Fri Jul 11 00:36:20 CEST 2008 | Olli the Driver | Kommentare (14) | Stichworte: Erfahrungsberichte, Mercedes, Probefahrt, Smart
Kurzurlaub, Besuch bei Freunden im Ausland. Da reicht auch ein kurzes Auto, die Preise in der Saison sind nicht so günstig. Meine Wahl fällt auf einen Smart. Den alten bin ich mal kurz gefahren, dies hier ist meine erste Begegnung mit dem aktuellen Smart.
Ein Metallic-blauer Smart in der Ausstattung Passion erwartet mich. Aufsperren mit der Schlüssel-FB. Die Tasten lassen sich in der Tasche nicht erfühlen, man muss den Schlüssel schon in die Hand nehmen um die richtige Taste zu finden. Heckklappe auf, die zweigeteilte Klappe finde ich eher unpraktisch. Koffer rein in den Raum, ähm, in das Handschuhfach über dem Motor. Für einen großen Hartschalenkoffer und einen Rucksack reicht es aus, mehr passt nicht. Kann man von einem Smart wohl auch nicht erwarten. Wenn man alleine fährt ok, wenn die Freundin mitkommt besser gleich ein größeres Auto mieten . Reinsetzen. Sitzhöhen- und jede Art von Lenkradverstellung fehlen diesem Leihwagen leider, dennoch lässt sich eine brauchbare Sitzposition finden. Das Einsteigen ist manchmal etwas schwer, hier wäre es praktisch das Lenkrad etwas höher stellen zu können. Die Sitze erweisen sich als ausreichend für so ein Auto. Erreichen natürlich nicht die Qualität meiner Volvo Sitze, sind aber deutlich bequemer als das Gestühl als manche "Standard-Nierensessel" einer gewissen bayrischen Marke.
Motor an - wo ist das Zündschloss? Ah, da unten auf der Mittelkonsole hinter dem Schalthebel. Etwas unpraktisch, wenn man den Schalthebel anfasst wie einen Joystick liegt die Hand immer oben auf dem Schlüssel, außerdem besteht so beim Hochschalten die Gefahr sich den kleinen Finger in der Schaltkulisse zu klemmen. Wenn die Hand oben flach auf dem Hebel liegt passt aber alles. Motor an und los. Etwas ungewohnt, mein jetziger Wagen hat ja Automatik, aber so ein automatisiertes Schaltgetriebe ohne Kupplung ist mal was anderes. Erst jetzt, beim nachlesen der technischen Daten, erfahre ich das mein Wagen das "softouch" Getriebe hatte. Ich schalte immer manuell, ein automatisches Schalten kann ich nur bei fahren mit Kick-Down provozieren. Bei normaler Fahrt macht das Getriebe seine Sache ganz ordentlich, wenn man es eilig hat stören die langen Schaltvorgänge aber etwas. Für einen typischen Cityflitzer passt das aber.
Es geht auf die Landstraße, später auf die Autobahn. Schneller als 120 darf ich dort aber nirgends fahren. Bin erstaunt wie lebhaft der Wagen ist. Die "62" in den Papieren hatte ich zunächst als PS-Zahl interpretiert, rechne also mit dem Basis-Benziner (der aber ja eigentlich 61 PS hat, nun ja, andere Länder, andere Daten). dafür kommt mir der Wagen dann aber doch etwas zu schnell zur Sache zu gehen, also näherer Blick in die Papiere, was bedeuten die Zahlen, aha, 62 kW, also 84 PS. Das passt besser zur gefühlten Beschleunigung, ein Teil der Leistung verpufft aber in den Schaltpausen. Der Motor ist angenehm leise. manchmal muss mich die Schaltanzeige daran erinnern, in den 5. Gang zu schalten. Im Kontrast dazu ist der Blinker so leise, dass ich auf die Anzeige sehen muss um zu kontrollieren, ob der wirklich an ist.
Das Platzangebot in diesem kleinen Autochen ist enorm, der Verstellbereich der Sitze reicht auch für große Leute. Eng wird es nur, wenn man das beschäftigungslose Linke Bein anwinkelt, dabei kommt das Bein fast mit dem Lenkrad in Kontakt. Wenn man etwas breitbeinig sitzt, stößt man mit dem Oberschenkel gegen den Schalthebel. Hinter dem Sitz war bei meiner Einstellung noch genügend Platz für einen Rucksack. Eine vernünftige Flaschenhalterung fehlt, allerdings lässt sich eine 1,5l Flasche zwischen Beifahrersitz und Hebel der Längsverstellung kippsicher stellen.
Das Fahrverhalten ist ordentlich. Geradeauslauf ist nicht gerade eine Domäne des Smart, kein Wunder bei dem Radstand. Man kommt aber damit klar. Der Komfort ist angesichts der Größe absolut ok, mit einer Mittelklasselimousine darf man diesen Wagen halt nicht vergleichen. Der Wagen liegt auch in Kurven sehr sicher, wird aber auch frühzeitig vom ESP eingefangen. Die Lenkung verhärtet bei zunehmendem Einschlag. In etwas rutschigen Haarnadelkurven kann man das Heck zu einem leichten Ausrutscher bringen. Insgesamt finde ich schnell Vertrauen ins Fahrverhalten dieses Wagens.
Problematisch wird nur einmal das Anfahren an einem steileren Berg auf sandigem Grund, rechts eine Mauer, links der Gegenverkehr auf den ich hier warten musste. Sanftes gasgeben führt nicht zu einer Vorwärtsbewegung, bei stärkerem Gasgeben bringe ich zunächst die Hinterräder zum Durchdrehen. Schließlich gelingt es mir anzufahren, aber mir deutlich mehr Gas als mit lieb ist, links und rechts nur ein paar cm, aber letztendlich geht es doch. Hier hätte ich lieber eine normale Kupplung gehabt.
Die sparsame Instrumentierung des Armaturenbretts lässt mich an vergangene Tage mit Fiat Panda und Ford Ka denken, aber immerhin ist ein (digitales) Kühlwasserthermometer an Bord, das hat heutzutage nicht mehr jedes Auto. Das Glasdach ist in der Stadt praktisch, wenn man als erster an der Ampel steht hat man kaum eine Chance die Ampel an der Seite zu sehen, aber durch das Glasdach wird die obere Ampel sichtbar. Während der Fahrt hat man aber wenig davon, es wird zwar etwas heller im Innenraum, aber die Glasfläche beginnt zu weit hinten um das Gefühl der Offenheit nach oben zu vermitteln. Einparken mit diesem Wagen macht Spaß, in was für Lücken man damit kommt . Dennoch ist der tote Winkel nach schräg hinten sehr groß, und auch die Sicht nach hinten ist durch die hohe Scheibe nicht optimal.
Die Abrechnung folgt am Schluss. Den Verbrauch kann ich nicht exakt ermitteln, aber im günstigsten Fall, falls der Tank bei Übernahme nicht ganz voll war (die digitale Anzeige hat aber alle Balken gezeigt) hat sich der Wagen 7,1l Super gegönnt, es könnten aber auch 7,8l Super gewesen sein - fast so viel wie mein 1,6 Tonnen schwerer Volvo S60 mit 163PS, allerdings Diesel, mit Automatik. Gut, es waren einige Fahrten im Gebirge dabei, und den Rest bin ich sicher nicht sonderlich verbrauchsoptimiert gefahren, sondern habe versucht etwas "Spaß" aus dem Auto zu holen, was auch gelungen ist, aber mehr als 6l finde ich für so einen Wagen deutlich zu viel.
Mein Fazit: der Smart ist kein schlechtes Auto, er macht auf seine Art und Weise viel Spaß. Der Verbrauch ist zu hoch, alles andere kann er unter Berücksichtigung des Fahrzeugkonzeptes sehr gut. Ein paar cm mehr in der Breite auf dem Fahrersitz würden den Komfort noch etwas erhöhen. Aber wenn man bedenkt, das der Wagen in dieser Ausstattung knapp 14.000 Euro kostet ist das doch verdammt viel Geld für so wenig Auto. |
Fri Jul 11 03:11:26 CEST 2008 | Achsmanschette51801
Ist das Getriebe jetzt also endlich stadtverkehrstauglich? Sprich: Wenn man jetzt Beschleunigung braucht, um z.B. einen Unfall zu verhindern, bekommt man mit dem Durchtreten des rechten Pedals auch sofort welche? Der Smart, den ich mal für ein Wochenende hatte (schon etwas her, war noch erste Generation), hat ja fast einen Unfall gebaut, weil er mehrere Sekunden einen Gang gesucht hat.
Das mit dem Verbrauch scheint auch besser geworden zu sein. Der, den ich hatte, hatte zweistellige Verbräuche (11,xx) und ich mußte ihn damals an dem einen Wochenende (Freitagnachmittag bis Montagmorgen) 11mal tanken - meinen eigenen Wagen, einen damals schon 15jährigen Nissan Micra mit ebenfalls 55 PS nur 4mal an einem Wochenende.
Fri Jul 11 11:53:36 CEST 2008 | der_Derk
Hm - ich muss ja sagen, je öfter ich den neuen Smart sehe, desto besser gefällt mir der Alte - gerade im Innenraum, aber auch bei der Übersichtlichkeit nach hinten, oder wenn ich den Verbrauch sehe. Na gut, habe den neuen noch nicht gefahren, da kann ich also schlecht eine Aussage darüber treffen, was er sich mit meiner Fahrweise 'reinziehen würde. Aber selbst wenn ich mal 'nen Liter von dem hier genannten Verbrauch abziehe, da liegt unsere Kugel immer noch drunter... Schade eigentlich...
Fri Jul 11 20:13:25 CEST 2008 | Olli the Driver
meehster, das Getriebe ist besser als ich es vom Smart I in Erinnerung habe. Die Automatik in meinem Volvo reagiert aber schneller. Der Verbrauch - wenn ich daran denke das mein Panda 750L vor 15 Jahren mit mechanischem Vergaser und ungeregeltem Kat 5,7l Super verbraucht hat, dabei zur Not 5 Personen Platz geboten hat und auch noch einen Kofferraum hatte, dafür aber auch keinerlei Sicherheitsausstattung, lässt mich den Smart einfach nur als Säufer erscheinen. Ich denke du kennst das.
Derk, der neue Smart gefällt mir vom Design her besser, aber das wäre ja nicht das erste mal das ein hübscheres Design eine Verschlechterung der Funktionalität mit sich bringt.
Fri Jul 11 22:29:35 CEST 2008 | Achsmanschette51801
Ja, Olli, ich kenne das. Ich habe ja jetzt u:A: einen 15jährigen Fiat Panda 1000. Der braucht zwar auch ne 6 vor dem Komma, aber ich fahre ja auch nicht direkt sparsam. gerade den Panda fahre ich mehr auf möglichst schnelles Ankommen. Die Sitze und die Sitzposition des Panda sind nämlich Grütze.
An der Stelle war der Smart wieder klar im Vorteil: Er bot auf dem Fahrerstuhl wirklich ausreichend Platz und daß ich mich damals gerädert fühlte, lag sicher nicht an den Sitzen.
Ich habe auch schon oft gesagt: Die Idee finde ich genial. Meist reicht ein Zweisitzer mit wenig Kofferraum und die Länge ist vorteilhaft beim Einparken, beim alten auch zum Querparken
Nur die Umsetzung mit versoffenen Motoren und dem Müll von Getriebe - und dann auch noch Heckantrieb... Nee, so nicht, Leute.
Fri Jul 11 23:06:45 CEST 2008 | Olli the Driver
meehster, meinen Panda habe ich vor 15 Jahren als 4 Jahre alten Gebrauchten gekauft, also Bj. 89. Hatte also schon das erste große Facelift, deiner ist ja noch etwas neuer mit dem 91er Facelift. Meiner hatte noch die alten "Rohrgestell mit Stoffüberzug" Sitze. Lange Strecken waren nix, da tat immer der Rücken weh. Und die Sitzposition - habe den Sitz so weit nach hinten gestellt das ich das Lenkrad gerade noch mit gestreckten Armen erreichen konnte, die Beine musste ich dabei schon stark anwinkeln.
Dagegen sind Sitze und Position im Smart der reinste Genuß. Ein sparsamerer Motor und ein normales Getriebe würden dem Wagen aber schon gut tun.
Sat Jul 12 00:47:17 CEST 2008 | Achsmanschette51801
Genau das sag ich ja.
Das Gerädertfühlen lag eher daran, daß die Kiste so lahm war (bei 135 abgeregelt und bergauf deutlich langsamer als der Micra, da der Smart bei gleicher Leistung deutlich schwerer war) und ich so viele Tankstops einlegen mußte. Eine Tankfüllung hat noch nicht einmal zwei Stunden gereicht...
Mein täglicher (jede Nacht außer Sa/So) Weg von HB nach F und zurück war mit dem 1985er Micra besser zu bewerkstelligen - allein schon, weil er schneller war und nicht so oft (fast doppelt so großer Tank, deutlich weniger Verbrauch) nach neuem Sprit schrie.
Sat Jul 12 10:22:14 CEST 2008 | Olli the Driver
Tja, was das angeht: mein 34PS Panda fuhr ja nur 125 km/h, aber dabei hatte man das Gefühl der Wagen hebt vorne ab. Habe es dann meistens bei 110 km/h bewenden lassen und mich auf die rechte Spur eingereiht bzw. gleich die Landstraße genommen.
Sat Jul 12 10:28:29 CEST 2008 | der_Derk
Nunja - das könnte daran liegen, das der Smart nicht als Langstreckenfahrzeug entworfen wurde, die Aerodynamik ist durch die Höhe und Kürze bedingt nicht optimal, entsprechend kann er bei hohen Geschwindigkeiten auch gar nicht so sparsam sein wie ein flacherer Kleinwagen.
Die Diskussion mit dem Getriebe und dem Verbrauch hatten wir ja schon mal...
Ist nach wie vor so - das Getriebe ist Gewöhnungssache. Vielleicht auch etwas Psychologisches, man muss halt abschätzen können, wann das Getriebe was macht. Insofern muss man seine Fahrweise an das Fahrzeug anpassen, es geht nicht umgekehrt. Es ist aber durchaus möglich, nicht an 'ner Kreuzung zu verhungern, oder nicht im entscheidenden Moment mit der Gangwahl kämpfen zu müssen...
Was den Verbrauch angeht - tja, unser alter (noch die Version mit 599 cm³) fährt mit 5 Litern, bei Landstraße auch mal darunter, im Stadtverkehr mit Klima vielleicht mal 'nen haben Liter höher - aber mehr haben wir noch nicht geschafft. In Verbindung mit dem 33-Liter-Tank sind so immer 500 km drin, bevor die Restliteranzeige langsam anfängt, den Countdown einzuläuten...
Sat Jul 12 10:36:41 CEST 2008 | Olli the Driver
Ja, an das Getriebe muss man sich gewöhnen. Ich bin damit klar gekommen, aber es gibt halt besseres. "Verhungert" bin ich damit nicht. Nur anfahren am Berg auf Sand war etwas schwierig, hat aber letztendlich auch geklappt.
Sat Jul 12 11:30:08 CEST 2008 | der_Derk
Ja, ich gehe auch mal davon aus, dass sich die Schaltzeiten deutlich verbessert haben - der alte Smart kann sich halt beim Heranrollen an eine Ampel oder Kreuzung im letzten Moment schwer entscheiden, ob er den ersten oder zweiten Gang nehmen soll - und wenn man dann zu stark auf's Gas steigt, denkt er sich "okay, es soll schnell gehen? Erster Gang." - um nach einem freundlichen Nicken des Fahrers (oder der Fahrerin) sofort wieder in den Zweiten zu wechseln .
Man muss halt wissen, dass der Smart im Automatik-Modus unterhalb von 2000 Touren sowieso automatisch zurückschaltet wenn Gas gegeben wird, und beim Heranrollen an die Kreuzung - also zweiter Gang, Fuß auf der Bremse - dann auch auskuppelt, und anschließend eben erst den passenden Gang wieder suchen muss.
Und auch ansonsten gibt sich die Steuerung zuweilen etwas merkwürdig - sie hat auch kein Problem damit, den kalten Motor bergab auf 5000 Touren zu nageln, ohne den nächsten Gang aufzusuchen. Naja, wenn's einem nicht passt, muss man halt selber zum Schalthebel greifen. Aber ich würde aus genau dem Grund auch keinen Smart ohne Drehzahlmesser nehmen .
Was das Anfahren auf Sand angeht: Immerhin, besser als bei der Version mit Frust+, die hat bei durchdrehenden Rädern einfach nur die Motorleistung 'runtergeregelt, was gerade im Winter beim Anfahren schon sehr nervig sein kann.
Sat Jul 12 12:41:37 CEST 2008 | Olli the Driver
Tja, einen Drehzahlmesser hatte der Leihwagen nicht. Aber wenn es so ist wie du schreibst scheint der echt sinnvoll zu sein.
Sat Apr 18 02:04:10 CEST 2009 | Trackback
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