Haben wir es nicht zu oft gehört: Garantierte Renditen, sichere Anlagen, steuerliche Begünstigungen? Das ist das Vokabular der Finanzindustrie aus den vergangenen sechs Jahren. Wir alle wissen heute, was aus den optimistischen Verheißungen wurde: Wertverfall im Jahrhundertformat, Betrüger wie Madoff und die Lehman-Pleite. Die Enttäuschung sitzt tief beim deutschen Anleger. Steuern Des Deutschen liebstes Thema bei der Geldanlage sind die Steuern. Steuerfreiheit ist das Verkaufsargument Nummer 1 für jede noch so fragwürdige, provisionsbeladene Investition. Komplizierte Gutachten sind dafür notwendig, nicht selten werden die Argumente dann vom Finanzamt doch nicht anerkannt. Anders bei unseren Oldies, was jeden Produktentwickler einer Bank vor Neid erblassen lässt: Oldtimer gelten auch vor dem Fiskus als Liebhaberobjekte. Das bedeutet, dass Gewinne aus dem Verkauf eines Oldtimers steuerfrei sind! Rendite, Risiko und Kosten Rendite Bei der Rendite ist die Welt in unserer Garage in Ordnung – die Finanzkrise bleibt draußen. Denn die Wertsteigerung von Oldtimern scheint in den vergangenen zwanzig Jahren immer nur in eine Richtung gegangen zu sein: Nach oben. Nicht alle Oldies waren dabei gleich erfolgreich, und viele hochgejubelte Autos wie etwa Ferraris erwiesen sich als Preisblase. Die Wertsteigerung ist dennoch kein neues Phänomen. Kleines Beispiel: In einer Anzeige aus der „auto, motor und sport“ vom Januar 1968 gibt es in der damals noch schmalen „Veteranen“-Rubrik ein gutes, 30 Jahre altes BMW 328 Cabriolet mit eineinhalb Jahren TÜV für 7.500,- D-Mark! Warum hat mein Herr Vater nur den schönen BMW nicht gekauft? Das Geld hätte er vielleicht gehabt. Aber da wären wir schon bei der nächsten Frage: Welche Kriterien gibt es denn für künftige Wertsteigerungen? Am Einfachsten ist immer, vergangenheitsbezogene Daten zu konsultieren. Da fällt vor allem auf, dass die offene Karosserievariante deutlich stärker im Preis gestiegen ist als das Coupé oder die Limousine (siehe Grafik). Dies hängt sicherlich mit Nutzwert und Prestige zusammen. Bei einigen Autos war sogar das Coupé einst teurer, wie beim Fiat Dino – heute ist es genau umgekehrt. Aber warum erfährt der Typ1-VW-Bus eine irrationale Viel wichtiger jedoch noch die Frage: Wenn doch die Preissteigerung so enorm war, gibt es noch ausreichend Potential für eine zukünftige Rendite? Soll ich heute noch investieren? Dies alles sind Fragen, denen wir in künftigen Beiträgen auf den Grund gehen werden. Jedes Investment birgt Risiken. Der professionelle Anlagenmanager unterscheidet die Risiken nach ihrer Ursache. In Frage kommen Marktschwankungen, ein Mangel an Liquidität kann die Preise verderben, neue Regelungen des Staates, Risiken bei der Auswahl der Art des Investments oder auch Oldie-spezifische Risiken. Als Oldtimer-Investoren können wir uns diesen Risiken nicht entziehen. Der Oldie-Markt war zwar in der Vergangenheit krisenfest – niemand kann das aber für die Zukunft voraussagen. Staatliche Regelungen könnten uns auch gründlich den Spaß und damit die Preise verderben, die Diskussion um die Umweltzonen hat schon für reichlich Verunsicherung gesorgt. Oder man denke an Risiken aus dem Betrieb eines alten Fahrzeugs wie etwa Motorschäden an sehr teuren Exemplaren. Risiken kann man unter Umständen versichern. Die Wahrscheinlichkeit ist aber hoch, dass der Preis die Renditemöglichkeiten bei weitem übersteigt. Daher bleibt nur die Möglichkeit, die Risiken zu minimieren und zu kontrollieren. Das geschieht durch Fachwissen, ausreichend Vorsicht und gesunden Menschenverstand. Kosten Nirgends lügen sich Auto-Besitzer so sehr in die Tasche wie bei den Kosten, das gilt schon für das Alltagsauto. Vorläufiges Fazit Oldtimerinvestoren befinden sich also permanent im Zwiespalt zwischen Finanzen und Hobby. von Jan Altmann
Quelle: Carsablanca |
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