Sat Jan 03 23:44:01 CET 2015 | Dortmunder 65 | Kommentare (13)
Rovin D3 Eine kurze französische Episode
Bei Oldi- Motoradfahrern bestimmt besser bekannt und doch auch auf dem Kleinstwagensegment aktiv gewesen. Am besten fang ich mal bei dem Firmengründer an. Raoul Pégulu Rovin ein echter Marquis, geboren in Guadix (Granada, Spanien) und das am 09.07.1896. Oh ein Spanier und wieso französische Motorgeschichte? Raul studierte in Frankreich und trat 1914 gegen den Willen seiner Familie der französischen Armee bei. Nach einer Kriegsverletzung kehrte er Frankreich nicht den Rücken und gründete 1921 eine Werkstatt zum Bau von Zweirädern mit Motoren. Unterstützt wurde er von seinem Bruder Robert de Rovin. Schon früh feierte man erste Erfolge und mit dem eigenem Rennteam auch beachtliche Siege. Es wurden immer größere Motoren gebaut und festigten Rovin im Markt. Raul war immer ein untriebiger Geist und so verwunderte es auch nicht, dass er sich dem Auto widmete. Auto im eigentlichem Sinn wohl nicht ganz. Die ersten Fahrzeuge sahen wie Seifenkisten mit Motor aus, darunter auch Dreirädrige. Es waren Microcars der ersten Stunde und wie es zu Rovin passt reine Spaßmaschienen. Auch mit diesen Einsitzern feierte man schnell Rennerfolge, konnte aber dennoch nicht gegen die ganz Großen bestehen. Richtig starke Motoren gab es nur in Luxuskarossen und US Fahrzeugen und Rovin war halt nur ein Kleinsthersteller. Da Raul immer auf der Suche nach Herausforderungen war, verwundert es nicht, dass er sich 1931 ein Flugzeug zulegte. Der zweite Weltkrieg beendete erst mal das Unternehmertum der Rovins und die Brüder mussten alles einstellen. Im Glauben an gute Zeiten arbeiteten sie im geheimen an ihrem Start nach dem Krieg. Raul war überzeugt, dass es einen großen Markt für Kleinstfahrzeuge geben würde.
Der Krieg war vorbei und Raul sollte recht haben, die Brüder hatten ihre Designstudie bereits fertig. Der Rovin D1 wurde auf dem Pariser Salon 1946 vorgestellt. Mich erinnert der Wagen stark an den Hanomag 2/10. Eine moderne Form des Kommissbrot. Es ist nicht genau bekannt ob es den D1 zu kaufen gab, dies ist aber zu bezweifeln. Erst musste man ja an eine Produktionsanlage kommen. 1947 kauften die Brüder die Aktien von Delaunay- Belleville, einem bis dahin für Luxuswagen und Militärfahrzeugen bekannten Herstellers. Im Werk bei St. Denis sollte die Produktion anlaufen, bis dahin wurde der D1 überarbeitet.
Der Wagen bekam das Kürzel D2, ein besseres Chassis und einen wassergekühlten viertackt Boxermotor, dabei wuchs er in der Länge. Neben dem Motor war auch die restliche Technik den Wagen von Mitbewerbern aller Renault und Citroen überlegen, bzw. waren diese noch gar nicht in der Produktion. Ganz im Sinne von Raul wieder eine Spaß und Sportmaschine. Eine genaue Beschreibung hebe ich mir auf, für den Fall einen vor die Linse zu bekommen. Eine interessante Adresse habe ich schon gefunden. 1949 erkrankte Raul und verstarb, somit stand nun Robert allein auf weiter Flur. Er sah sich nun dem wachsendem Druck der Großen ausgesetzt. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden etwa 700 D2 ausgeliefert und leider blieb kaum Gewinn hängen. Robert ließ die Karosserie überarbeiten und es kam ein moderneres Auto heraus und nun auch mit Türen, denn beim Vorgänger waren die Seitenlinien weit nach unten gezogen um hineinzusteigen. Das Fahrzeug (D3) war ansonsten genau wie der Vorgänger und die neue Form (Mehrgewicht) nahm dem Wagen die Spritzigkeit. Denn wegen der Steuern ist, der 423 ccm Motor nur knapp 10 PS stark. Aber was hatte Rovin zu bieten, eigentlich nichts. Die Großen wurden stärker, besser und billiger. Nur ein Trumpf stach noch, Rovin hatte keine Lieferzeiten. Rovin lieferte nach Holland und sogar nach Südamerika. Der D3 war mit 380 kg und der max. Geschwindigkeit von ca. 75 km ein ideales Stadtauto. Der Heckmotor brachte über ein Dreiganggetriebe die Kraft an die Achse. Der D3 wurde von 1948 bis 1950 etwa 800mal gebaut und durch den D4 abgelöst. Der D4 war ein Facelift mit größerem Kühlergrill und höher verbauten Scheinwerfern, die bei späteren Modellen in der Karosserie integriert waren. Einige technische Änderungen am Getriebe (4 Gänge), stärkere Motor (13PS, ca. 80 km/h) und etwas größere Außenmaße sind da zu erwähnen. Bis 1953 wurden etwa 1200 Einheiten gebaut, wobei 1953 die Produktion mit 110 Stück einbrach. Nach 1953 sollen noch ein paar wenige hergestellt worden sein, nur gibt es keine Angaben darüber. Deshalb kann man weder das genaue Ende noch die genaue Anzahl von Rovin Nachkriegsfahrzeugen bestimmen.
Auf selbstgemachte Bilder und Ergänzungen würde ich mich freuen, denn es gibt auch hier wieder wenig deutsche Literatur.
Ich hoffe ihr habt Spaß gehabt
Euer Dorti |
Sun Jan 04 00:28:59 CET 2015 | max.tom
Sehr gut dorti
Ja die Kleinwagen sind mir ein Begriff hab auch irgendwo mal eine Dokumentation gesehen und gelesen
Sun Jan 04 00:49:06 CET 2015 | legooldie
Sehr gut Dorti!
Endlich mal einer der nicht nur auf grosse PKW steht.
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Sun Jan 04 00:53:26 CET 2015 | Dortmunder 65
ja ich liebe diese Underdogs und es ist ja auch ein Merkmal meines Blogs.
Sun Jan 04 01:00:51 CET 2015 | legooldie
Hab ich schon gemerkt.
Weiter so!!!!!
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Sun Jan 04 01:47:17 CET 2015 | Antriebswelle238
sehr schön geschrieben. Vielen Dank.
Sun Jan 04 10:40:10 CET 2015 | Antriebswelle135730
Wieder mal ein interessanter Bericht zu einer Randerscheinung, die mir völlig unbekannt war. So richtigen dauerhaften Erfolg hatten ja nur wenige Klein(st)wagenprojekte nach dem Krieg.
Sun Jan 04 11:12:00 CET 2015 | Dortmunder 65
Die Kleinstwagen scheiterten daran, dass die Menschen immer etwas mehr haben wollen und an der Art wie die Großen dies bedienten. Mehr Auto für weniger Geld.
Und wenn wir es uns heute betrachten ist kaum ein Unterschied zu erkennen.
Die heutigen Minimalisten halten sich auch nur weil das Geld nicht mehr so locker sitzt.
Sun Jan 04 15:21:07 CET 2015 | Antriebswelle135730
Ja, die Isetta passte ja auch nur in diese Zeit. Aber ein Smart (for2) als Konzept traf ja auch irgendwie den Zeitgeist, ein Audi A2 hingegen nicht. Der Ur-Mini hatte dafür eine sehr lange Karriere. Es erscheint mir immer auch etwas Glück, wie sich Modelle am Markt etablieren.
Sun Jan 04 15:26:28 CET 2015 | Dortmunder 65
Entweder erreichen sie Kultstatus oder stehen auf Grund ihrer Herkunft bzw. Marketing noch im Verkaufsraum.
Der A2 war seiner Zeit voraus und wohl zu teuer, heute würde das Konzept besser passen.
Mon Jan 05 10:32:07 CET 2015 | VolkerIZ
Auch wenn ich nicht reinpasse, Kleinstwagen finde ich lustig. Vor allem, wenn sie noch irgendwie witzig aussehen. Leider gibt es ja das Museum in Störy nicht mehr, da waren wir noch kurz vor der Schließung. Da sieht man nicht nur Goggos und Isetten wie auf jedem Treffen, sondern auch Raritäten und ausländische Modelle, die es bei uns nie gab. Sehr empfehlenswert ist für Interessierte das Buch: "Kleinwagen international" von Walter Zeichner. Kein Ersatz für das Museum, aber recht vollständig und international. Da werden selbst Profis noch was finden, was sie nicht kannten.
Der Rovin hat doch vorher auch den Biscuter erfunden, den spanischen Volkswagen, bis der Seat 600 kam, wenn ich mich recht irre?!? Auch so ein wildes Gerät, sah aus wie eine Kreuzung aus Wellblechente und Kleinschnittger, war aber ein Riesenerfolg für seine Zeit.
Mon Jan 05 10:39:20 CET 2015 | Dortmunder 65
Der Biscuter war nicht von Rovin, kam jedoch von einem französichen Konstrukteur und wurde auf Umwegen dann in Spanien gebaut. Mal grob vormuliert. Er hat aber starke ähnlichkeiten mit dem Rovin D1- D2.
Mon Jan 05 14:22:22 CET 2015 | Andi2011
Moin,
der ist mir auch bisher völlig unbekannt gewesen!
Die Form erinnert mich stark an diverse Kinderkarussel-Autos aus meiner Kindheit in den 70er Jahren, wer weiss...
Mein ursprünglicher Gedanke beim lesen wurde von dir ebenfalls im Text aufgegriffen und bringt es letztlich auf den Punkt:
Wie immer ein schöner Blog zu absoluten Randerscheinungen, prima!
Grüße
Andi
Mon Jan 05 17:02:37 CET 2015 | Dortmunder 65
Zumindest haben sie ein Automotor genutzt und nicht wie bei so kleinen Fahrzeugen üblich einen aus dem Motorrad/Rollersegment.
Deine Antwort auf "Rovin D3 - Mehr als eine Seifenkiste"