Autofahren in Japan - TÜV für den NSX : ElHeineken

Autofahren in Japan - TÜV für den NSX

Mon May 02 15:46:42 CEST 2016 | ElHeineken | Kommentare (28) | Stichworte: Honda, Japan, NA1, NSX, Shaken, Steuer, TÜV, Versicherung

Auch in Japan heißt es oft "bis das der TÜV uns scheidet". Der Name lautet hier "Shaken", zusammengesetzt aus den Worten "Scha" (Auto) und "Ken" (Test). Die Untersuchungsintervalle sind (analog zu Deutschland) bei Neuwagen alle 3 Jahre, danach alle 2 Jahre.

Shaken-Sticker (2 Jahre gültig)Während TÜV, Steuer, Haftpflicht und Inspektion in Deutschland getrennt sind wird das in Japan traditionell als Paket verkauft.

Im Idealfall schreibt einen der Verkäufer des Wagens vor Ablauf des TÜV an, man macht einen Termin mit der Werkstatt, diese macht eine große Inspektion, bringt den Wagen durch den TÜV und bezahlt gleich die Steuer sowie die gesetzliche Haftpflicht.

Klingt alles sehr praktisch (und das ist es auch) aber die Sache hat einen Haken: Die Kosten.

Da die Werkstatt mit der Auftragserteilung praktisch einen Freibrief für alle notwendigen Arbeiten bekommt und man nicht das Risiko eingehen möchte durch den Test zu fallen wird eher zu viel als zu wenig getauscht.

Besonders bei alten Autos kommt hier einiges zusammen (auch da die Steuer hier höher ist als bei Neuwagen). So mancher Besitzer lässt sich also angesichts der zu erwartenden Kosten zu einem neuen Auto überreden, insbesondere wenn das ganze beim Händler stattfindet (womit sich der Kreis schließt).

Im Ergebnis begründet dieses System auch den guten Ruf von Gebrauchtwagen aus Japan. Zum Zeitpunkt des Exports sind die meisten noch in sehr gutem Zustand und haben häufig weniger als 100.00 km.

Wartungs-Sticker (1 Jahr gültig)Was bedeutet das nun für den NSX? Gekauft habe ich den Wagen im Sommer 2014. Der TÜV war noch recht neu, sollte bis zum Frühjahr 2016 halten.

Was ich immer wieder vergessen habe nachzusehen: Bis wann genau eigentlich? Dazu kam, dass ich dachte die Sache sei so wie in Deutschland, sprich eine kleine Strafe so lange der Termin nicht zu lange überzogen ist. Wie man sich täuschen kann..

Das Problem liegt in der Kombi von Steuer, Versicherung und TÜV. Denn wer den TÜV-Termin überzieht hat logischerweise keine Steuern bezahlt und natürlich auch keine Versicherung mehr.

Im Japanischen Punktesystem sieht das dann so aus:

Ein neuer Führerschein startet mit 15 Punkten.
Fahren ohne TÜV: 6 Punkte Abzug, einen Monat Fahrverbot, 100.000 Yen Strafe
Fahren ohne Versicherung: Wie oben. Alles zusammen 90 Tage Fahrverbot und 200.000 Yen Strafe

Kleiner Exkurs zum Punktesystem:

Bei mehr als 14 Punkten Abzug verliert man den Führerschein komplett und wird 1 Jahr gesperrt. Anschließend ist die Fahrprüfung zu wiederholen. Das Maximum (z.B. bei Fahren unter Alkohol) sind 35 Punkte und 3 Jahre Sperre. Wer bereits Verstöße registriert hat den erwischt es besonders hart (z.B. 4 Stück registriert: Schon bei 2 Punkten ein 4-monatiges Fahrverbot und bei 4 Punkten 1 Jahr Sperre). Punkte werden bei Führerscheinverlust übrigens auf den neuen Führerschein übertragen.

Punkte gutmachen kann man mit Sonderschulungen und wenn man sich eine Weile nichts zu Schulden kommen lässt.

Im Endergebnis war der TÜV schon abgelaufen als ich darüber nachgedacht habe mich mal darum zu kümmern .. ist zwar nichts passiert aber jetzt war guter Rat teuer. Zur Werkstatt fahren ohne TÜV: Siehe oben. Da der TÜV schon abgelaufen war ist es auch notwendig eine Werkstatt einzubeziehen. Wäre man rechtzeitig dran gewesen hätte man noch zu einem öffentlichen Prüfplatz fahren können (und einiges an Geld gespart).

Mein Kollege aus der Firma konnte mir weiterhelfen. Er besitzt eine BMW M3 und hat mir bereits mit den verkratzten Felgen unersetzliche Dienste geleistet.

Seine Haus- und Hofwerkstatt bietet einen entsprechenden Service (ich bin wohl nicht der einzige dem so etwas passiert). Der Wagen wird mit Sonderkennzeichen zu Hause abgeholt, es werden die notwendigen Servicepunkte geprüft (staatlich vorgeschriebene 60 Stück) und (wichtig!) machen einen Kostenvoranschlag bevor sie irgend etwas reparieren.

Im Ergebniss blieben dann die folgenden Kosten:

Steuer und Versicherung: 69.600 Yen (~580 Euro)
60-Punkte Check und Handling: 51.300 Yen (~430 Euro)
Öl- und Bremsflüssigkeitswechsel: 19.300 Yen (~160 Euro)
Neue Magnesiumfackel (das japanische Warndreieck): 900 Yen (~7,50 Euro)
Summe: 140.000 Yen (~1200 Euro)

Mängel gab es keine zu beanstanden (außer einer verstopften Wischwasserdüse) muss mich aber bei Zeiten um die Überholung der Servolenkung kümmern.

Aktuelles Shaken-DokumentAuch wenn die Handling-Gebühren etwas happig sind, so bekommt man den Wagen gesaugt und gewaschen zurück (wie auch bei Reparaturen üblich) und die Abholung mit Sonderkennzeichen war ja auch schon mit drin.

Wie man sieht ist ein altes Auto und der TÜV hier schon ein Kostenfaktor aber man bekommt beim Export/Abmeldung zumindest die Steuer und die Versicherung anteilsweise wieder zurück.

Das Shaken-Dokument enthält übrigens interessante Informationen (Abgas CO und HC, Restprofiltiefe, Restbremsbelagstärke, zusätzliche Wartungsarbeiten, usw.). Wer also, wie bei meinem NSX, die gesamte Shaken-Historie besitzt weiß damit schon ziemlich viel über die Wartungsgeschichte seines Wagens.

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Ergänzung von ElHeineken am Wed May 04 12:50:50 CEST 2016

Noch eine kleine Ergänzung zum Text oben, damit kein falscher Eindruck entsteht:

Die 2-jährige Steuer ist lediglich die "Weight-Tax" und die Versicherung nur die minimale Haftpflichtversicherung. Dazu kommt beim NSX noch eine Abgassteuer von jährlich 58.600 Yen (~500 Euro) und eine richtige Versicherung mit jährlich 48.750 Yen (~400 Euro).

Kommentare: 28

Mon May 02 15:55:00 CEST 2016 | Dynamix

Das ist ja echt mal interessant. Was in den USA quasi Carfax ist bekommt man also in Japan schon von staatlicher Seite zu lesen. Das ist für Gebrauchtkäufer natürlich super wenn der Vorbesitzer diese ganzen Dokumente noch hat

Kostentechnisch finde ich das Ganze gar nicht mal so happig. Für einen NSX zahlst du im Deutschland alleine für Steuer und Versicherung mehr als in Japan. Je nach Euronorm kostet ja die Steuer schon zwischen 200 und 500 Euro

Was halt blöd ist das du beides zusätzlich zum TÜV bezahlen musst. So auf einen Schlag ist das schon viel

Mon May 02 16:07:57 CEST 2016 | opel-infos

Für die Fackel ist also die Klemme, die im Teilekatalog von Opel mit auftaucht. Wieder was gelernt.

Mon May 02 16:12:46 CEST 2016 | ElHeineken

Servus @Dynamix ,

Da hast du sicher recht. Das Blöde ist nur, das das lediglich die "Weight-Tax" und die Haftpflichtversicherung ist. Dazu kommt eine Abgassteuer von jährlich 58.600 Yen (~500 Euro) und eine richtige Versicherung mit jährlich 48.750 Yen (~400 Euro). Aber immerhin ist der Sprit mit ~110 Yen pro Liter relativ günstig :-)

Mon May 02 16:14:35 CEST 2016 | ElHeineken

@opel-infos : Korrekt!

Mon May 02 17:01:00 CEST 2016 | Himeno

uh 1200 euro für tüv, haftpflicht und steuer sowie co

man da bin ich über unsere preise froh.

aber interssant was da alles gleichzeitig erledigt wird

Mon May 02 17:05:59 CEST 2016 | rpalmer

Toller Artikel, interessant auch, dass so einiges ähnlich wie bei uns ist. Stimmt das was man so sagt, dass die Straßen in Japan glatt wie ein Spiegel seien?

Mon May 02 17:06:41 CEST 2016 | Spiralschlauch42181

Jetzt muss ich nochmal genau fragen, da ich plane nach meinem Umzug nach Japan einen Honda Hybriden bzw. ein Kei Car zu kaufen.

Die von Dir genannte Weight-Tax und Haftpflicht-Versicherung: 69.600 Yen (~580 Euro) werden bezahlt und fallen dann erst nach 2 Jahren wieder an, richtig?

Die Abgassteuer und "richtige Versicherung" zahlt man einmalig im Jahr und die fallen dann im nächsten Jahr wieder an, korrekt?

Wenn ich mir überlege, dass ich für meinen Auris vierteljährlich 250 EUR Versicherung zahle, 108 EUR KFZ Steuer im Jahr und 150 EUR für die kleine Inspektion hinlege, dann können sich die Preise dort sehen lassen.

Mon May 02 17:40:05 CEST 2016 | ToledoDriver82

Wirklich sehr interessant...sowas mal aus erster Hand zu erfahren...super...Danke für diesen informativen Beitrag

Tue May 03 01:20:50 CEST 2016 | ElHeineken

@rpalmer : Im allgemeinen ist der Zustand der Straßen sehr gut allerdings sind die Straßen selber (z.B. in den Wohngebieten Tokios/Yokohama häufig eng und verwinkelt. Da wünscht man sich manchmal mehr Schlaglöcher im Tausch gegen mehr Platz :-)

Tue May 03 01:37:07 CEST 2016 | ElHeineken

@Kamui77 : Ein K-Car ist auf jeden Fall eine gute Wahl.

Die Weight-Tax ist 2-jährig fällig, die Haftpflicht ebenfalls 2-jährig. Die Kosten hängen vom Auto ab (Gewicht, Fahrzeugklasse, usw.) Ein K-Car ist da viel günstiger als der NSX.

Jährlich fällig ist die "normale" Versicherung und die Abgassteuer. Auch hier ist das Auto entscheidend. Neue, günstige und kleine Autos mit weniger Hubraum sind deutlich billiger.

Auch kannst du leider deine Schadensfreiheitsrabatte nicht mit nach Japan nehmen. In den ersten Jahren ist die Versicherung daher noch teurer.

Weiterer Vorteil K-Car: Auch die Mautgebühren auf der Autobahn sind reduziert.

Was den direkten Kostenvergleich angeht, ist Autofahren in Deutschland und Japan ähnlich teuer. Die Nebenkosten sind hier zwar höher (Achtung: Parkplatzmiete in Ballungsräumen!) aber dafür der Sprit billiger. Natürlich fällt der Vergleich je nach Auto unterschiedlich aus und insbesondere die K-Cars sparen schon ziemlich Geld im Vergleich zu den Großen.

Tue May 03 07:41:24 CEST 2016 | PIPD black

Immer wieder begeistert von diesem Blog. Weiter so.

Tue May 03 08:33:57 CEST 2016 | enrgy

also wenn ich mir die kosten für große inspektion + tüv + steuer + versicherung (vollkasko) bei meinem astra diesel betrachte, komme ich auch nicht großartig billiger weg.

aber dafür fahren wir wenigstens auf der richtigen seite...

Tue May 03 08:37:38 CEST 2016 | pico24229

Ohha das hört sich ja noch strenger als bei uns an und sehr unspaßig :/

Tue May 03 09:33:10 CEST 2016 | Dynamix

Japanische Gebrauchtwagen haben nicht umsonst so einen guten Ruf

Tue May 03 11:05:23 CEST 2016 | PIPD black

Aber "echte" Gebrauchte gibt es wohl auch nicht. Wenn ich das so richtig verstanden habe, gehen die relativ jung in den Export. Schlechte Zeiten für Alteisenliebhaber.....ebenso fehlt wohl auch das basarartige Gefeilsche um den Kaufpreis.

Tue May 03 12:01:52 CEST 2016 | Spiralschlauch42181

@ElHeineken

Danke für die Info, das klingt schon mal sehr gut. Ich werde zu meiner Frau nach Sapporo ziehen, dort ist es mit dem Platz nicht so kritisch. Die Spritpreise sind bei mir nicht das ausschlaggebende, dafür wird es dann ein Hybrid bzw. Kei Car

Tue May 03 17:48:00 CEST 2016 | Himeno

mmh gut 1200 eus für 2 jahre geht, da bezahl ich hier mehr

Wed May 04 12:10:03 CEST 2016 | PupNacke

@PIPD black

@ElHeineken

Wäre ja mal so nen Blog Wert über das Kaufen/Verkaufen/Handeln mit gebrauchten Wagen. Und damit meine ich jetzt nicht so Sonderstatusfahrzeuge alá Skyline GT-R und die üblichen verdächtigen, sondern eben um normale Autos...

Wed May 04 12:31:29 CEST 2016 | ElHeineken

@PupNacke

Generell gute Idee, würde ich auch gerne machen aber leider habe ich da nur wenig Erfahrung mit :-)

Von denen was ich von Kollegen und Freunden kenne gibt es technisch keinen Unterschiede zu den Sonderkisten (selbe Händler, selbe Webseiten) aber größere Auswahl und höherer Wertverlust:

Zitat:

Meiner Erfahrung nach muss man den Automarkt in Japan in zwei Kategorien aufteilen. Die erste Gruppe sind Alltags-Fahrzeuge (Familienautos, Kleinwagen, etc.) die zweite Gruppe Liebhaberfahrzeuge (Oldtimer, Sportwagen, ausländische Autos, etc.).

Kategorie 1 hat sehr hohe Wertverluste, hier bekommt man für wenig Geld ziemlich viel geboten. Kategorie 2 ist seltener und teurer. Es wird aber generell viel exportiert, insbesondere wenn die Wagen über 100.000 km haben oder zur Kategorie 1 gehören und sich schlecht verkaufen lassen.

Normale Autos gehören zur Gruppe 1. Der NSX (und andere Exoten) finden sich in Gruppe 2.

Aus http://www.motor-talk.de/.../autokauf-in-japan-honda-nsx-t5066632.html

Wed May 04 12:51:29 CEST 2016 | Trottel2011

Okay... Also, wenn ich für meine XJ-S das rechnen würde...

1200 EUR KFZ-Steuer/Jahr

plus HU mit 89 EUR

plus KFZ Versicherung 280 EUR/Jahr

bin ich bei knapp 3200 EUR für 2 Jahre.

Dazu noch ca. 20l/100 km und Wartung bei Jagjar für um die 900 EUR/Jahr bin ich hier echt arm dran!

Wed May 04 13:48:25 CEST 2016 | ElHeineken

@Trottel2011

Da sind wir doch gar nicht so weit auseinander:

500 Euro Abgassteuer pro Jahr

400 Euro Versicherung pro Jahr

290 Euro Weight Tax + Haftpflicht pro Jahr

215 Euro TÜV pro Jahr

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1405 Euro pro Jahr

Für 2 Jahre: 2810 Euro. Für die 400 Euro extra bekommst du doppelt so viele Zylinder, je nach Motor doppelt so viel Hubraum und wichtig: Mehr Kühlschläuche als der NSX

Sat May 07 16:16:04 CEST 2016 | Schattenparker50835

Ein sehr effektives System um Autos regelmäßig komplett zu prüfen und um zu verhindern das jemand seine Steuern nicht bezahlt oder ohne Versicherung fährt.

Leider extrem teuer, da erstaunt es doch das in Japan so eine ausgedehnte Community rund um alter Autos aus den verschiedensten Bereichen gibt.

Bei den Preisen fällt es leicht sich einfach alle 3 Jahre ein neues Auto zu leasen und fertig ist. Aber dann fährt man eben keinen alten coolen NSX...