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W210, der zuverlässige Begleiter. Die Regel oder eine Ausnahme?

Mercedes E-Klasse W210
Themenstarteram 2. April 2014 um 15:25

Hallo zusammen,

Mercedes-Benz Vertragswerkstätten und Niederlassungen versenden z. Zt. Info-Schreiben mit Angeboten für bestimmte Service-Arbeiten und Ersatzteile.

Bei der telefonischen Anmeldung für einen kostenlosten Frühjahrs-Check (Normalpreis 29,00 €) wurde ich gefragt, ob demnächst eine Inspektion oder Reparatur fällig wird und mir wurde erklärt, diese Aktion richtet in erster Linie an Halter, für deren Fahrzeuge längere Zeit kein Werkstatt-Aufenthalt in den Büchern steht. Deren Werkstatt-Akquisition funktioniert ausgezeichnet, dachte ich mir und antwortete, mein Auto sei tatsächlich ein unbeschriebenes Blatt, zuverlässig, ohne Reparaturstau und Mängel und eine Roststelle konnte ich bis heute nicht finden. Ob denn ein Termin für den nächsten Tag möglich sei, wollte ich wissen und der beflissene Mitarbeiter in der Auftragsannahme notierte für den 1. April um 13.15 Uhr meinen Auftrag, unentgeltlich eine Durchsicht zu besorgen.

Ich war pünktlich vor Ort. Ich trug mein Anliegen vor, die Empfangsdame blätterte im PC und begrüßte mich mit meinem Namen, hob den Telefonhörer auf, sprach mit der Auftragsannahme und bat mich, kurz zu warten, der Mitarbeiter würde mich abholen. Weil ich zeitgleich sah, wer seinen Telefonhörer abhob, entgegnete ich der Dame, ihrem Kollegen entgegenzugehen. Er begrüßte mich, bat darum, Platz zu nehmen und war danach etwa 20 Minuten damit beschäftigt, den Werkstatt-Auftrag aufzufüllen, mir ein Formular über den Arbeitsumfang einer Frühjahrsdurchsicht zu überreichen und zu erklären.

Meinem Wunsch, bei der Durchsicht dabei sein zu dürfen, wurde entsprochen - in der Werkstatt allerdings auf eigene Gefahr. Kurze Zeit später begab sich der Mitarbeiter der Auftragsannahme zum Parkplatz und suchte mein Auto auf, um an der Innenseite der B-Säule neben der Fahrertür und an der Tankdeckel-Innenseite jeweils einen Codierungs-Aufkleber für eine Rettungskarte anzubringen. Danach dauerte es einige Zeit und ein Werkstatt-Monteur fuhr mein Auto in die Werkstatt - besser gesagt ins Werk mit etwa 40 Arbeitsplätzen - eine riesige Halle.

Dann erfolgte die Durchsicht, der Monteur war sehr gewissenhaft und ein junger Praktikant ging ihm zur Hand. Die Laufräder und Bremsen wurden in Augenschein genommen, es erfolgte eine Funktionsprüfung der Beleuchtung und des Scheibenwischers, der Wischergummi wurde auf Risse untersucht, im Motorraum wurden alle Flüssigkeiten kontrolliert und an der Fahrzeugunterseite erfolgte Sichtkontrolle auf Undichtheiten der Aggregate und Abgasanlage, auf evt. beschädigte Bauteile, der Leitungsverlegung und Scheuerstellen usw., der Kühlmittel-Frostschutz wurde gemessen und die Funktion Batterie geprüft. Nun bin ich darüber informiert, dass meine Batterie vor mehr als 12 Jahren ersetzt wurde und seither einwandfrei funktioniert und bin mir über dieses Risiko im Klaren.

Danach fuhr der Monteur mein Auto zum Parkplatz und parkte wie vorgegeben rückwärts ein und begab sich zum Mitarbeiter in der Auftragsannahme und übergab ihm das Arbeitsprotokoll. Es war bereits 15 Uhr, als anschließend die Nachbesprechung folgte: Keine Korrosion, Hinterachsmittelstück leicht verschwitzt, 5 cm Leitungswasser in den Wischwasserbehälter nachgefüllt, Beleuchtung hinter der Bedienblende links für die Heizung und am Lichtschalter ausgefallen, Winterreifen 7 Jahre alt, aber ohne Versprödung mit einer Restprofiltiefe von 7-8 mm, textile Bremsleitungen an der Hinterachse leicht versprödet, diese werden in den nächsten Tagen ausgetauscht und dabei wird gleichzeitig die Bremsflüssigkeit erneuert, KV 174,55 €.

Der zuverlässige Begleiter: Ein Mercedes-Benz der Baureihe 210, Baumuster W210.035, E200 Benziner, Baujahr 1/1997, KM-Stand 110.320 und heute ist der 2. April 2014 ... ;)

Bilder von 2011 und vom 01. April 2014 im Anhang.

LG, Walter

111-05-2011
01042014-128
01042014-130
+2
Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 3. April 2014 um 16:21

Zitat:

Original geschrieben von lonely0563

Zitat:

Original geschrieben von Pandatom

... Es war auch einer der letzten vor der Sommerpause bevor auf wasserlösliche Lackierung umgestellt wurde. ....

Hab ich was verpasst? Ich dachte immer, dass schon die 124er Mopf-Mopf mit Wasserlack besprüht waren......

Hallo zusammen,

ja, die Umstellung auf umweltfreundlichere Lackmaterialien erfolgte bereits vor 1992. Wer mehr über diese Problematik lesen möchte, öffnet bitte die Datei im Anhang. Daraus folgende Auszüge:

Zitat:

 

...

Nach Umstellung auf umweltverträglichere Lackmaterialien (Reduzierung der biozid wirkenden Lösemittel, Schwermetalle) in Elektrotauchanlagen traten im Werk Sindelfingen und anderen Werken der DaimlerChrysler AG vermehrt Beschichtungsstörungen bei Karossen auf. Dabei war ein pH-Anstieg des Lackmaterials, Schichtdickenanstieg, Abblättern des Lacks („Striptease“ Effekt), Oberflächenstörungen (Pusteln, Blasen, Krater), schlechter Umgriff, eine Bildung von Lackschlamm und geringerer Schichtwiderstand zu beobachten. Gleichzeitig wurde eine erhöhte Anzahl von Mikroorganismen im Lackbad nachgewiesen.

...

Beim ersten Auftreten von extremen Beschichtungsstörungen 1992, mußte eine Elektrotauchanlage abgelassen, das KTL-Material entsorgt und das Becken neu befüllt werden. Bei dieser Gelegenheit wurde das Vorhandensein von Bakterien im Lack festgestellt, welche als Burkholderia cepacia identifiziert wurden.

...

Dies führte unter erheblichem Kostenaufwand teilweise zur Notwendigkeit, die Becken völlig neu mit Elektrotauchlack zu befüllen und das alte Material als Sondermüll zu entsorgen. Es war nicht geklärt, ob die Beschichtungsstörungen durch mikrobiologische oder chemische Faktoren hervorgerufen wurden. Ziel dieser Arbeit war es daher, die Ursachen der aufgetretenen Beschichtungsstörungen zu ermitteln. Dabei konnte erstmals eindeutig gezeigt werden, daß die entstandenen Lackschäden durch einen mikrobiellen Befall des KT-Lacks hervorgerufen wurden und nicht durch chemische Faktoren bedingt waren. Aus dem Elektrotauchlack konnte bisher hauptsächlich Burkholderia cepacia isoliert werden. Mit diesem Keim wurden Wachstums- und Hemmversuche durchgeführt. Darüber hinaus wurde die KTL-Anlage 34-II in Sindelfingen routinemäßig mikrobiologisch untersucht, im Schadensfall auch Anlagen anderer Werke der DaimlerChrysler AG. Die jeweils isolierten Mikroorganismen wurden identifiziert und ihr Einfluß auf den Beschichtungsprozess überprüft.

Aus den Untersuchungen ergaben sich folgende Ergebnisse:

Die bisher beobachteten Lackierschäden wurden durch den mikrobiellen Befall von Elektrotauchlack mit B. cepacia verursacht. Dabei hatte das alleinige Vorhandensein von Biomasse (tote, aufgeschlossene und lebende Zellen) keinen Einfluß auf das Abscheideverhalten.

...

Frisch angesetzter Elektrotauchlack ist nicht verkeimbar.

...

Beschichtungsstörungen traten nachweislich durch in KT-Lack wachsende, stoffwechselnde Zellen von Burkholderia cepacia auf. Die Oberflächenstörungen sind dabei einerseits auf den Verbrauch der Neutralisationsmittel L-Lactat und Acetat bei gleichzeitigen pH-Anstieg im Badmaterial, andererseits auf das Ausscheiden von Stoffwechselprodukten zurückzuführen.

...

Trotz gelegentlicher Stoßdesinfizierung mit diesem Biozid traten in verschiedenen Werken immer wieder Verkeimungen des Elektrotauchlacks in Lackieranlagen auf (KTL-Anlage Sindelfingen 34-I und 34-II)

...

Verkeimung am Jahresende 1998 der 3 Spülzonen der Anlage 34-II

...

Am 24.06.1999 Verkeimung der Anlage 34-II mit Burkholderia cepacia

...

nach Umkompensation auf das neue Bindemittel trat eine Verkeimung beider Linien, am 08. November 1999 und am 12.11.1999 nur der Linie 1 auf, die mit Beschichtungsstörungen einherging; der Beginn der Verkeimungen erfolgte erstmals im Lack selbst

...

erneute Verkeimung beider Linien (nur im Lack) am 17.11.1999

...

Bei der im Dezember 1999 aufgetretenen Verkeimung der Anlagen 34-Iund -II war ein pH-Anstieg zu beobachten, dem durch sofortige Zugabe von 10 %-iger Essigsäure entgegengewirkt wurde

...

| Zitat - Ende

Schlussfolgerung:

Fahrzeuge, die bis heute keine Rostproblematik aufweisen, sind in einem Zeitraum innerhalb von wenigen Wochen nach jeweils frisch angesetzten Elektrotauchlack produziert worden und bei guter Pflege darüber hinaus bis heute frei von laufzeit- und altersbedingter Korrosion.

LG, Walter

 

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am 2. April 2014 um 15:49

Sieht doch alles wunderbar aus , Walter , und eine solche Durchsicht für lau - da kann man doch auch nicht meckern ! Wir waren uns doch mal alle einig , daß der 210er ein mechanisch höchst zuverlässiges Auto ist . Ich sehe auch keinen Grund , diese Übereinkunft aufzukündigen , nur weil bei immerhin 200 - 300 000 km auch mal ein paar langfristige Reparaturen anfallen , die es bei anderen Fahrzeugen gar nicht gibt , weil die schon viel früher in der Presse gelandet sind !:cool:;):p

am 2. April 2014 um 16:02

Wenn die Bilder von 2011 sind , wie ich erst jetzt sehe , dürften zumindest die Befestigungsschellen der Hydraulikleitungen heute aber schon durchgerostet sein...:cool::p;)

Themenstarteram 2. April 2014 um 16:14

Zitat:

Original geschrieben von dickschiffsdiesel

... da kann man doch nicht meckern !

wie wahr, allerdings muss ich einräumen, bei meiner Laufleistung wäre ich vom Gegenteil sehr enttäuscht. Ein älterer 210er mit einer geringen Laufleistung ist eine Empfehlung wert.

... und über die Freundlichkeit und Gründlichkeit der angetroffenen Service-Mitarbeiter befragt würde ich antworten: "Zu meiner vollsten Zufriedenheit" ...

Zitat:

Original geschrieben von dickschiffsdiesel

... dürften zumindest die Befestigungsschellen der Hydraulikleitungen heute aber schon durchgerostet sein ...

Das Bild 1 datiert von Mai 2011 und die Bilder 2, 3, 4 und 5 wurden am 01. April 2014 aufgenommen und bei den braunen Tropfen handelt es sich um Konservierungswachs ... :)

LG, Walter

Hallo Walter,

danke für den schönen Bericht und die Bilder! Sieht doch spitze aus :)

Ich bin mittlerweile etwas über 50tkm in unserem 320 von 1999 unterwegs und bin begeistert – das zuverlässigste Auto, das ich je hatte!

Da kann mich auch die jüngste Macke nicht stressen: die PDC piept teils unvermittelt auf (ohne dass ausser Luft etwas in der unmittelbaren Umgebung wäre). Das ist eine Kleinigkeit, und für solche Fälle gibt es ja in tolles Forum!

Zuverlässig war mein 320 CDI immer. Auch wenn er mal beim Start wegen Luft in den Dieselleitungen gehustet und gespuckt hat, im Stich gelassen hat er mich nie. Auch deswegen fahre ich auch neute noch Mercedes.

Und Gratulation zu deinem "langweiligen Mercedes"!!! :D

Zitat:

Original geschrieben von WalterE200-97

[...] Winterreifen 7 Jahre alt [...] mit einer Restprofiltiefe von 7-8 mm [...]

Das erklärt natürlich alles. ;)

Zitat:

Original geschrieben von dickschiffsdiesel

Wenn die Bilder von 2011 sind , wie ich erst jetzt sehe , dürften zumindest die Befestigungsschellen der Hydraulikleitungen heute aber schon durchgerostet sein...:cool::p;)

Da war ja wohl keine andere Antwort zu erwarten.

Gruss Hubi

am 2. April 2014 um 19:41

Zitat:

Original geschrieben von 540iAV8

Zitat:

Original geschrieben von dickschiffsdiesel

Wenn die Bilder von 2011 sind , wie ich erst jetzt sehe , dürften zumindest die Befestigungsschellen der Hydraulikleitungen heute aber schon durchgerostet sein...:cool::p;)

Da war ja wohl keine andere Antwort zu erwarten.

Gruss Hubi

:confused::rolleyes::confused:

Wow

Wahnsinnig guter Zustand absoluter Respekt

Davon kann ich nur träumen und mein Dicker ist 5 Jahre jünger!

Macht halt doch einen Unterschied ob das Auto in liebevoller Privathand ist oder wie mein Dicker sein Dasein als (böses Wort) Betriebs-Escortdame fristen musste

Egal ich halte trotzdem an ihm fest bis der böse DEKRA-Mann bzw. der Motortod uns trennen!

Gruß Drago

Wir hatten ja kürzlich die Diskussion, ob noch gute W210er (für kleines Geld) auffindbar sind...

Sollte Walter seinen Wagen jemals verkaufen wollen, dann kann der Käufer sich sicherlich als Glückspilz bezeichnen (und Walter ein Pils ausgeben) ;)

Schöner Bericht, Walter!

Hallo Walter,

Glückwunsch zu Deinem zuverlässigen Begleiter! Wir haben in der Familie auch noch einen W210 280E Bj. 5/97 den wir damals selbst in Böblingen abgeholt haben. Rost....Fehlanzeige. Es war auch einer der letzten vor der Sommerpause bevor auf wasserlösliche Lackierung umgestellt wurde. Ein Bekannter hatte sich damals den Gleichen 10/97 in Böblingen abgeholt und im Alter von 7 Jahren blühte der vor Rost!

Hege und pflege Deinen "Dicken" weiterhin und habe noch viele Jahre Freude daran! :)

am 3. April 2014 um 6:48

Zitat:

Original geschrieben von Pandatom

... Es war auch einer der letzten vor der Sommerpause bevor auf wasserlösliche Lackierung umgestellt wurde. ....

Hab ich was verpasst? Ich dachte immer, dass schon die 124er Mopf-Mopf mit Wasserlack besprüht waren......

Es kommt viel auf die Behandlung des Wagens an....

Viele geben nur Geld aus für Tieferlegen und 19 Zoll Räder und so Blödsinn...

Und wundern sich dann, dass Traggelenke, Radlager usw.... kaputt gehen und die Spur nicht

stimmt....

Gratuliere dem Walter zu seinem gepflegten Wagen....

 

Zufälligerweise hatte ich gestern einen Termin bei meiner Werkstatt...

..wegen Bremsleitungen anschauen und Rostnachschau...

 

Ergebnis nach mehr als einer halben Stunde intensiver Suche von 2 Mechanikern mit starken

Taschenlampen....

Bremsleitung ist vor ein paar Jahren (vom Vorbesitzer) schon erneuert worden....

Kein Rost unten.

Habe selber mitgesucht....

Nur Auspuffschelle und Auspufftopf angerostet (mir doch egal....)

 

Nach Runterlassen des Wagens die Aussage des sonst so schweigsamen Chefmechanikers....

 

Für DES Baujahr is der aber WIRKLICH sehr guat beinander....

und das hat er 2x gesagt.

Ich bin mit einem Big Grins :):):) wieder heimgefahren.... Und gleich wieder in die Garage gestellt.

zahlt sich halt doch aus, im Hochwinter wenn Salz gestreut wird, NICHT zu fahren, sondern ein

Winterauto zu benutzen....

:cool:

Wie schon geschrieben wurde - es kommt auf die Pflege und Wartung des Fahrzeugs an. Wer sein Fahrzeug gut pflegt, der kann auch mit einem offiziell als unzuverlässig verschrieenen KFZ lange Jahre ohne Probleme fahren, aber wer es darauf anlegt, der bekommt auch den scheinbar "Unverwüstlichen" klein.

Grundsätzlich sind die Motoren und Getriebe im W210 sehr langlebig; das Auto ist deutlich zuverlässiger und solider als etwa der 1997 erschienene Audi A6 C5 oder die ersten Jahrgänge des Opel Omega B bis 1997 - ich habe zur E-Klasse mehr Vertrauen als zu einigen anderen Fahrzeugen dieser Preis- und Altersklasse.

Ich bin mit meinem sehr zufrieden und habe den Kauf niemals bereut. Bisher gab es keine Probleme. Ein tolles Auto.

Themenstarteram 3. April 2014 um 16:21

Zitat:

Original geschrieben von lonely0563

Zitat:

Original geschrieben von Pandatom

... Es war auch einer der letzten vor der Sommerpause bevor auf wasserlösliche Lackierung umgestellt wurde. ....

Hab ich was verpasst? Ich dachte immer, dass schon die 124er Mopf-Mopf mit Wasserlack besprüht waren......

Hallo zusammen,

ja, die Umstellung auf umweltfreundlichere Lackmaterialien erfolgte bereits vor 1992. Wer mehr über diese Problematik lesen möchte, öffnet bitte die Datei im Anhang. Daraus folgende Auszüge:

Zitat:

 

...

Nach Umstellung auf umweltverträglichere Lackmaterialien (Reduzierung der biozid wirkenden Lösemittel, Schwermetalle) in Elektrotauchanlagen traten im Werk Sindelfingen und anderen Werken der DaimlerChrysler AG vermehrt Beschichtungsstörungen bei Karossen auf. Dabei war ein pH-Anstieg des Lackmaterials, Schichtdickenanstieg, Abblättern des Lacks („Striptease“ Effekt), Oberflächenstörungen (Pusteln, Blasen, Krater), schlechter Umgriff, eine Bildung von Lackschlamm und geringerer Schichtwiderstand zu beobachten. Gleichzeitig wurde eine erhöhte Anzahl von Mikroorganismen im Lackbad nachgewiesen.

...

Beim ersten Auftreten von extremen Beschichtungsstörungen 1992, mußte eine Elektrotauchanlage abgelassen, das KTL-Material entsorgt und das Becken neu befüllt werden. Bei dieser Gelegenheit wurde das Vorhandensein von Bakterien im Lack festgestellt, welche als Burkholderia cepacia identifiziert wurden.

...

Dies führte unter erheblichem Kostenaufwand teilweise zur Notwendigkeit, die Becken völlig neu mit Elektrotauchlack zu befüllen und das alte Material als Sondermüll zu entsorgen. Es war nicht geklärt, ob die Beschichtungsstörungen durch mikrobiologische oder chemische Faktoren hervorgerufen wurden. Ziel dieser Arbeit war es daher, die Ursachen der aufgetretenen Beschichtungsstörungen zu ermitteln. Dabei konnte erstmals eindeutig gezeigt werden, daß die entstandenen Lackschäden durch einen mikrobiellen Befall des KT-Lacks hervorgerufen wurden und nicht durch chemische Faktoren bedingt waren. Aus dem Elektrotauchlack konnte bisher hauptsächlich Burkholderia cepacia isoliert werden. Mit diesem Keim wurden Wachstums- und Hemmversuche durchgeführt. Darüber hinaus wurde die KTL-Anlage 34-II in Sindelfingen routinemäßig mikrobiologisch untersucht, im Schadensfall auch Anlagen anderer Werke der DaimlerChrysler AG. Die jeweils isolierten Mikroorganismen wurden identifiziert und ihr Einfluß auf den Beschichtungsprozess überprüft.

Aus den Untersuchungen ergaben sich folgende Ergebnisse:

Die bisher beobachteten Lackierschäden wurden durch den mikrobiellen Befall von Elektrotauchlack mit B. cepacia verursacht. Dabei hatte das alleinige Vorhandensein von Biomasse (tote, aufgeschlossene und lebende Zellen) keinen Einfluß auf das Abscheideverhalten.

...

Frisch angesetzter Elektrotauchlack ist nicht verkeimbar.

...

Beschichtungsstörungen traten nachweislich durch in KT-Lack wachsende, stoffwechselnde Zellen von Burkholderia cepacia auf. Die Oberflächenstörungen sind dabei einerseits auf den Verbrauch der Neutralisationsmittel L-Lactat und Acetat bei gleichzeitigen pH-Anstieg im Badmaterial, andererseits auf das Ausscheiden von Stoffwechselprodukten zurückzuführen.

...

Trotz gelegentlicher Stoßdesinfizierung mit diesem Biozid traten in verschiedenen Werken immer wieder Verkeimungen des Elektrotauchlacks in Lackieranlagen auf (KTL-Anlage Sindelfingen 34-I und 34-II)

...

Verkeimung am Jahresende 1998 der 3 Spülzonen der Anlage 34-II

...

Am 24.06.1999 Verkeimung der Anlage 34-II mit Burkholderia cepacia

...

nach Umkompensation auf das neue Bindemittel trat eine Verkeimung beider Linien, am 08. November 1999 und am 12.11.1999 nur der Linie 1 auf, die mit Beschichtungsstörungen einherging; der Beginn der Verkeimungen erfolgte erstmals im Lack selbst

...

erneute Verkeimung beider Linien (nur im Lack) am 17.11.1999

...

Bei der im Dezember 1999 aufgetretenen Verkeimung der Anlagen 34-Iund -II war ein pH-Anstieg zu beobachten, dem durch sofortige Zugabe von 10 %-iger Essigsäure entgegengewirkt wurde

...

| Zitat - Ende

Schlussfolgerung:

Fahrzeuge, die bis heute keine Rostproblematik aufweisen, sind in einem Zeitraum innerhalb von wenigen Wochen nach jeweils frisch angesetzten Elektrotauchlack produziert worden und bei guter Pflege darüber hinaus bis heute frei von laufzeit- und altersbedingter Korrosion.

LG, Walter

 

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