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Wed Aug 19 18:45:35 CEST 2009    |    taue2512    |    Kommentare (3)    |   Stichworte: Cahors, Fallschirmsprung, Video

Wie ich in meinem Blogartikel "Wann habt Ihr zum letzten Mal etwas zum ersten Mal erlebt?" Anfang Juli bereits angekündigt hatte, war heute endlich mein großer Tag: Ich dürfte mein heißerwartetes Geburtstagsgeschenk einlösen, das mir meine Freundin Anfang Juni geschenkt hatte.

 

Ein Tandem-Fallschirmsprung gefolgt von einem Sprung mit einem automatischen Schirm.

 

Und so kam es das wir heute wegen unserer kleinen Tochter die noch milden morgendlichen Temperaturen nutzten und uns mit dem PASSAT CC von Toulouse aus in das rund 110km entfernte Cahors, genauer gesagt dem dortigen Aéroport Lalbenque zur Fallschirmsport-Schule aufmachten. Die Kleinstadt Cahors sollte vor allem Rotweinkennern ein Begriff sein und ganz  nebenbei bietet Cahors auch eine durchaus sehenswerte Altstadt mit einer Brücke aus dem 12. Jahrhundert - dem Pont Valentre.

 

 

Nach gut einstündiger Fahrt kamen wir endlich an und da zur Zeit viele Franzosen im Urlaub sind, gab es einen entsprechenden Andrang. Ich hatte mir zwar immer während meiner fliegerischen Ausbildung geschworen, nie im Leben und noch dazu freiwillig aus einem intakten Flugzeug zu springen aber irgendwie juckte mir diese Idee seit einiger Zeit in den Fingern.

 

Wir wurden vom Leiter der Sprungschule begrüßt und es gab eine erste theoretische Einführung mit Trockenübungen am Boden. Ich muß sagen das das alles äußerst professionell ablief, neben der Sprungposition übten wir das aussteigen und machten Lenkübungen an einem Simulationsschirm. Es folgte eine Einweisung in die Platzverhältnisse und dann ging es auch schon rüber in die Halle zum anlegen der Gurte. Der Puls klopft und man geht nochmal alles im Geiste durch was einem eben gerade erst vermittelt wurde und meldet sich schließlich sprungbereit. Gut, bei diesem ersten Sprung mit dem Leiter der Sprungschule müßte es schon mit dem Teufel zugehen, wenn irgendetwas unvorhergesehenes passieren sollte - aber man macht sich doch eben so seine Gedanken.

 

 

Die zweimotorige Maschine vom Typ DHC-6 Twin Otter mit einem Arsch voll Leistung macht die Sprünge dort besonders günstig, denn im Gegensatz zu kleineren Pilatus Porter, von denen die Fallschirmsportschule gleich 2 besitzt können mit diesem Flugzeugtyp ganze 20 Springer auf einmal und noch dazu sehr schnell nach oben befördert werden.

 

Mit einem mulmigen Gefühl gings ab zum Flieger, der gerade von seiner letzten Tour zurückkam. Das Einsteigen erfolgte bei noch laufenden Motoren und entsprechendem Winddruck. Relativ schnell waren die 6.000m Sprunghöhe nach dem Start erreicht, wir waren mit dem Tandem die letzten verbliebenden Springer, zusammen mit dem Kameramann der unseren Sprung für eine spätere genaue Auswertung vor dem Alleinsprung aufnehmen sollte.

 

Langsam ging es halb robbend zur offenen Tür. Gedanken kreisen durch den Kopf, wie: Auf was habe ich mich da nur eingelassen? Der Kameramann stieg als erster raus und wir folgten, Kopf leicht zurück auf den Knien kauernd wartete ich auf den Absprung.

 

Das Kommando kam, als Passagier an die Schultergurte gegriffen und den Rücken durchgebogen. Ein kurzer Ruck nach hinten, ein Atemzug: Wow! Laute Windgeräusche, aber eine tiefe innere Ruhe - schwierig zu beschreiben und jeder so denke ich empfindet diesen Moment vollkommen anders und individuell.

 

 

 

Ein Sturz ins Bodenlose, das Gehirn braucht erstmal ein paar Millisekunden um zu verarbeiten was da gerade mit einem passiert. Und dann ein Glücksgefühl, welches einfach unbeschreiblich ist. Man sieht den Flieger über sich verschwinden, blickt zum Boden und alles kommt einem fast surreal vor.

 

Die Zeit vergeht schnell - viel zu schnell. Aus 6.000m werden so nur noch 1.500m, der Ausbilder schreit das Kommando zur Öffnung, wieder Kopf in den Nacken und in Richtung Schirm blicken! Die Schirmkappe brauchte ein wenig länger, bis sie komplett offen war - das ist aber designtechnisch so gewollt, um den Bremsvorgang zu dämfen. Alles um einen wirdauf einmal ruhig und Euphorie macht sich breit! Man versucht sich zu orientieren, der Instruktor reicht die Steuerleinen und es geht ab in Richtung Landezone. Auf dem Weg dorthin 2 oder 3 Mal die Landung üben: Knie anziehen, beide Leinen ziehen und auf einmal hat man das Gefühl in der Luft stehenzubleiben.

 

 

Der Endanflug: Herzklopfen, die letzte Kurve gegen den Wind. Kommando zur Landung vom Instruktor, Knie hochziehen und doch noch das Kiesbett erwischt.Vor lauter konzentration hatte ich schon ganz den Instruktor hinter mir vergessen. Ich war sehr von der weichen Landung überrascht und auch die Lenkung sowie der Gleitpfad des Schirmes in der Luft errinnerten mich ein wenig an einen Segelflieger älterer Bauart, Fallschirme hatten bei mir zuvor immer einen etwas unkontrollierbaren Eindruck mit einem Gleitpfad von 1 zu plumps gemacht.

 

Wie arg man sich doch täuschen kann.

 

 

 

Doch noch eine Punktlandung bis ins Kiesbett hingelegt, nicht schlecht für den ersten Sprung.

 

 

Danach gab es wieder eine theoretische Lektion und eine Einweisung in die Bedienung des automatischen Schirmes, falls die Automatik mal versagen sollte und am Nachmittag gings dann ein weiteres Mal rauf. Die Bewegungsfreiheit mit dem deutlich leichteren Schirm (der Tandemschirm wiegt satte 23 kg) war deutlich besser, dazu trug auch die Sprungkombi nicht unwesentlich bei. Wieder als einer der letzten Springer bis an die offene Tür gerobbt, der Instruktor diesmal neben einem und nicht an einem festgeschnallt und auf sein Kommando erfolgte der Sprung. Ich hatte schon damit gerechnet das dieser zweite Sprung routinierter abläuft und der Körper sich an die Eindrücke gewöhnt, aber nix dergleichen. Man kann wohl von diesem Sport regelrecht süchtig werden! Mein Schirm löste wie vorher eingestellt bei 2.500m automatisch aus, nachdem einige akkustische Signale mich vorwarnten. Endanflug und Landung erfolgten wieder im Zielkreis.

 

 

Ist bestimmt nicht das letzte Mal das ich nun gesprungen bin und jetzt hadere ich mit der Frage mein Kitesurf-Geraffel gegen entsprechendes Equipment zu tauschen.


Wed Aug 19 19:24:18 CEST 2009    |    HildeK

Hallo,

anscheinend wird das Dein neues Hobby. Ich denke mir, dass es ein absolut tolles Erlebnis ist, aber den Mut hätte ich wahrscheinlich dann doch nicht.

Ich wünsche Dir jedenfalls weiterhin viel Spaß dabei und dass Du immer heil runter kommst.

Thu Aug 20 12:18:58 CEST 2009    |    taue2512

Anbei wegen der PN von Philipp eine Nahaufnahme der verwendeten Kamera: Eine Sony miniDV mit einem 0.43 Fischaugen-Weitwinkel.


Mon Aug 24 16:46:48 CEST 2009    |    Rostlöser14765

Gratulation,Glueckwunsch - wird bei den Parachutern eigentlich auch der Schlips abgeschnitten ????

......und wenn doch alles ,was sich im Leben so im f r e i e n F a l l befindet , solche Gluecksgefuehle ausloesen koennte ! ;-))

Alles Gute

V.rennmax

Deine Antwort auf "Falling Down: Diesmal leider ohne Michael Douglas"

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