die größte Überraschung: Aufgrund des etwas schwammigen Gefühls an der Hinterachse habe ich beim ADAC kostenlos die Stoßdämpfer testen lassen. Ergebnis: tadelloser Zustand aller Stoßdämpfer. Das Fahrgefühl ist eher der Pendelachse im Heck zuzuordnen und scheint normal für den Fuego zu sein.
Da der Prüfer Zeit und Interesse am Wagen hatte, nahm er ihn anschließend auf die Bühne und begutachtete ihn intensiv. Aus Interesse kam noch ein TÜV-Prüfer hinzu, der noch nie zuvor einen Fuego gesehen hatte. Beide bestätigten dem Wagen einen sehr guten Zustand (was mich beruhigt hat). Außer: Die Kraftstoffleitungen aus Metall sind komplett durchgerostet! Unterhalb des Vergasers kurz vor der Benzinpumpe - weder von oben noch von unten ohne Bühne einsehbar – waren die Leitungen bereits aufgeplatzt und wurden nur noch von einer dünnen inneren Schicht Rost zusammengehalten! Weiterfahren unmöglich, so fiel leider meine Teilnahme am Jahrestreffen der Fuego Freunde e.V. ins Wasser, denn eine kurzfristige Reparatur war weder bei einer deutschlandweiten Werkstattkette mit 3 Buchstaben (keine passenden Ersatzteile verfügbar) noch beim örtlichen Renault-Händler (keine Kapazitäten) noch bei einer freien Werkstatt um die Ecke (keine Erfahrung) möglich.
Blick von unten: Neue BenzinleitungBlick von oben auf die Benzinpumpe
Also habe ich den Wagen beim örtlichen Renault-Händler abgestellt. Der Meister hat sich an seine Lehrjahre erinnert gefühlt, aber seitdem keinen Fuego mehr auf der Bühne gehabt, das half mir allerdings auch nicht weiter. Dort suchte man nach der Schadensbegutachtung nach möglichen Lösungen. Die beste erschien, die rostigen Teile bis zur Motortrennwand wegzuschneiden und durch Schläuche zu ersetzen. Gesagt, getan! Nach einer Woche war der Fuego dann wieder fahrbereit. Leider habe ich in dem Stress keine Fotos von den rostigen Leitungen gemacht.
Die Baustellen
Korrodierter Kontakt in der Zuleitung der Wischwasserpumpe
Nun bleiben zunächst noch die ausgehärteten Dichtungen des Vergasers und die defekte Scheinwerferreinigungsanlage als Baustellen. Schätzungsweise ist die ausgehärtete Dichtung Schuld an leichtem Kühlflüssigkeitsaustritt, der zu den rostigen Benzinleitungen geführt hat, dies werde ich beobachten. Und die Scheinwerferreinigungsanlage ist laut TÜV-Prüfer nur ein kleiner Mangel und kein Durchfallgrund, damit hat diese Reparatur noch etwas Zeit. Der Motor des rechten Scheinwerferscheibenwischers wurde ausgebaut und einige Kabel hängen lose herum, die Welle des Scheibenwischers ist frei beweglich. Hier muss ich noch eine genauere Bestandsaufnahme durchführen und mich nach Ersatzteilen (oder einem Instandsetzer für Elektromotoren) umschauen. Wenn jemand einen Tip hat, wäre ich sehr dankbar!
Das war’s erstmal zum Motorraum! Mehr Berichte zu weiteren Baustellen folgen in Kürze!
Vielen Dank fürs Lesen! Martin |
Mon Nov 03 13:15:03 CET 2014 | Gany22
Sehr interessanter Wagen, der Fuego, hatte noch nie von dem Wagen gehoert, bis heute. Schoen, dass du alle Probleme loesen konntest, hoffe es geht gut weiter.
Mon Nov 03 14:36:12 CET 2014 | Turboschlumpf6
Absolut interessanter Artikel! Danke!
Er erinnert mich an meine Schraubereien. Dabei habe ich ebenfalls eine emotionale zu Renault.
Wed Nov 05 08:19:30 CET 2014 | Turboschlumpf6
Das Wort "Bindung" fehlt in meinem obigen Beitrag.
Am kniffligsten fand ich immer die Einstellung der Zahnriemenspannung. Heutzutage wird sowas ja automatisch gespannt.
Fri Nov 07 11:49:29 CET 2014 | Schattenparker133450
Toller Bericht! Danke für die Hinweise, da werde ich dochmal nach der Benzinleitung gucken. Und meinem Wischwasserbehälter etwas Ausmerksamkeit zukommen lassen.
Für kommendes Jahr ist "der Aufbau" geplant. Fuego GTX Phase 1
PS. Heb mal die Altteile auf, man kann mehr wieder herstellen wie man glaubt. (z.B. den Behälter aus Polyethylen müsste mit "Prijon Kanu Rep.-Kit" oder Motorradverkleidungskleber funktionieren, die Metallhalterung kannst du bei Schlosser nachfertigen lassen)
Über Facebook findest du Leute mit Classischen Renaults die haben riesige Teilelager, ich habe kontakt nach Holland, Frankreich, Belgien, dadurch bekommen.
Alles wird Gut
Gruß Peter S.
Fri Jan 02 21:15:10 CET 2015 | Antriebswelle49015
Bilder - mein Fuego GTX - Motorraum (Top restauriert)
Sat Jan 03 15:56:29 CET 2015 | Schattenparker133450
Habe deinen Motorraum betrachtet, ganz schön mutig den Motor mit offenen Brennräumen zu bewegen! Der Ventildeckel sieht irgendwie anders aus wo ist der her? Oder ist der vom 2,2liter motor? Die Krümmer sehen beschichtet aus, was hast du für ein Verfahren gewählt?
Bin auch dabei meinen "Fuego GTX" aufzubauen.....deshalb die Detailfragen.
Gruß Peter
Sat May 09 20:52:27 CEST 2015 | Trackback
Kommentiert auf: Das Renault Fuego Projekt:
Der Hohlraum - Rost und Spachtelklumpen
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Nachdem ich mich zunächst ums Gröbste im Motorraum und um die Details im Innenraum gekümmert habe, waren als nächstes die Hohlräume dran.
Ich habe vom [...]
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