Mon Nov 19 17:31:50 CET 2007 | Druckluftschrauber2011 | Kommentare (7) | Stichworte: Ausflug, privat, Wochenende
Wer den Film „The Sixth Sense “ kennt, kennt sicher auch dieses Zitat. Auch ich habe am Sonntag zahlreiche tote Menschen gesehen, ebenso wie tote Tiere. Ich war am Sonntag im Plastinarium in Guben. Ich war bei Gunter von Hagens oder wie ihn diverse Medien nannten „Dr. Tod“. In seiner Kammer des Wissens, der Wissenschaft oder eben auch des Schreckens.
Am Samstag den 17.11.2007 schrieb ich per ICQ mit einer (die genaue Bezeichnung dieser Zwischenmenschlichen Beziehung steht noch nicht abschließend fest) und wir überlegten uns, was wir wohl am Sonntag spannendes machen könnten. Durch eine Annonce in der hiesigen Tageszeitung kam sie auf die Idee, sich diese Ausstellung anzuschauen. Gesagt getan. Kurz mal maps.google bemüht um die Anreise zu planen, dann mal schnell auf der HP vom Plastinarium Öffnungszeiten und Preise gecheckt. 12 € Eintritt für mich und 8 € für meine sympathische studierende Begleitung als Eintritt waren durchaus zu verkraften. Die 40 KM einfache Strecke stellten ebenfalls kein Beinbruch dar.
Sonntag um 9 Uhr sollte die Reise mit ihr starten. Vor der Fahrt noch schnell das Auto gereinigt, da man ja einen guten Eindruck hinterlassen will und ab gehts. Dann ging es pünktlich bei ihr los. Nach kurzem warten auf das Öffnen ging es hinein. Antonio Vivaldis „Die vier Jahreszeiten “ begrüßten uns musikalisch in den Räumlichkeiten, in denen das Fotografieren leider untersagt war. Der Eingangsbereich ist geschmückt mit Zeitungsartikeln und diversen Bildern sowie Zeichnungen von dem menschlichen Körper. Mal mit mehr, mal mit weniger auf den Knochen(im wahrsten Sinne der Wörter). Nach dem Zahlen des Eintritts und dem Erhalten von einem wie ein Telefon aussehenden Gegenstand konnte die Tour durch die Anatomie des Menschen beginnen. Das Telefonding diente dazu, akustische Informationen zu den einzelnen Ausstellungstücken zu bekommen. Die Tour beginnt mit der historischen Entwicklung der Autopsie und dem Darstellen/Erhalten von Körpern. Der Anblick von siamesischen Zwillingen in einer Flüssigkeit bewirkte dann doch eine Reaktion in mir. Irgendwie kann ich nicht genau betiteln, welches Gefühl das war oder wie ich es beschreiben soll. Aber dort Babys zu sehen… irgendwie doch hart! Informativ war es trotzdem.
Wer wusste schon, dass Michelangelo Leichen vom Friedhof gestohlen hat, um den Menschen und ihre Anatomie zu studieren…
Nachdem wir die Regelverweildauer der Ausstellung von 2 Stunden bereits dort verbracht hatten, brachen wir auf in die Werkstatt. Dort sahen wir zahlreiche Skelette, die nicht wirklich befremdlich wirkten. Nachdem wir dann zahlreiche Tiere begutachten konnten und uns mit einem Mitarbeiter unterhalten hatten, gingen wir weiter zu den menschlichen Ausstellungstücken. Wir sahen das erste Ausstellungsstück, welches zwar eindeutig menschlich war aber dann doch so plastisch wirkt. Keinerlei innere Reaktion bei mir. Die siamesischen Zwillinge haben mich da wesentlich mehr angehoben. Es ist schwer, die Impressionen die man hat, wenn man Menschen in diesem Zustand anschaut niederzuschreiben. Dort sind Körper ohne Haut zu sehen, die Muskeln mit jeder einzelnen Faser sind cm von dem eigenen Auge entfernt. Dieser Muskel hat mal dem Menschen, der dort steht dazu befähigt, sich zu bewegen. Von diesem Gehirn kamen die Impulse und sie liefen dort durch die Nervenbahnen. Dies so zu sehen ist schon sehr beeindruckend.
Nachdem wir uns dann diverse einmal lebende und bereits plastinierte Individuen angesehen hatten, kamen wir in der Werksatt zu einer Frau, die gerade ein zukünftiges Ausstellungsstück bearbeitet hat. In diesem Körper wurde noch keine Plastik gepumpt. Die war einfach ein Körper ohne Haut und ohne Blut. Dafür aber einmal mittig zerschnitten. Die Frau löste gerade Fettgewebe aus dem Gesicht und versuchte, die sehr kleinen Nerven nicht zu beschädigen. Sie zeigte uns auch, wie die Brust aussah. So ein Muskel ist ohne Blut eine graue Masse. Nicht eklig, aber auch nicht schön anzusehen. Dafür sehr spannend.
Nachdem wir dort ein Weile zugeschaut hatten, gingen wir weiter und schauten uns nach diversen „ganzen“ Körpern, Scheiben von Menschen an. Also längs, quer oder (fällt mit nicht ein) zerschnittene Körper an. Diese Scheiben zu lesen wurde uns dann durch eine ebenfalls sehr nette und scheinbar motivierte Mitarbeiterin gelehrt. Nach ein paar Minuten mit dieser Frau bot sie uns an, dass wir auch gern einmal ein Darmpaket anschauen können. Also weg von dem großen Tisch hin zu den kleinen Arbeitsflächen, wo die Frau dann ein Darmpaket aus der Folie nahm. Da war es nun. Unbehandelte menschliche Innereien. Zunge, Lunge, Leber, Luft- und Speiseröhre, Magen, Darm usw. Alles so, wie es eben in unserem Körper aussieht. Wahnsinn. Man verzeihe mir den Vergleich. Wir sehen nicht anders aus, als ein Kaninchen. Lediglich in einem anderen Maßstab. Trotz des Wissens, dass all dies aus einem Menschen stammte, kam keinerlei Ekel oder der Gleichen auf. Viel mehr war es spannend zu sehen, wie ein Mensch aussieht. Ein Wahnsinn, wie groß eine Leber ist.
Nach der Werksatt folgte dann der eigentliche Ausstellungsraum. Auf den Weg dorthin gab es die Möglichkeit sich in einem Smart zu setzen mit der Info, der Tod fährt immer mit. Aber der Tod nebenan wirkte wenig bedrohlich auf mich… (siehe Bild)
Im Ausstellungsraum folgten nun zahlreiche Körper in den verschiedensten Posen. Die Darstellung der äußeren Geschlechtsorgane sorgte manchmal ein wenig für peinlich berührte Momente, obwohl es dafür keinen Grund gab. Denn wenn man es rein wissenschaftlich betrachtet, ist dies natürlich völlig quatsch. Aber man empfindet halt immer das, was man eben gerade empfindet. BTT. Eigentlich alle großen Organe wurde mehrfach in verschiedenen Zuständen separat ausgestellt und mit Schrift- und Tondateien erläutert. Funktionsweise und viele weitere Informationen rund um das jeweilige Organ. Nachdem wir uns über 4 Stunden permanent neues Wissen angeeignet hatten und eigentlich auch über fast jedes Ausstellungsstück geredet haben, hat die Konzentration etwas nachgelassen und damit einher lies die Begeisterung etwas nach. Dies war aber nicht sehr schlimm, da wir die Ausstellung fast beendet hatten.
Nachdem wir unsere „Telefone“ abgegeben hatten, schauten wir uns noch eine Giraffe an, welche ebenfalls in einer Flüssigkeit im Außenbereich zu beschauen war. Da liegt sie, die Giraffe. Dieses große tote Tier wirkt fast lebendig. Die Alligatoren oder Krokodile daneben ebenfalls.
Nach fast 5 Stunden und zahlreichen Eindrücken haben wir das Haus verlassen. 3 Stunden länger, als man angibt. Dies zeigt, dass, wenn man sich dafür begeistern kann und dort mit jemand ist, der ebenfalls Wissensdurstig ist, durchaus den halben Tag verbringen kann.
Fazit.
Für 12 € und eine kurze Anreise ein durchaus sehr interessanten Reiseziel. Aber!!! Ohne Grundinteresse wird es wohl schnell langweilig. Man sollte sich eindeutig dafür begeistern können. Ohne diese Begeisterung kann man es sich sicher sparen diese Ausstellung anzuschauen. Auch sollte man nicht all zu schnell einen Ekel entwickeln und durchaus bereit sein zu sehen, was eben zu sehen ist. Menschliche Körper außerhalb ihrer natürlichen Form. Ich persönlich fand Preis/Leistung sehr gut. Nette und Auskunftsfreudige Mitarbeiter erfreuten mich ebenso, wie die meist passende Musik. |
Tue Nov 20 08:25:50 CET 2007 | rallediebuerste
Ich hatte vor einiger Zeit die Ausstellung "Körperwelten" besucht, die ja das wandernde Pendant zum Plastinarium ist.
Sehr interessant, das kann ich nur bestätigen, allerdings missfällt mir Gunter von Hagens' Auffassung, dass das ganze Kunst ist.
Sprich: Tote Leute hübsch zu arrangieren finde ich .... grenzwertig.
Für mich persönlich sollte der Fokus etwas mehr in Richtung des wissenschaftlichen Aspekts liegen, um es uneingeschränkt gut zu finden.
Tue Nov 20 09:22:11 CET 2007 | Druckluftschrauber2011
Kunst in dem Sinne ist es für mich auch nicht. Es so zu betiteln ist wohl wirklich etwas verwegen. Ich habe es für mich nicht als Kunst gesehen sondern als Wissensgeber.
Wie es ein anderer betitelt ist mir nicht so wichtig.
Jeder darf ja hineininterpretieren was er will.
Wed Nov 28 20:43:48 CET 2007 | Fensterheber137625
Eine sehr umstrittene Geschichte das ganze. Wenn man es als reine Wissensvermittlung und Wissenschaft betrachtet ist es natürlich eine tolle und sehr spannende Sache. Das Problem ist, dass es das nicht ist.
Es ist Komerz und Sensationslust der Leute! Man kann nämlich heutzutage ohne Probleme den Menschlichen Körper in allen Einzelheiten mit Wachs nachmodellieren. Man würde keinen Unterschied zu den bei Gunther von Hagen ausgestellten Präperaten sehen! Ich hab einen Film gesehen wo er so eine Ausstellung mit mehreren Hundert Jahre alten Wachspräperaten angesehen hat und danach selber überrascht zugegeben hat das er dieses Nachbildungen für absolut realistisch hält.
Und jetzt mal ehrlich: Würdet ihr da auch hingehen wenn es Orginalgetreu nachgebildetet Wachspräperate zu sehen gäbe?
Eine weitere Tatsache die die Ausrichtung dieser Austellungen zeigt: Bei Asiaten die für die Körperwelten präpaiert werden, wird der Penis durch einen Europäischen ersetzt, da das Asiatische Geschlechtsorgan zu klein ist...
Und in China werden die Leichen für die Präperation aus dem naheliegenden Gefängniss geliefert. Wer den Umgang mit menschenrechten in China kennt, kann sich vorstellen wie diese Menschen ums Leben gekommen sind.
Wed Nov 28 21:01:53 CET 2007 | Druckluftschrauber2011
Sicher nicht.
Aber ich würde auch in keinen Zoo gehen, wenn dort alles nur Wachspräparate wären. (Sorry- besserer Vergleich fällt mir eben nicht ein) Aber eben auch Knut ist lediglich Komerz und Sensationslust der Leute!
Der Bär würde sich weiter nördlich sicher wohler fühlen!
Das mit China wusste ich nicht.
Wed Nov 28 21:40:28 CET 2007 | Fensterheber137625
Ja klar ich verstehe schon was du meinst. Ich wüsst ehrlichgeagt auch nicht ob ich nicht hingehen würde wenn es in der Nähe wäre..
Aber wiegesagt jeder sollte solche Berichte kennen und sich seine Meinung über sowas bilden.
http://www.seniorentreff.de/koeln/Koerperwelten/hag02.htm
Diese ganze Show die der da drauß macht gefällt mir eben nicht. Und die Babys die dort gezeigt werden wurden auch nicht gefragt ob die das wollen...
Tue Dec 04 11:06:23 CET 2007 | kamikaze schumi
Ich war damals mit meiner Schulklasse in Köln bei den Körperwelten und war einerseits interessiert und andererseits abgeneigt. Ich fand es nicht ekelhaft, aber so richtig begeistern konnte ich mich dafür nicht, fand jedoch damals schon die Diskussion darum, ob sowas ausgestellt werden darf und ob sowas nicht pervers sei lächerlich. Es gab einem mal ganz andere Einblicke als die schnöde Skelett-Puppe im Bio Unterricht.
Tue Dec 11 16:32:59 CET 2007 | Standspurpirat6696
ich war auch in körperwelten in köln, fand es überhaupt nicht wiederlich, sondern sehr interessant. über den geis der hinter den sktlpturen steckt habe ich mir aber keine gedanken gemacht.
Deine Antwort auf "Ich sehe tote Menschen."