Von der genialen Idee des Felix Wankel zu der ungeliebten Umsetzung durch NSU vergingen wenige Jahre. Fast eine Dekade faszinierte der Wankelmotor und brillierte in futuristischen Fahrzeugen einer zukunftsoffenen Vergangenheit. Dannn bereitete die Energiekrise ihm 1973 rasches ein Ende. Das Auf und Ab des Hubkolbenmotors begleitet das Automobil seit seiner Erfindung 1886, und seit dieser Zeit ist die Kurbelwelle mit der undankbaren Aufgabe beschäftigt, aus dem Hin und Her eine Kreisbewegung zu machen. Felix Wankel missfiel schon früh dieses archaischeTreiben. Es müsste sich doch ein Weg finden lassen, so der findige Autodidakt, die Relikte der Dampfmaschine endlich aus dem Auto zu verbannen. Im Jahre 1953 kam ihm die entscheidende Idee. Sein erster Versuch war der DKM53 (Dreh Kolben Motor 1953), zu dessen Realisierung fehlten ihm allerdings die finanziellen Mittel, Wankel brauchte einen Partner. Dieser fand sich in Neckarsulm. NSU brauchte dringend neue Motoren, denn die bisherigen Aggregate basierten auf modifizierten Motorradmotoren, welche auf schwindende Akzeptanz bei den Kunden trafen. Die neue Zusammenarbeit trug bereits im Jahr 1957 Früchte, den DKM 54. Der Drehkolbenmotor leistete bei 1.700 Umdrehungen pro Minute erstaunliche 29 PS, sein Kammervolumen betrug 125 ccm. Doch für die Serienfertigung witterten die NSU-Ingenieure Unheil, die komplizierte Maschine überstieg mit ihren hohen Anforderungen an Fertigungstoleranzen und Materialeinsatz eindeutig buchhalterisches Augenmaß. Zur Vereinfachung der Fertigung kehrten sie das Arbeitsprinzip des DKM, bei dem die Arbeit vom rotierenden Gehäuse verrichtet wurde, kurzerhand um, fixierten das Gehäuse und ließen die Arbeit vom nun exzentrisch rotierenden Arbeitskolben erledigen. Tusch! Der KKM war erfunden (Kreis Kolben Motor). Eine Serienfertigung lag jetzt in greifbarer Nähe. Und diese zu erreichen war für das Überleben des Unternehmens NSU außerordentlich wichtig, da sonst keiner der weltweiten Lizenznehmer des Wankel-Patents auch nur eine müde Mark bezahlen müsste. NSU hatte die Werbetrommel ausgiebig gerührt und eine Zeitenwende im Motorenbau versprochen, nicht Wenige teilten diesen Enthusiasmus und erwarben Lizenzen für den neuen Wundermotor. Mit der Umkehr des Arbeitsprinzips fingen sich die Ingenieure nicht nur Vibrationen aufgrund der Unwucht der exzentrischen Welle ein, sondern auch den erheblichen Unmut des Erfinders. Felix Wankel war wenig überzeugt von dem Ansatz, den NSU mit dem KKM vertrat, die Neckarsulmer hatten aus dem „Rennpferd einen Ackergaul“ gemacht (O-Ton Felix W.) konstatierte er. Deren Pragmatismus führte aber schon nach wenigen Jahren weiterer Forschung 1963 zum ersten in Serie eingesetzten Wankelmotor im Wankelspyder. Die KKMs waren keine Ausgeburten der Zuverlässigkeit und brachten die Ingenieure mit ihren Undichtigkeiten und erhöhtem Kerzenabbrand gehörig ins Schwitzen, aber die eigentlichen Totengräber dieser Motorentechnik waren die Energiekrise von 1973 und schärfere Abgasbestimmungen. Aufgrund der ungünstigen Geometrie des Brennraums und der asymmetrischen Wärmeverteilung im Motor stand eine Lösung dieser Probleme in keinem Verhältnis zum zu treibenden Entwicklungsaufwand. Bald warfen alle Lizenznehmer erschrocken das Handtuch, nur bei NSU wurden die Wankelmotoren bis zum bitteren Ende auch noch unter der VW-Herrschaft gebaut, um noch die letzten Lizenzeinnahmen abschöpfen zu können. Der einzige Hersteller weltweit, der immer noch an dieser faszinierende Technologie festhält ist Mazda. http://www.carsablanca.de/Magazin/perlen-des-wissens/ Ein Sieg 1991 beim 24-Stunden Rennen in LeMans mit einem 4-Kammer Wankelmotor kam für Felix Wankel einem posthumen Ritterschlag gleich. Bereits 1988 war der streitbare Erfinder gestorben, bis dahin ließ er sich in einem Ro80 chauffieren. Offensichtlich hatte er sich doch noch mit dem Ackergaul arrangieren können. Offensichtlich hatte er sich doch noch mit dem Ackergaul arrangieren können. von Frank Brendel
Quelle: Carsablanca |
verfasst am 18.08.2009
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