Bergung eines abgerissenen Glühstiftes, OM642: Lessons learned.
Vielleicht interessiert es jemanden ...
Nach 1 1/2 Jahren mit abgerissenen Glühstift (Zylinder 1, OM642.920) habe ich heute den abgerissenen Glühstift bergen lassen. War interessant und etwas zu lernen gab es auch.
Vorgeschichte: Vor ~3 Jahren Startprobleme bei niedrigen Temperaturen. Glühkerzen und Glühzeitsteuergerät gewechselt. Probleme behoben. Nach etwa 1 1/2 Jahren wieder Startprobleme. Die Bosch - Glühstifte gegen original verbaute Beru getauscht. Problem behoben.
Gelernte Lektion 1: Immer original verbaute Beru - Glühstifte verbauen. Die ersten originalen haben etwa 7 Jahre (250000km) gehalten.
Der ursprüngliche Plan war, den Glühstift-Tausch bei einem befreundeten KFZ-Meister machen zu lassen, da ich wieder mal keine Zeit hatte. Ergebnis, ein Glühstift getauscht, einer abgerissen. Die anderen waren auch für einen erfahrenen Profi nicht in vertretbarer Zeit zu lösen. Nachdem ich mich etwas über den Ausbau von festgebackenen Glühstiften belesen hatte, habe ich mir einen kleinen Druckluft-Schlagschrauber für das Lösen von Glühstiften von KS Tools gekauft (etwa 300 Euro, Füchse finden genau das selbe Werkzeug umgelabelt für 135€). Damit ging es. Allerdings musste ich mir auch einen Druckluftkompressor mit größerem Tank (100l) kaufen, da der kleine 20l zum Arbeiten unbrauchbar war. Die restlichen 4 Glühkerzen waren nur mit den üblichen Tricks und viel Geduld zu lösen. Zwischen 30 min und 1 Stunde musste der Schlagschrauber an jedem Glühstift rütteln, dann kamen sie zum Vorschein.
Gelernte Lektion 2: Du brauchst sehr, sehr, sehr viel Geduld, wenn Du feste Glühstifte lösen möchtest.
Gelernte Lektion 3: Nimm einen entsprechenden Druckluftschlagschrauber (einstellbar bis 40nm), um Glühstifte auszubauen. Das funktioniert gut und stellt sicher, dass kein Glühstift abreißt!
Nun, heute habe ich mich dem letzten, abgerissen Glühstift gewidmet bzw. widmen lassen. Zuvor hatte ich natürlich selbst damit geliebäugelt, den Glühstift zu bergen und mir dutzende Videos und Werkzeuge angeschaut. Das funktioniert bestimmt auch selbst, aber die Aussicht darauf noch sehr viel mehr Arbeit zu haben, wenn es schief geht (neues Glühstiftgewinde, neuer Zylinderkopf, ...) oder wenn man die Arbeit lassen machen muss, bis zu einigen tausend Euro auf den Tisch zu legen, war mir der Spass nicht wert. Die Frage war nun: Wer machts? Ich wußte bereits, dass das eine Arbeit für Motorspezialisten ist. Gute Werkstätten machen das nicht selbst (es sei denn die haben selbst einen erfahrenen Spezialisten), sondern lassen dafür immer jemanden extra kommen (oder schaffen das Fahrzeug/Motor hin). Irgendwann kam ich auf die Idee, 5-6 umliegende Werkstätten anzurufen (auch ein kleinere Mercedes-Werkstatt und einen Bosch Car Service) und habe dort gefragt, wo sie Motorspezialarbeiten machen lassen. Mehrmals empfohlen wurde mir Reißenweber Motorservice in Mittwitz (Nordfranken). Soweit ich das im Internet recherchieren konnte, sind die Jungs dort gelobt worden. Beim Anruf stellte sich heraus, dass die Jungs für ziemlich viele Werkstätten um Umkreis von 150km arbeiten und je nach Fall auch Außendienstler haben, die in die Werkstätten kommen. Einer davon war heute bei mir zu Hause und hat den Glühstift erfolgreich rausgeholt.
Ich möchte jetzt nicht den detaillierten Ablauf wiedergeben, aber einiges interessantes möchte ich nicht auslassen. Ich habe das Auto soweit vorbereitet, bis der Glühstift frei zugänglich war. Der Reißenweber-Mitarbeiter, hat noch kurz überlegt, ob er mich auch noch die Rail und den Injektor 1 ausbauen läßt, um das Führungswerkzeug zu befestigen, meinte dann aber, dass er die Arbeiten auch freihändig kann, er dann aber vorsichtiger sein müsste und es etwas länger dauert. Mir war das recht, denn ich hatte keine neuen Dichtungen für die Rail da. Ergebnis Glühstift geborgen nach aufwendigem Prozedere, neue Gewindehülsen nicht notwendig - alles gut. Sieht auch machbar aus, allerdings muss man die richtigen Werkzeuge haben und man darf es nicht "versauen".
Gelernte Lektion 4: Das Bergen von abgerissenen Glühstiften ist etwas für Spezialisten.
Ich war ziemlich happy darüber. Er meinte, dass diese Glühkerze auch im intakten Zustand nicht zu bergen gewesen wäre, so fest war diese in der Bohrung drin. Wie erwähnt, alle anderen Glühkerzen konnten zuvor auch nur mit viel Aufwand ausgebaut werden, obwohl beim ersten Wechsel der Glühkerzen alle händisch, schnell und ohne Probleme auszubauen waren. Warum es beim zweiten Satz Glühstifte so beschwerlich war, wusste der Spezialist natürlich. Er hat auch einen einfachen Grund geliefert.
Meine Glühstifte waren im unteren Bereich der Hülse ziemlich verkokt, was dann in der Bohrung schön festgebacken ist. Das passiert normalerweise nicht, wenn die Hülse sauber auf dem Dichtungssitz in der Bohrung aufliegt. Beim Einbau des 2. Satzes Glühstifte (Bosch) hatte ich nicht die Hülsenauflageflache in der Bohrung gesäubert. Wusste ich einfach nicht, und wissen die meisten Werkstätten auch nicht. Damit lagen die Glühstifte nicht wirklich dicht auf und Verbrennungsgase sind in die Bohrung/Schaft gewandert = elende Verkokung, was letztendlich zu unlösbaren Glühstiften führen kann.
Gelernte Lektion 5: Vor dem Einbau neuer Glühstifte, die Bohrung und insbesondere den Dichtsitz der Glühkerze penibel säubern.
Zur Säuberung des Dichtsitzes hatte der Spezi so etwas wie eine Fräse/Bohrer, der genau auf den Dichtsitz passte und diesen nach einigen, wenigen sanften Drehungen mit den Fingern wie gerade erst hineingefräst aussehen ließ.
Für den Einbau der Glühstifte hatte er noch den Tip, nur den oberen Teil der Glühstifthülse und besonders dick das Gewinde mit temperaturfesten Fett (z.B. Injektorenfett oder hochtemperatur Fett (Keramikfett)) einzuschmieren, so das sich beim Einschrauben eine kleine Wulst um den Glühkerze bildet. Damit verhindert man, das Kondenswasser (oder anderes Wasser) von oben in die Bohrung eindringt und das Gewinde bzw. den Gewindesitz korrodieren läßt, der zweite Grund, warum sich Glühstifte nicht lösen lassen oder beim Ausbau abreißen. Daraufhin habe ich noch bei zwei weiteren Glühstiften den Sitz nacharbeiten lassen, eine Sache von 5 min.
So, dass wars. Meiner glüht jetzt wieder auf allen 6 Zylindern vor. Viel Spaß beim Wechseln der Glühstifte. Vielleicht noch die Info, dass mit etwa 350 - 1000€, letzteres bei Mercedes, laut Internetrecherche gerechnet werden muss; für 1 (eine) Glühstift-Bergung Das hat es inklusive Anfahrt in meinem Fall nicht gekostet. PN, falls ihr wissen möchtet, was ich bezahlt habe. Ich möchte das hier nicht offiziell einstellen, da das einerseits Verhandlungssache ist und sicherlich auch davon abhängt, inwieweit gewisse Arbeiten selbst erledigt werden können.
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Nach 1 1/2 Jahren mit abgerissenen Glühstift (Zylinder 1, OM642.920) habe ich heute den abgerissenen Glühstift bergen lassen. War interessant und etwas zu lernen gab es auch.
Vorgeschichte: Vor ~3 Jahren Startprobleme bei niedrigen Temperaturen. Glühkerzen und Glühzeitsteuergerät gewechselt. Probleme behoben. Nach etwa 1 1/2 Jahren wieder Startprobleme. Die Bosch - Glühstifte gegen original verbaute Beru getauscht. Problem behoben.
Gelernte Lektion 1: Immer original verbaute Beru - Glühstifte verbauen. Die ersten originalen haben etwa 7 Jahre (250000km) gehalten.
Der ursprüngliche Plan war, den Glühstift-Tausch bei einem befreundeten KFZ-Meister machen zu lassen, da ich wieder mal keine Zeit hatte. Ergebnis, ein Glühstift getauscht, einer abgerissen. Die anderen waren auch für einen erfahrenen Profi nicht in vertretbarer Zeit zu lösen. Nachdem ich mich etwas über den Ausbau von festgebackenen Glühstiften belesen hatte, habe ich mir einen kleinen Druckluft-Schlagschrauber für das Lösen von Glühstiften von KS Tools gekauft (etwa 300 Euro, Füchse finden genau das selbe Werkzeug umgelabelt für 135€). Damit ging es. Allerdings musste ich mir auch einen Druckluftkompressor mit größerem Tank (100l) kaufen, da der kleine 20l zum Arbeiten unbrauchbar war. Die restlichen 4 Glühkerzen waren nur mit den üblichen Tricks und viel Geduld zu lösen. Zwischen 30 min und 1 Stunde musste der Schlagschrauber an jedem Glühstift rütteln, dann kamen sie zum Vorschein.
Gelernte Lektion 2: Du brauchst sehr, sehr, sehr viel Geduld, wenn Du feste Glühstifte lösen möchtest.
Gelernte Lektion 3: Nimm einen entsprechenden Druckluftschlagschrauber (einstellbar bis 40nm), um Glühstifte auszubauen. Das funktioniert gut und stellt sicher, dass kein Glühstift abreißt!
Nun, heute habe ich mich dem letzten, abgerissen Glühstift gewidmet bzw. widmen lassen. Zuvor hatte ich natürlich selbst damit geliebäugelt, den Glühstift zu bergen und mir dutzende Videos und Werkzeuge angeschaut. Das funktioniert bestimmt auch selbst, aber die Aussicht darauf noch sehr viel mehr Arbeit zu haben, wenn es schief geht (neues Glühstiftgewinde, neuer Zylinderkopf, ...) oder wenn man die Arbeit lassen machen muss, bis zu einigen tausend Euro auf den Tisch zu legen, war mir der Spass nicht wert. Die Frage war nun: Wer machts? Ich wußte bereits, dass das eine Arbeit für Motorspezialisten ist. Gute Werkstätten machen das nicht selbst (es sei denn die haben selbst einen erfahrenen Spezialisten), sondern lassen dafür immer jemanden extra kommen (oder schaffen das Fahrzeug/Motor hin). Irgendwann kam ich auf die Idee, 5-6 umliegende Werkstätten anzurufen (auch ein kleinere Mercedes-Werkstatt und einen Bosch Car Service) und habe dort gefragt, wo sie Motorspezialarbeiten machen lassen. Mehrmals empfohlen wurde mir Reißenweber Motorservice in Mittwitz (Nordfranken). Soweit ich das im Internet recherchieren konnte, sind die Jungs dort gelobt worden. Beim Anruf stellte sich heraus, dass die Jungs für ziemlich viele Werkstätten um Umkreis von 150km arbeiten und je nach Fall auch Außendienstler haben, die in die Werkstätten kommen. Einer davon war heute bei mir zu Hause und hat den Glühstift erfolgreich rausgeholt.
Ich möchte jetzt nicht den detaillierten Ablauf wiedergeben, aber einiges interessantes möchte ich nicht auslassen. Ich habe das Auto soweit vorbereitet, bis der Glühstift frei zugänglich war. Der Reißenweber-Mitarbeiter, hat noch kurz überlegt, ob er mich auch noch die Rail und den Injektor 1 ausbauen läßt, um das Führungswerkzeug zu befestigen, meinte dann aber, dass er die Arbeiten auch freihändig kann, er dann aber vorsichtiger sein müsste und es etwas länger dauert. Mir war das recht, denn ich hatte keine neuen Dichtungen für die Rail da. Ergebnis Glühstift geborgen nach aufwendigem Prozedere, neue Gewindehülsen nicht notwendig - alles gut. Sieht auch machbar aus, allerdings muss man die richtigen Werkzeuge haben und man darf es nicht "versauen".
Gelernte Lektion 4: Das Bergen von abgerissenen Glühstiften ist etwas für Spezialisten.
Ich war ziemlich happy darüber. Er meinte, dass diese Glühkerze auch im intakten Zustand nicht zu bergen gewesen wäre, so fest war diese in der Bohrung drin. Wie erwähnt, alle anderen Glühkerzen konnten zuvor auch nur mit viel Aufwand ausgebaut werden, obwohl beim ersten Wechsel der Glühkerzen alle händisch, schnell und ohne Probleme auszubauen waren. Warum es beim zweiten Satz Glühstifte so beschwerlich war, wusste der Spezialist natürlich. Er hat auch einen einfachen Grund geliefert.
Meine Glühstifte waren im unteren Bereich der Hülse ziemlich verkokt, was dann in der Bohrung schön festgebacken ist. Das passiert normalerweise nicht, wenn die Hülse sauber auf dem Dichtungssitz in der Bohrung aufliegt. Beim Einbau des 2. Satzes Glühstifte (Bosch) hatte ich nicht die Hülsenauflageflache in der Bohrung gesäubert. Wusste ich einfach nicht, und wissen die meisten Werkstätten auch nicht. Damit lagen die Glühstifte nicht wirklich dicht auf und Verbrennungsgase sind in die Bohrung/Schaft gewandert = elende Verkokung, was letztendlich zu unlösbaren Glühstiften führen kann.
Gelernte Lektion 5: Vor dem Einbau neuer Glühstifte, die Bohrung und insbesondere den Dichtsitz der Glühkerze penibel säubern.
Zur Säuberung des Dichtsitzes hatte der Spezi so etwas wie eine Fräse/Bohrer, der genau auf den Dichtsitz passte und diesen nach einigen, wenigen sanften Drehungen mit den Fingern wie gerade erst hineingefräst aussehen ließ.
Für den Einbau der Glühstifte hatte er noch den Tip, nur den oberen Teil der Glühstifthülse und besonders dick das Gewinde mit temperaturfesten Fett (z.B. Injektorenfett oder hochtemperatur Fett (Keramikfett)) einzuschmieren, so das sich beim Einschrauben eine kleine Wulst um den Glühkerze bildet. Damit verhindert man, das Kondenswasser (oder anderes Wasser) von oben in die Bohrung eindringt und das Gewinde bzw. den Gewindesitz korrodieren läßt, der zweite Grund, warum sich Glühstifte nicht lösen lassen oder beim Ausbau abreißen. Daraufhin habe ich noch bei zwei weiteren Glühstiften den Sitz nacharbeiten lassen, eine Sache von 5 min.
So, dass wars. Meiner glüht jetzt wieder auf allen 6 Zylindern vor. Viel Spaß beim Wechseln der Glühstifte. Vielleicht noch die Info, dass mit etwa 350 - 1000€, letzteres bei Mercedes, laut Internetrecherche gerechnet werden muss; für 1 (eine) Glühstift-Bergung Das hat es inklusive Anfahrt in meinem Fall nicht gekostet. PN, falls ihr wissen möchtet, was ich bezahlt habe. Ich möchte das hier nicht offiziell einstellen, da das einerseits Verhandlungssache ist und sicherlich auch davon abhängt, inwieweit gewisse Arbeiten selbst erledigt werden können.
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Nach 1 1/2 Jahren mit abgerissenen Glühstift (Zylinder 1, OM642.920) habe ich heute den abgerissenen Glühstift bergen lassen. War interessant und etwas zu lernen gab es auch.
Vorgeschichte: Vor ~3 Jahren Startprobleme bei niedrigen Temperaturen. Glühkerzen und Glühzeitsteuergerät gewechselt. Probleme behoben. Nach etwa 1 1/2 Jahren wieder Startprobleme. Die Bosch - Glühstifte gegen original verbaute Beru getauscht. Problem behoben.
Gelernte Lektion 1: Immer original verbaute Beru - Glühstifte verbauen. Die ersten originalen haben etwa 7 Jahre (250000km) gehalten.
Der ursprüngliche Plan war, den Glühstift-Tausch bei einem befreundeten KFZ-Meister machen zu lassen, da ich wieder mal keine Zeit hatte. Ergebnis, ein Glühstift getauscht, einer abgerissen. Die anderen waren auch für einen erfahrenen Profi nicht in vertretbarer Zeit zu lösen. Nachdem ich mich etwas über den Ausbau von festgebackenen Glühstiften belesen hatte, habe ich mir einen kleinen Druckluft-Schlagschrauber für das Lösen von Glühstiften von KS Tools gekauft (etwa 300 Euro, Füchse finden genau das selbe Werkzeug umgelabelt für 135€). Damit ging es. Allerdings musste ich mir auch einen Druckluftkompressor mit größerem Tank (100l) kaufen, da der kleine 20l zum Arbeiten unbrauchbar war. Die restlichen 4 Glühkerzen waren nur mit den üblichen Tricks und viel Geduld zu lösen. Zwischen 30 min und 1 Stunde musste der Schlagschrauber an jedem Glühstift rütteln, dann kamen sie zum Vorschein.
Gelernte Lektion 2: Du brauchst sehr, sehr, sehr viel Geduld, wenn Du feste Glühstifte lösen möchtest.
Gelernte Lektion 3: Nimm einen entsprechenden Druckluftschlagschrauber (einstellbar bis 40nm), um Glühstifte auszubauen. Das funktioniert gut und stellt sicher, dass kein Glühstift abreißt!
Nun, heute habe ich mich dem letzten, abgerissen Glühstift gewidmet bzw. widmen lassen. Zuvor hatte ich natürlich selbst damit geliebäugelt, den Glühstift zu bergen und mir dutzende Videos und Werkzeuge angeschaut. Das funktioniert bestimmt auch selbst, aber die Aussicht darauf noch sehr viel mehr Arbeit zu haben, wenn es schief geht (neues Glühstiftgewinde, neuer Zylinderkopf, ...) oder wenn man die Arbeit lassen machen muss, bis zu einigen tausend Euro auf den Tisch zu legen, war mir der Spass nicht wert. Die Frage war nun: Wer machts? Ich wußte bereits, dass das eine Arbeit für Motorspezialisten ist. Gute Werkstätten machen das nicht selbst (es sei denn die haben selbst einen erfahrenen Spezialisten), sondern lassen dafür immer jemanden extra kommen (oder schaffen das Fahrzeug/Motor hin). Irgendwann kam ich auf die Idee, 5-6 umliegende Werkstätten anzurufen (auch ein kleinere Mercedes-Werkstatt und einen Bosch Car Service) und habe dort gefragt, wo sie Motorspezialarbeiten machen lassen. Mehrmals empfohlen wurde mir Reißenweber Motorservice in Mittwitz (Nordfranken). Soweit ich das im Internet recherchieren konnte, sind die Jungs dort gelobt worden. Beim Anruf stellte sich heraus, dass die Jungs für ziemlich viele Werkstätten um Umkreis von 150km arbeiten und je nach Fall auch Außendienstler haben, die in die Werkstätten kommen. Einer davon war heute bei mir zu Hause und hat den Glühstift erfolgreich rausgeholt.
Ich möchte jetzt nicht den detaillierten Ablauf wiedergeben, aber einiges interessantes möchte ich nicht auslassen. Ich habe das Auto soweit vorbereitet, bis der Glühstift frei zugänglich war. Der Reißenweber-Mitarbeiter, hat noch kurz überlegt, ob er mich auch noch die Rail und den Injektor 1 ausbauen läßt, um das Führungswerkzeug zu befestigen, meinte dann aber, dass er die Arbeiten auch freihändig kann, er dann aber vorsichtiger sein müsste und es etwas länger dauert. Mir war das recht, denn ich hatte keine neuen Dichtungen für die Rail da. Ergebnis Glühstift geborgen nach aufwendigem Prozedere, neue Gewindehülsen nicht notwendig - alles gut. Sieht auch machbar aus, allerdings muss man die richtigen Werkzeuge haben und man darf es nicht "versauen".
Gelernte Lektion 4: Das Bergen von abgerissenen Glühstiften ist etwas für Spezialisten.
Ich war ziemlich happy darüber. Er meinte, dass diese Glühkerze auch im intakten Zustand nicht zu bergen gewesen wäre, so fest war diese in der Bohrung drin. Wie erwähnt, alle anderen Glühkerzen konnten zuvor auch nur mit viel Aufwand ausgebaut werden, obwohl beim ersten Wechsel der Glühkerzen alle händisch, schnell und ohne Probleme auszubauen waren. Warum es beim zweiten Satz Glühstifte so beschwerlich war, wusste der Spezialist natürlich. Er hat auch einen einfachen Grund geliefert.
Meine Glühstifte waren im unteren Bereich der Hülse ziemlich verkokt, was dann in der Bohrung schön festgebacken ist. Das passiert normalerweise nicht, wenn die Hülse sauber auf dem Dichtungssitz in der Bohrung aufliegt. Beim Einbau des 2. Satzes Glühstifte (Bosch) hatte ich nicht die Hülsenauflageflache in der Bohrung gesäubert. Wusste ich einfach nicht, und wissen die meisten Werkstätten auch nicht. Damit lagen die Glühstifte nicht wirklich dicht auf und Verbrennungsgase sind in die Bohrung/Schaft gewandert = elende Verkokung, was letztendlich zu unlösbaren Glühstiften führen kann.
Gelernte Lektion 5: Vor dem Einbau neuer Glühstifte, die Bohrung und insbesondere den Dichtsitz der Glühkerze penibel säubern.
Zur Säuberung des Dichtsitzes hatte der Spezi so etwas wie eine Fräse/Bohrer, der genau auf den Dichtsitz passte und diesen nach einigen, wenigen sanften Drehungen mit den Fingern wie gerade erst hineingefräst aussehen ließ.
Für den Einbau der Glühstifte hatte er noch den Tip, nur den oberen Teil der Glühstifthülse und besonders dick das Gewinde mit temperaturfesten Fett (z.B. Injektorenfett oder hochtemperatur Fett (Keramikfett)) einzuschmieren, so das sich beim Einschrauben eine kleine Wulst um den Glühkerze bildet. Damit verhindert man, das Kondenswasser (oder anderes Wasser) von oben in die Bohrung eindringt und das Gewinde bzw. den Gewindesitz korrodieren läßt, der zweite Grund, warum sich Glühstifte nicht lösen lassen oder beim Ausbau abreißen. Daraufhin habe ich noch bei zwei weiteren Glühstiften den Sitz nacharbeiten lassen, eine Sache von 5 min.
So, dass wars. Meiner glüht jetzt wieder auf allen 6 Zylindern vor. Viel Spaß beim Wechseln der Glühstifte. Vielleicht noch die Info, dass mit etwa 350 - 1000€, letzteres bei Mercedes, laut Internetrecherche gerechnet werden muss; für 1 (eine) Glühstift-Bergung Das hat es inklusive Anfahrt in meinem Fall nicht gekostet. PN, falls ihr wissen möchtet, was ich bezahlt habe. Ich möchte das hier nicht offiziell einstellen, da das einerseits Verhandlungssache ist und sicherlich auch davon abhängt, inwieweit gewisse Arbeiten selbst erledigt werden können.
Ganz wichtig ist , das der vorgeschriebene Drehmoment beim festziehen nicht überschritten wird !!!
Das ist nämlich meist das größte Problem , weil die meisten den Wert nicht kennt oder nur scheisse labern .
Es gibt von Beru ein Prospekt mit alle Drehmomenten, ich meine so um die 10nm gelesen zu haben.
Super Beitrag, sehr wertvoll. Ich habe übrigens nach dem Dichtsitzreinger gesucht:
http://www.dittmar-werkzeuge.de/...Dichtsitz-Reiniger-4760-89.html?...
Aber das sollte schon klar sein, oder doch nicht?
Ich glaube, das Anzugsdrehmoment liegt lt. WIS bei 11nm, der Spezi meinte 10nm reichen.
Hier ist auch ein Superdokument von Beru, die Seite 15 ist sehr wichtig:
http://www.beru.com/download/produkte/TI04_de.pdf
Ein wirklich sehr sehr guter Beitrag. Leider kann man nur ein mal Liken.
Ob 10nm oder 11nm ist völlig egal. Wichtig ist dass die Glühstifte wirklich dicht sind, was natürlich z.B. bei 5 nm nicht wären. Also 5nm wären schlimmer als 15 nm!
Gewinde mit Keramikpaste einstrichen, wenn man sie irgendwann wider herausbekommen will!
Habe letztes Jahr alle 6 gewechselt nach circa 152000 Km, Nr. 3 war defekt. Beim Ausbau gab es keinerlei Probleme alte Stifte sahen noch gut aus (keine Verkokung) neue Glühstifte mit Glühkerzen-Montagefett eingeschmiert mit 10 nm angezogen und alles war wieder gut.:
Materialkosten:
BERU Glühkerzen-Montagefett GKF01 10 g - 0890 300 034 131506 1 7,95 €
BERU Glühkerze 0100266011 131380 6 71,40 €
Beru empfiehlt auch eine Reinigung mit einer Reibahle. Diese gibt es von vielen Herstellern. Ich beschäftige mich heute ein wenig damit.
https://www.youtube.com/watch?v=6n7MMQYu7Z8
@jpebert.
Danke für diesen informativen Beitrag.
Ich habe ihn soeben in den FAQ achiviert
Hallo ich bitte um die Adresse bzw. Tel. Nr. von dieser Firma bzw. Außendienstmitarbeiter.
MfG. Bomber50
Bayreuth, Coburg, Sonneberg, Gera, ... in Richtung Schweiz oder HH werden die sicherlich nicht fahren. Musst Du lokal einen guten Schlosser suchen. Das ist doch in Süddeutschland ziemlich unproblematisch.
Zitat:
@jpebert schrieb am 31. Juli 2018 um 10:07:01 Uhr:
Bayreuth, Coburg, Sonneberg, Gera, ... in Richtung Schweiz oder HH werden die sicherlich nicht fahren. Musst Du lokal einen guten Schlosser suchen. Das ist doch in Süddeutschland ziemlich unproblematisch.
Ja sicherlich kenne ich gute Mechaniker in Coburg aus meiner Heimatstadt aber mich hat es vor 35 Jahren nach Süddeutschland verschlagen Beruflich und bin auch hier hängen geblieben. Hier im Süden DE ist es sehr schwer jemanden zu finden. Habe mich nunmehr entschlossen dies selbst mit viel Mühe und Zeit zu verbringen selbst zu reparieren bin zwar Laie aber so schwer scheint es ja nicht zu sein. Laut Video.
Danke Jungs für Euere angebrachten Komentare.
Nee, schwer ist es nicht, nur schiefgehen sollte auch nichts. Bohrst Du daneben, kann es sehr aufwendig und teuer werden. Neuer Zylinderkopf bspw. Nicht umsonst lassen viele der Werkstätten bei uns in der Gegend die Jungs vom Motorservice (Link oben) kommen.
Wenn Du selbst ausbohrst und das nicht jeden Tag machst, dann kaufe Dir am besten die entsprechende Führung dafür.