Sun Apr 03 20:27:41 CEST 2016 | Hakuna Matata | Kommentare (6) | Stichworte: Norwegen, Roadtrip, Roadtrips
Quelle: maps.google.de In dieser Blogreihe möchte ich euch meinen diesjährigen Norwegen-Aufenthalt näherbringen. Gemeinsam mit einem Kumpel sollte es ohne Navi und ohne Campingplätze durch das Land der Fjorde gehen. Den vorherigen Teil der Serie findet ihr hier.
[...] Unser Programmpunkt für den nächsten Tag war [...] eine weitere norwegische Sehenswürdigkeit: Kjerag, dass 40 Kilometer entfernt am anderen Ende des Lysefjords lag. Doch dafür mussten wir noch heute die Fähre erwischen, die in Forsand ablegt..
Also setzten wir uns wieder ins Auto, fuhren die Straße, die zum Preikestolen führt wieder herab zur Hauptstraße und wieder zurück in Richtung der Fähre, die wir gestern genommen hatten. Kurz vor dem uns schon bekannen Fährort mussten wir dann auf eine Brücke nach links abbiegen um den Ablegeort der Lysebotn-Fähre zu erwischen.
Die etwa zwanzig Kilometer waren schnell abgespult und wir erreichten das beschauliche Forsand. Da es quasi nur eine Straße gab, fanden wir die Ablegestelle sofort und stellten fest, dass wir bisher die Einzigen dort sind, denn die Wartereihe war noch leer. "Hoffentlich fährt die Fähre heute noch einmal." "Ja, ansonsten kommen wir morgen nicht früh genug los zur Wanderung."
Wir parkten den Vectra am Straßenrand, stiegen aus und gingen zum kleinen unbesetzten Häuschen am Wasser. Von Außen waren viele verschiedene Aushänge befestigt, doch keiner half uns weiter. Einerseits waren diese alle in norwegisch verfasst, zum anderen ging es dort weder um Preise noch um Abfahrtszeiten der Fähre nach Lysebotn. "Was sollen wir tun?"
Wir studierten ein zweites Mal die Aushänge und fragten uns dann erneut, was wir nun tun sollten. "Lass erstmal in den Laden gehen. Ich möchte mal schauen, was es hier so gibt."
Mein Kumpel sprach das kleine Geschäft an, das hier direkt am Fjord stand. Ohne weitere Worte zu tauschen, gingen wir hinein und sahen uns ein wenig um. Fazit: Norwegen ist tatsächlich teuer, hat aber auch interessante Artikel im Sortiment. Nachdem wir fast eine halbe Stunde in dem Laden verbrachten und Zeit zum überlegen hatten, ging es wieder zum Auto. Ein guter Plan musste nun her. "Lass mal die Karte studieren."
Während sich erste Fahrzeuge in der Wartelinie der Fähre postierten, breiteten wir unsere große Straßenkarte auf der Motorhaube aus und begannen abzuwägen. Zwar schien es, dass die Fähre demnächst anlegen sollte, doch unausgesprochen suchten wir beide eigentlich schon nach einer Alternative. Zumal mit mehr als 800 Kronen für die Überfahrt zu rechnen war.
Letztendlich blieben abgesehen von der 40 Kilomter langen Fährüberfahrt nur zwei Alternativen. Nummer Eins: Mit der Fähre des Vortages zurück nach Oanes und den kürzesten Weg nach Lysebotn. Dies wäre jedoch eine Strecke von knapp 130 Kilometern gewesen und da die Straße dorthin laut Karte eher mickriger Art war, rechneten wir mit einer Fahrzeit von mindestens zweiundhalb Stunden (Gegencheck zurück in der Heimat ergibt: Googlemaps rechnet mit 3 Stunden(!)). Da es bereits halb fünf Abends war, sagte uns diese Variante nicht ganz zu.
Nummer Zwei: Planänderung; Weiter gen Norden fahren, um dann am Ende unseres Roadtrips auf dem Rückweg zur Norwegen-Dänemark-Fähre nach Lysebotn zu fahren und die Wanderung zum Kjerag quasi als Krönung der Reise zu machen. Getreu dem Motto "Das Beste kommt zum Schluss."
Aus Mangel an weiteren plausiblen Alternativen, entschieden wir uns für letztere Variante. Damit war von da an der einzige Plan für den restlichen Tag, einen Schlafplatz zu finden und das im besten Fall noch bevor die Sonne untergeht. Ausgeschriebenes Ziel: Auf Campingstühlen sitzend den Sonnenuntergang neben dem bereits aufgebauten Zelt verbringen. Es ist erst 16:30 Uhr. Let's go!
Die Karte wurde eingepackt und wir verließen Forsand. Wieder zurück über die Brücke, zum nun insgesamt sechsten Mal seit vorgestern an der Einmündung zum Preikestolen vorbei, weiter Richtung Norden. Als erstes wollten wir die Straße finden, die in unserer Karte eingezeichnet war, wir jedoch bereits am Vortag schon nicht fanden.
Wir fanden auch eine, von der wir lange dachten, dass das die gesuchte Straße ist. Bis sie nach etwa sechs Kilometern vor einem See als Parkplatz endete.
Und genau so lief dann auch die Suche nach der Campingmöglichkeit. Tag Drei und wieder die selben Probleme: Fjord – Straße – Fels. Und wenn das Gelände mal weitläufiger wurde, dann war alles bebaut oder bewirtschaftet. Daher fuhren wir einfach weiter gen Norden. Am nächsten Tag wollten wir uns das Städtchen Haugesund anschauen, und wenn wir schon keinen Übernacht-Platz finden, dann wenigstens Haugesund schonmal etwas näher kommen.
Nach etwa zwei Stunden Fahrt entschlossen wir uns zu tanken. Der Literpreis war günstiger als an den zuletzt passierten Tankstationen und da es sich um eine vollwertige und keine SB-Tankstelle handelte, war es uns auch möglich zu tanken. Die nicht vorhandene Kreditkarte ließ unseren letzten Tankversuch an einer SB-Tankstelle nämlich kläglich scheitern.
Der letzte Tankstopp lag 318km zurück und der Vectra gönnte sich dafür 21,5 Liter Diesel, was einen Durchschnittsverbrauch von 6,76Ltr/100km für diese Teilstrecke machte. Insgesamt lagen wir für die bisherigen 1578 Kilometer Strecke bei 7,12 Ltr/100km.
Nachdem ich vollgetankt und bezahlt hatte, trugen wir den Tankstopp wie alle anderen Ausgaben in unser kleines Büchlein ein und fuhren weiter. Die Straße führte ziemlich breit und geschwungen einen Berg hinab. Ich schaute auf den Tacho und erschrak. "Was ist los?" fragte mein Kumpel, während er mich etwas perplex ansah und ich begann auf der Straße zu wenden.
Ich deutete auf die Tankanzeige. "Wir haben nichts getankt. Die Tankanzeige ist vielleicht um fünf Liter angestiegen. Das kann doch nicht sein? Ich habe eben vollgetankt."
Wir fuhren den knapp einen Kilometer zurück, parkten wieder an der selben Zapfsäule, wie vor ein paar Minuten und ich stellte den Motor ab um dann die Zündung nochmal einzuschalten. Die Tankanzeige stieg und stieg..und blieb wieder an der gleichen Stelle stehen. "Da muss doch etwas mit der Zapfsäule nicht stimmen. Ich gehe mal rein, der Tankswart soll das mal prüfen."
Während mein Kumpel im Auto wartete, betrat ich die Tankstelle und begann dem Tankwart das Problem in bestem Oxford-Englisch (Wer's glaubt ) zu erläutern. Während er in seinem System herumsuchte fiel mir auf, dass er wieder ein Klischee erfüllt. Genau so wie ihn habe ich mir die Norweger immer vorgestellt: Groß, introvertiert, ebenso humor- wie emotionslos und von stoischer Ruhe. Nach ein paar Klicks schaute er mich wieder an und sagte kalt und trocken: "No problem. Everything okay".
Ich entgegnete ihm, dass dies nicht sein könne und suchte nach einer Lösung, dies auch zu belegen. Da fiel es mir ein: Wir hatten einen Kanister mit 5 Litern Diesel an Bord. Ich schlug dem Tankwart vor, dass ich diesen in den Tank des Vectras fülle und wir dann neue fünf Liter zapfen. Wenn die Zapfsäule spinnt, dann sollte der Kanister dementsprechend nicht voll werden.
Der Tankwart wirkte zunehmend genervter. Kommen hier zwei Deutsche an und stören seinen ruhigen Arbeitstag. Offenbar wollte er auch nicht verstehen, so diskutierten wir doch einige Momente hin und her. Bis ich feststellte, dass ich derjenige war, der nicht verstand: Ihm ging es gerade nur ums Bezahlen dieser 5 Liter, die neu gezapft werden sollten und nicht um die Aktion an sich.
Ich versprach ihm, dass ich dies natürlich zahlen werde und daraufhin willigte er ein mit nach draußen zu schauen.
Während ich meinem Kumpel vom Plan erzählte, packten wir den Kanister aus dem Kofferraum und entfernten die zwei Lagen Tüten außenrum. Wir hatten vor Fahrtantritt gut dafür gesorgt, dass nicht das ganze Auto nach Diesel riecht.
Da der Einfülltrichter nicht ganz wollte wie wir, wurde das Umfüllen eine recht wackelige Angelegenheit, doch es klappte. Ein Liter, zwei Liter, drei Liter, vier Liter. "Gleich ist der Kanister leer."
Doch plötzlich passierte das, was jetzt wahrscheinlich keiner von uns wollte: Der Tank des Vectras war voll und der Diesel lief der Schwerkraft ausgesetzt an der Seite des Autos herunter. "Scheiße." "Oh verdammt, was eine Sauerei."
Wir beendeten das Umfüllen mit geschätzt einem Liter Diesel im Kanister. Während mein Kumpel nach einem Lappen suchte, nahm mir der Tankwart den Kanister aus der Hand und begann diesen wieder zu Befüllen. Er war sichtlich 'not amused' und befüllte den Kanister bis exakt 5.00 Liter auf der Anzeige standen. Dass der Kanister schon einen halben Liter vorher anfing überzulaufen ignorierte er aus Prinzip.
Er hängte die Zapfpistole zurück, zeigte auf die Anzeige und fragte trocken: "Convinced? Or any problem?" Ihm war ziemlich stark anzusehen, wie extrem genervt er von der gesamten Situation war. "Yes, it's okay. It was our fault. I'm very sorry."
Der Tankwart stellte den Kanister hin, drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort zu sagen wieder hinein. Ich wechselte mit meinem Kumpel einige wortlose Blicke, ehe er ebenfalls hineinging, um sich die Hände zu waschen und ich den Kanister wieder in die Tüten einwickelte.
Während ich den Kanister wieder im Kofferraum verstaute gingen mir einige Gedanken durch den Kopf, doch immerhin wussten wir nun, dass der Fehler eindeutig beim Auto liegt. Nachdem ich bezahlte, mich nochmals entschuldigte und mir ebenfalls die Hände wusch fuhren wir weiter gen Haugesund. Eine Fähre und einige Kilometer später deutete ich wieder auf die Tankanzeige: "Schau mal. Nun zeigt er einen vollen Tank an. Also ich traue der Anzeige nicht mehr. Wir tanken nun einfach alle 600 Kilometer, dann sollte alles passen."
Die Übernachtplatz-Suche lief voran wie üblich, sodass wir für den Sonnenuntergang in einer kleinen Parkbucht direkt am Straßenrand hielten. Schade, dass wir diesen nicht neben unserem aufgebautem Zelt genießen konnten.
Insgesamt war diese Fahrt jedoch trotzdem ziemlich interessant. Wo es möglich und logisch war, bogen wir von der Haupstraße ab um Umwege über Nebenstraßen zu machen. Und solche Nebenstraßen haben in Deutschland warscheinlich gerade mal den Status der Gemeindestraße. Nachfolgend ein paar Eindrücke:
Letztendlich fanden wir einen Platz, der eigentlich unseren Vorstellungen nicht entsprach, dessen Aussicht uns jedoch fesselte. Er befand sich hoch über einem bereits im Schatten liegenden Fjord und war eigentlich als Rastplatz gedacht. Heute sollte es unser Nachtplatz werden. Wir rangierten etwas herum, bis wir das Auto in einer guten Position am Rand geparkt hatten. Das Zelt bauten wir direkt dahinter auf. Einzig die Heringe wollten Steinen im Boden sei Dank nicht in alle in die Erde.
Als alles fertig aufgebaut war, aßen wir an einem Steintisch noch die Reste unseres Mittagessens auf und beobachteten einen Fischer auf dem Wasser, ehe er wieder zurück zum Haus auf der kleinen Insel im Fjord schipperte. Es war Zeit für's Bett.
to be continued... Hakuna Matata |
Sun Apr 03 21:00:20 CEST 2016 | HalbesHaehnchen
Schöner Artikel. Die Tankanzeige in meinem MX-5 reagiert auch sehr, sehr, sehr, sehr träge. Wenn ich volltanke dauert es ungefähr 10 Minuten bis die Anzeige den vollen Tank anzeigt (einfach weil die Anzeige so extrem gedämpft ist).
Vielleicht wars bei euch was ähnliches..oder der Schwimmer hing fest
Tue Apr 05 13:10:27 CEST 2016 | Hakuna Matata
@HalbesHaehnchen Angeblich soll das auch wieder eine Vectra-Angewohnheit ein, dass das nur passiert, wenn man beim Tanken den Zündschlüssel auf Position 1 lässt. Keine Ahnung, wie das im Zusammenhang stehen soll, aber es scheint zumindest aufgrund der Rahmenbedingungen plausibel. Normalerweise ziehe ich den Schlüssel immer ab, in den Fällen ist er aber im Zündschloss geblieben und ich habe eventuell nicht auf Zündung gestellt.
Beim nächsten Tankvorgang passierte es ebenfalls, seitdem aber nie mehr. Ich habe es auch nach dem Urlaub nie versucht zu rekonstruieren. Es wäre vielleicht mal an der Zeit, diese Theorie zu widerlegen.
Thu Apr 28 18:03:50 CEST 2016 | Trackback
Kommentiert auf: Hakuna Matata: Erfahrungen eines Unerfahrenen.:
Norwegen Roadtrip - Teil 7: Gemütlichkeit, lost places und Schrecksekunden
[...] Navi und ohne Campingplätze durch das Land der Fjorde gehen. Den vorherigen Teil der Serie findet ihr hier.
Unser vierter Reisetag begann ausgeschlafen und wieder mit viel Sonne. Unser Übernacht-Platz lag zwar [...]
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Sat Apr 30 19:31:47 CEST 2016 | Spurverbreiterung82
Die zeitweise falsche Tankanzeige habe ich auch schon mehrfach gehabt. Ich glaube eher, dass es damit zusammenhängt, wenn man nicht absolut voll tankt - also wie in eurem Fall noch ein paar Liter übrig sind. Ich meine mal gelesen zu haben, dass es eine "Voll-Erkennung" gibt. Die spricht aber nur an, wenn über ein bestimmtes Level getankt wird. Alles darunter wird nur sehr stark gedämpft angezeigt. Zündschlüssel lasse ich nie stecken.
Tip für das nächste Mal: Einfach die Reichweitenanzeige prüfen. Die stimmt, auch wenn die Tankanzeige selbst spinnt.
Ansonsten sehr schöne Serie. Ich erinnere mich immer gerne an unsere Norwegen-Reisen.
Fri May 13 14:05:20 CEST 2016 | Hakuna Matata
@PD03 Das Vertrauen in Tankanzeige und Reichweitenanzeige war da erstmal weg und wir haben immer erstmal nach unserer festgesetzten Kilometerleistung getankt.
Beim nächsten Tankstopp trat das Problem dann auch wieder auf, seitdem aber nie mehr.
Wed May 25 13:53:44 CEST 2016 | STEFANE39
Hallo Leute,
bei meinem Astra H Caravan Bj.: 2010 trat dieses Phänomen auch auf.
Ich tankte randvoll (ca.45 Liter), Schlüssel war abgezogen und nach ein paar Meter bemerkte ich das sich die Tankanzeige nicht bewegte. Ich checkte die Restreichweite und siehe da es wurden haufenweise KM angezeigt.
Nach ca. 10 KM krabbelte dann die Tankanzeige langsam bis auf voll. Dieser Special Effect trat 2 Mal auf innerhalb von 3,5 Jahren.
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