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SMS am Steuer: Polizei ist machtlos - "Ein Handy in der Hand ist schwer zu sehen"

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SMS-Schreiben, Twittern, im Netz surfen - all das ist für Autofahrer verboten. Trotzdem greifen viele von ihnen zum Telefon. Und die Polizei ist machtlos.

Wenn Autofahrer telefonieren, kann die Polizei das gut erkennen. Beim SMS-Schreiben ist das viel schwieriger Wenn Autofahrer telefonieren, kann die Polizei das gut erkennen. Beim SMS-Schreiben ist das viel schwieriger Quelle: dpa/Picture Alliance

Berlin - Noch eine Stunde bis nach Hause, die Landstraße ist fast leer und die Neugierde siegt. Zwei, drei Klicks und das Smartphone zeigt die neuen SMS-Nachrichten. Auch wenn dieses Verhalten lebensbedrohlich ist, können viele Autofahrer nicht widerstehen.

Die Polizei appelliert immer wieder an die Vernunft der Fahrer und droht mit strengen Strafen. Erwischt wird aber nur ein winziger Bruchteil der Handy-Nutzer. Das will auch der Leiter des Verkehrsbereichs bei der Berliner Polizei, Andreas Tschisch, nicht beschönigen: „Diese Ablenkung nebenbei hat absolut zugenommen und wird noch mehr zunehmen. Die Freizeitentwicklung ist wesentlich schneller als unsere Kontrollmöglichkeiten.“

Handys in der Hand sind kaum zu sehen

Für die Polizei sei es ausgesprochen schwierig, das Lesen von SMS zu beweisen. „Wenn jemand telefoniert, ist das von außen noch gut zu erkennen“, sagt Tschisch. „Aber Smartphones, die Fahrer auf dem Bein liegen haben oder in der Hand halten, sind kaum zu sehen. Erst recht nicht bei den Geländewagen, in denen die Fahrer sehr hoch sitzen.“

Viele Autofahrer greifen während der Fahrt zum Telefon. Das hat manchmal tödliche Folgen Viele Autofahrer greifen während der Fahrt zum Telefon. Das hat manchmal tödliche Folgen Quelle: dpa/Picture Alliance Die Polizei in Berlin hat zuletzt 35 Unfälle im Jahr festgestellt, bei denen ein konkreter Verdacht bestand, dass der Fahrer las oder tippte. Diese vergleichsweise geringe Zahl sei aber nicht überraschend. Nach einem Unfall lasse der Fahrer das Handy meist schnell verschwinden, weil die Versicherung sonst von Fahrlässigkeit ausgehe. „Die Dunkelziffer ist bei der Benutzung enorm hoch, das geht sicher in die Zehntausende“, sagt Tschich.

Dabei ist die Gesetzeslage klar. Zwischen Tippen und Telefonieren wird nicht unterschieden. Das Benutzen eines Telefons ist verboten und kostet 40 Euro und einen Punkt. Beim Lesen oder Schreiben ist die Ablenkung noch viel größer als beim Telefonieren. Wer bei Tempo 50 zwei Sekunden auf ein Display sieht, fährt in der Zeit knapp 30 Meter weit. Auf der Landstraße bei 100 km/h sind es knapp 60 Meter.

20 Prozent der Autofahrer schreiben SMS

In einer Studie der Allianz-Versicherung von 2011 gaben 30 Prozent der Befragten zu, sie würden ab und zu beim Fahren Nachrichten lesen. 20 Prozent sagten, sie würden auch schreiben. Bei den 18- bis 24-Jährigen lagen die Zahlen noch höher.

Der deutsche Regisseur Werner Herzog drehte im vergangenen Jahr in den USA den Dokumentarfilm „Von einer Sekunde auf die andere“, der von vier Verkehrsunfällen nach Ablenkung durch Telefone erzählt. Herzog schildert die Tragödien anhand von Gesprächen mit Unfallopfern und -verursachern.

Die Problematik dürfte in den kommenden Jahren noch zunehmen. Wenn die meisten Autos über Internet und Fernsehen verfügten, wachse die Gefahr der Ablenkung weiter, sagt ein Verkehrsexperte der Allianz. Nur gut, meint er, dass gleichzeitig auch automatische Sicherheitssysteme entwickelt würden. Die könnten künftig Auffahrunfälle verhindern, während der Fahrer seine SMS liest.

UPDATE: Start-Stopp-System hebelt Handy-Verbot aus

Übrigens dürfen Autofahrer bei längerem Stillstand und ausgeschaltetem Motor ihr Handy benutzen. "Wenn der Motor durch ein Start-Stopp-System ausgeschaltet ist, ist die Benutzung bei längeren Wartezeiten gestattet", sagte der Verkehrsrechtsanwalt Uwe Lenhart aus Frankfurt am Main und bezog sich dabei auf einen Standard-Kommentar zur Straßenverkehrsordnung (StVO). Gleiches gelte, wenn der Fahrer den Motor eigenhändig ausschalte.

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