Tue Dec 13 16:12:47 CET 2011 | rallediebuerste | Kommentare (12) | Stichworte: düsseldorf, raceOfChampions2011, racing, schumacher, vettel
Düsseldorf, Samstag, der 3. Dezember, 13:00 Uhr. Acht Menschen in schwarzen Motor-Talk-T-Shirts mit ROC-Schriftzug stehen vor der klappbaren Treppe des Hyatt-Hotels und warten. Trotz einer Außentemperatur nahe am Nullpunkt und des eisigen Windes ziert die Gesichter aller acht ein debil-seliges Grinsen. Der Grund für die gute Stimmung verbirgt sich hinter der Eingangstür, die zur Zeit aber noch fest verrammelt ist: extra für uns glückliche (naja, und ein paar andere) wurde ein Haufen Motorsportlegenden aus Formel1, WRC, DTM und co. angekarrt, in ein Zimmer gesperrt und gezwungen, ihre Unterschrift auf alles zu setzen, was ihnen vor die Nase gehalten wird.
Nach einer gefühlten Ewigkeit bei Minus 20 Grad und Polarwind, öffnet sich endlich die Tür und wir stürmen die Vorhalle. Schnell bringen wir die Ausweiskontrolle hinter uns und warten eine weitere Ewigkeit vor der nächsten verschlossenen Tür. Wie gebannt starren wir auf den Türknauf, und als der sich endlich leise bewegt und den Weg freigibt, erstrahlt ein helles Licht, das Grinsen auf den Gesichtern wird noch breiter, und endlich stehen wir ihnen gegenüber: Michael Schumacher, Sebastian Vettel, David Coulthard und wie sie alle heißen... insgesamt ein gutes Dutzend Motorsportgrößen, die man so nah wohl auch eher selten sieht. Dann geht alles sehr schnell: wie die Kühe auf dem Weg zur Schlachtbank werden wir an den Signiertischen vorbeigeschleust und unter ständigen "Bitte nur ein Autogramm von jedem Fahrer"-Rufen der Organisatoren weitergedrängt. Zeit zum Fragen stellen oder kurzen Plauschen mit den Fahren bleibt eigentlich keine, aber gut - was will man machen. Da mir der ganze Personen- und Unterschriftenkult eh nicht so liegt, halte ich mich vornehm zurück, mache ein paar Fotos, kassiere zwei Unterschriften für Freunde und Nachbarn (ihres Zeichens große Schumi- und Vettelfans) und ärgere mich, dass ich den Kaufvertrag für Schumis FXX vergessen habe, den ich ihm zum signieren vorlegen wollte. Naja, man kann nicht alles haben.
schön hergerichtetAnschließend geht's schnell ins Hotel zum Einchecken und von dort aus direkt weiter zum eigentlichen Event: dem Race Of Champions 2011 in der Düsseldorfer ESPRIT-Arena. Beim Betreten der Arena sticht mir der scharfe Geruch von verbranntem Gummi und Benzin in die Nase, und ein infernalischer Lärm aus einem hochdrehenden V8 hämmert durch meine Ohren direkt ins Gehirn. Geil! Hier fühle ich mich wohl. Absolut irre ist auch die Strecke, die man hier in die Halle gezaubert hat: ein 600 Meter langes Asphalt(!)band, das sich über den guten Fußballrasen schlängelt - inklusive kleiner Brücke, wo sich die beiden Abschnitte überkreuzen. Nicht schlecht! Ich genieße ein wenig das freie Training und beschließe dann, noch eine schnelle Runde durch die VIP-Platinum Lounge zu drehen und mich erst mal ordentlich am Buffet zu bedienen, das von Jakobsmuschelspieß bis Gänsekeule außerordentlich gut bestückt ist.
18:00 Uhr. Ich bin vollgefressen bis obenhin - nicht mal mehr ein Pfefferminzplätzchen hätte noch Platz. Da trifft es sich gut, dass das Rahmenprogramm (unter anderem so ein Race of Promis) gerade vorbei ist, und der Nations Cup gleich losgeht. Hierbei fahren jeweils zwei Fahrer pro Land in den verschiedenen Wagen um die Wette, und das Team, das am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt.
Die 6 Wettkampfwagen in diesem Jahr sind alles schicke Schmankerl des Automobilbaus - und alle so unterschiedlich, wie man es sich nur wünschen kann:
Der GT3-Bolide mit V10 und 500PS ist zwar schön anzusehen und auch sehr schnell, aber für den engen Kurs in der ESPRIT-Arena taugt die Kiste wohl nur bedingt. Fun Fact: die komplette Renndistanz wird im ersten Gang bewältigt.
Das stärkste Auo im Feld. Ein Nascar-"Nachbau" mit extrem hochdrehendem V8. Soundmäßig definitiv das beste, was hier aufgefahren wird... richtig schön rotzig. Leider für diese Strecke auch viiieeeel zu schwer. Trotzdem irgendwie geil martialisch.
Rallyewagen aus der Super2000-Serie. Wie man hört rechtanspruchsvoll zu fahren, weil man hier immer darauf achten muss, das Drehzahlniveau oben zu halten. Bei 1.6 Litern Hubraum und nem dicken Turbo obendrauf sicher nicht so falsch
Mehr Kart als Auto. 240PS-Audi-Turbomotor trifft auf nicht mal 800kg Lebendgewicht ohne elektronische Helferlein. Ich hatte ja der Vergnügen, das Ding kurz auf dem Red Bull Ring fahren zu dürfen, und ich kann nur sagen: extreem zickig, aber auch sehr spaßig.
Buggy mit 140-PS-Motorradmotor. Geht gut vorwärts und neigt dazu, bei warmem Auspuff ordentlich Flammen zu werfen - leider immer genau dann, wenn ich den Finger NICHT am Auslöser meiner Kamera habe. Das da oben war ein Glücksgriff.
Erdgas-Rocco mit "Push to Pass"-Funktion. Wenn der Fahrer einen Knopf auf dem Lenkrad drückt, stehen für kurze Zeit 50 extra-PS (275 statt 225) zur Verfügung. Das ganze funktioniert 4x pro Rennen. Die Anzahl der verbliebenen Aufladungen wird mittels Display in der Seitenscheibe angezeigt.
Der Rest des Tages ist schnell erzählt: Schumi und Vettel holen zum fünften mal in Folge den Sieg für Deutschland, das Publikum ist außer sich, Vettel macht ein paar misslunge Donuts auf dem Rasen (was da wohl die Fortuna sagen wird?) Siegerehrung, Champagnerdusche, Schluss, Riesenstau, Hotel, Schlafen.
Am Sonntag fahre ich früh zur Arena. Erstens habe ich sowieso nichts besseres zu tun, und zweitens kann ich so einen von den guten Parkplätzen abstauben und muss heute abend nicht ewig warten um auf die Autobahn zu kommen. Natürlich bin ich viel zu früh da. Alle Tore sind zu, nur ein einsamer Securitymensch steht rum und bewacht das Kassenhäuschen. "Ey, wat machstn du schon hier? Einlass ist erst in anderthalb Stunden!", ruft er mir in tiefstem Rheinländisch entgegen. Tja, hätte ich mal lieber den Zeitplan gelesen, den mir MT vorher noch zugeschickt hat....... nee. Ich und Pläne lesen? Wär ja noch schöner... nee nee, ich ertrage meinen Fehler wie ein Mann und sitze meine Zeit ab. Anderthalb Stunden bei 5°C und 100km/h Windgeschwindigkeit auf freiem Feld. Alleine. In meiner Übergangsjacke.
Grant & PfeifferIrgendwann gehen dann aber doch die Türen auf, und ich stürme die VIP-Lounge. Erst mal ein wenig aufwärmen und das Buffet plündern. Dann raus und ein bisschen Rahmenprogramm schauen... unter anderem Stuntdriving mit dem genialen Terry Grant, der nebenbei auch mal mit seinem TVR die komplette Halle einnebelt. Außerdem am Start: Motorrad-Stundriding-Meister Chris Pfeiffer, eine Schlange von Super- und Hypercars, die aber nur ein mal durch die Halle gondeln ohne auch nur ein einziges mal die Motoren aufheulen zu lassen (naja, kostet wohl zu viel Sprit bei den Karren), Stig Blomqvist im Audi quattro, ein paar Drifts im alten Benz etc. pp.
...Pünktlich zum Start des eigentlichen Race of Champions wartet auf uns noch ein weiterer Leckerbissen: eine exklusive Führung durch die "Katakomben" - das Paddock, wo die ganzen Autos stehen, den Aufenthaltsbereich der Fahrer, die Wechselzone. In Zweiergrüppchen werden wir von unserem persönlichen Fremdenführer backstage geführt, und können uns hier nach Lust und Laune umsehen. Nicola und ich haben sogar das große Glück, genau in dem Moment die Wechselzone zu betreten, in dem alle Fahrer für die Vorstellungsrunde die Cabrios besteigen. So eine Gelegenheit hat man nicht alle Tage, also lasse ich den Fotofinger glühen... dummerweise, ohne vorher die Einstellungen meiner Kamera zu checken und ohne zwischendrin mal die Bilder zu kontrollieren, weshalb von knapp 80 Fotos nur 4-5 auch wirklich was geworden sind (tja, die beste Kamera bringt halt nix, wenn der Fotograf nix drauf hat!). Als die Fahrer sich nach draußen verabschieden, neigt sich auch unsere Führung dem Ende zu, und wir laufen zurück richtung Tribüne.
Wieder oben angekommen, ist das Rennen schon in vollem Gange. Da das ganze aber nicht wirklich anders ist als gestern, stellt sich nach einiger Zeit doch ein wenig Langeweile ein. Irgendwie ist's dann doch immer das gleiche: man hat jeden Fahrer und jedes Auto schon mindestens 5 mal gesehen, die Rundenzeiten liegen alle recht eng beieinander und wirklich spektakuläre Aktionen sieht man nur ganz ganz selten. Aber genau für diese Phasen gibt's ja die Lounge mit Catering und Monitoren an jeder Ecke. Zum Viertelfinale begebe ich mich wieder nach draußen - genau rechtzeitig zum großen Duell Schumacher gegen Vettel im X-Bow, das Schumi knapp für sich entscheiden kann. In der nächsten Runde ist ihm Fortuna (höhö!) allerdings nicht mehr so hold, und er muss sich seinem Gegner geschlagen geben.
Im Finale schließlich kann sich Sébastien Ogier gegen Tom Kristensen durchsetzen und gewinnt unter großem Jubel das Race of Champions 2011. Und während der noch ein paar Siegerdonuts auf der Strecke dreht und dabei fast ein paar Fotografen abräumt, stürze ich mich die Treppen hinunter und stelle mich gegenüber des Siegertreppchens auf, um noch ein paar schöne Bilder zu schießen. Die gleiche Idee hatten allerdings auch alle anderen Kamerabesitzer in dieser Hälfte der Halle, und so kann ich nur noch 2-3 Fotos von der Siegerehrung machen, bevor ich von einem Heer Teleobjektive und Einbeinstative halb besinnungslos geprügelt werde. Gut, die Speicherkarte ist sowieso voll, also verabschiede ich mich noch schnell von Nicola und den anderen und flitze zum Parkplatz - wohlweißlich, dass sich die lange Wartezeit vorhin jetzt auszahlen wird, wenn ich direkt von der Pole Position in Richtung Autobahn starte...
... nur um dort dann festzustellen, dass der Weg von meinem Parkplatz runter nicht direkt auf die Autobahn, sondern ein mal um das ganze Ding drumherum führt, so dass ich in der Schlange GANZ HINTEN stehe. Jetzt mal ehrlich: wer denkt sich denn so einen Quatsch aus?
Egal. Hinter mir liegt ein Spitzenevent, mir dröhnen noch ein wenig die Ohren und außerdem tut mir vom ganzen Essen der Bauch weh, aber ich bin rundum glücklich und zufrieden.
Danke, Motor-Talk! |
Tue Dec 13 16:31:27 CET 2011 | XC70D5
Netter Bericht, an dem auch der Düsseldorfer Dieter Nuhr seine Freude hätte, dank Übergangsjacke...
Gruß
Martin
Tue Dec 13 17:01:27 CET 2011 | andyrx
Klasse Event und toller Bericht....chapeau
mfg Andy
Wed Dec 14 00:50:21 CET 2011 | 124er-Power
Soso ralle, die ganze Zeit wieder nur am futtern!
Wenns etwas gratis gibt, ist der ralle immer als erstes am Start.
Toller Bericht, da wäre ich auch sehr gerne dabei gewesen.
Hast du keine Videos gemacht?
Wed Dec 14 09:40:43 CET 2011 | rallediebuerste
Doch. Zwei Videos sind im Bericht verlinkt... und die anderen habe ich mangels Qualität nicht hochgeladen - kann ich aber auch gerne tun falls gewünscht.
Wed Dec 14 10:51:18 CET 2011 | anntike
ach, das hats mit "roc" auf sich.. ich seh on a weekly basis nen autotransporter voll mit den sciroccos an der tanke vorbeifahren.
Wed Dec 14 13:01:36 CET 2011 | Turboschlumpf18152
ich war im gästehaus nebenan (25 min. zu fuss). keine parkplatzprobleme, kein fress stress, da ich nicht zum fressen, sondern für den sport in die arena wollte, karte für 20 euro pro nase. gut und günstig.
wenn es nächstes jahr wieder in der esprit arena wäre, würde ich wieder kommen.
warum die ränge so leer waren ? ich kapier's nicht. armes deutschland. nur linke spur auf der autobahn, daaas ist deutschland.
Wed Dec 14 13:17:17 CET 2011 | Fensterheber10225
@ralle
kommts auch noch auf http://www.motor-talk.de/blogs/race-of-champions ?
Thu Dec 15 21:17:36 CET 2011 | Hellhound1979
Hey, der Herr auf dem 3. Bild mit seinem Sohn scheint auch hier im Forum vertreten zu sein:
http://www.motor-talk.de/forum/motorsporthelme-airbrush-t3623108.html
Thu Dec 15 21:31:26 CET 2011 | Fensterheber10225
er war ja auch einer der gewinner (bzw. der gewinner ueberliess den gewinn ihm und seinem sohn)
und HIER sein bericht.
Thu Dec 15 22:16:32 CET 2011 | 124er-Power
Das 2. Video ist besonders geil.
Mon Dec 19 10:56:47 CET 2011 | Trackback
Kommentiert auf: Race of Champions:
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Tue Dec 20 18:36:52 CET 2011 | FredXXL
Danke Ralle, da waren ein paar Bilder bei auf die wir gehofft hatten! Klasse!!!
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