BMWs beliebtestes Coupé heißt jetzt nicht mehr 3er, sondern 4er. Wir sind es gefahren und haben gemerkt: Hier ändert sich mehr als nur der Name.
Lissabon – Manche Veränderungen muss man nicht verstehen, man muss sie einfach hinnehmen. Der neue Name des BMW 3er Coupés fällt jedoch nicht in diese Kategorie. Der Schritt von drei auf vier war überfällig. Denn die schönsten Coupés bei BMW hatten schon immer gerade Nummern. Wieso sollte das beim beliebtesten, meistverkauften Bayern-Coupé nicht so sein?! 1. Das sportlichere AussehenNeuer Name, neues Konzept? Wir wollen wissen, ob es der 4er mit seinem Vorgänger aufnehmen kann. Schon vor dem Einsteigen kann ich sehen, wo BMW hin will. Der schönste 3er soll noch dynamischer, noch sportlicher werden. Dazu formt ihn der Hersteller breiter und flacher als den Vorgänger. Quelle: BMW In der Länge wächst er um 2,6 Zentimeter, in der Breite um 4,3 Zentimeter, die Dachlinie sinkt ein wenig und die Hinterräder stehen breitbeinig auf dem Asphalt. Vorne wächst die Spur um 4,5 Zentimeter, hinten sogar um 8. Die Änderungen an der Front fallen mir nur auf, wenn der 4er neben einem 3er parkt. Der 4er wiegt laut BMW bis zu 45 Kilogramm weniger als der Vorgänger. Die hinteren Radhäuser haben schon Beinahe-M-Format. Sie markieren den breitesten Punkt der Karosserie. Daran werde ich bei jedem Blick in den Außenspiegel erinnert. All das kommt nicht nur dem Aussehen zugute. Weil der 4er auch noch 10 Millimeter näher am Asphalt fährt als die Limousine, hat er den niedrigsten Schwerpunkt aller aktuellen BMW-Modelle. Wie der 4er damit um die Ecke fährt, teste ich auf herrlich verschlungenen portugiesischen Bergstraßen und der ehemaligen Formel-1-Rennstrecke Circuito Estoril. 2. Die bessere DynamikDer 3,0-Liter-Sechszylinder des 435i schnurrt, wie ich es von bayrischen Reihensechsern gewohnt bin. Quelle: BMW Er steigert das Wohlfühl-Gefühl im rot belederten Cockpit. Mit 306 PS und Achtgang-Sportautomatik beschleunigt er in 5,1 Sekunden von Null auf 100 km/h. Auf dem Papier. Gefühlt sind es nur zwei, drei Augenblicke, bis ich mich jenseits der Geschwindigkeitsbegrenzung befinde – oder auf die nächste Kurve zusteuere. Die Bremsen greifen fest, der 4er fährt leichtfüßig ums Eck. Hier spielt er seine optimale Achslastverteilung von 50:50 aus. Im Sport-Modus federt der 4er härter, die Gangwechsel kommen später und die Lenkung steuert direkter. Zielgenau fährt der 4er an den nächsten Scheitelpunkt. Nur für die Rennstrecke lenkt er zu weich. BMW bietet dafür ein variables Sport-Lenkgetiebe an. Die BMW-Ingenieure haben den 4er sportlicher abgestimmt als seinen Vater. Das Fahrwerk stammt vom Viertürer, wurde aber komplett überarbeitet. Sturz, Spur, Dämpfung und Federung folgen eigenen Parametern. Verstärkungen im Vorderwagen machen den 4er um 60 Prozent steifer. 3. Die optimierten MotorenDer Sechszylinder-Turbomotor zeigt sich herrlich direkt und drehfreudig. Das maximale Drehmoment von 400 Newtonmetern liegt schon ab 1.200 Touren an und bleibt bis zu 5.000 Umdrehungen Quelle: BMW verfügbar. Im SportPlus-Modus dreht der Motor bis ca. 6.500 Touren. Genauer kann ich es leider nicht sagen – denn Straße und Auto haben meine volle Aufmerksamkeit gefordert. Auf dem Circuito Estoril spüre ich die Kraft des Motors und das überarbeitete Fahrwerk. Der 435i lässt sich kinderleicht über die Strecke manövrieren. Ambitionierte Kurveneinfahrten führen zum Übersteuern, doch der 4er lässt sich mit sanften Bewegungen wieder einfangen. Kaum ein Wanken oder Nicken trübt die Wirkung der Fliehkräfte. Obwohl Leistung und Drehmoment (306 PS, 400 Nm) des 435i gegenüber dem Vorgänger (mit Schaltgetriebe) nicht steigen, ist er in Verbindung mit der Achtgang-Automatik 0,4 Sekunden schneller auf 100 km/h (5,1 Sekunden). Trotzdem verbraucht er weniger Kraftstoff. Statt 8,4 Liter trinkt der 435i im Normzyklus nur 7,2 bis 7,4 Liter – abhängig von Ausstattung und Bereifung.
4. Die neuen intelligenten Verbrauchs-HelferDabei helfen unter anderem zwei neue Sparassistenten. Die Elektronik entscheidet, ob der 4er Bremsenergie rekuperiert oder ob er gleitet: Im Segelmodus wird zwischen ca. 50 und 160 km/h der Quelle: BMW Antriebsstrang entkoppelt, wenn der Fahrer vom Gas geht. Ohne Schleppmoment vom Motor gleitet der 4er mit geringstmöglichem Verbrauch. Das sieht man an den Instrumenten und spürt es bei der Bergabfahrt. Rollt der 4er entkoppelt, geht es wesentlich schneller. Steuergeräte im 4er erkennen den Ladezustand der Batterie und den weiteren Streckenverlauf. Der Segel-Modus arbeitet in Verbindung mit dem Vorausschauassistenten. Der weist den Fahrer auf Kurven, Ortseinfahrten und Geschwindigkeitsbegrenzungen hin und empfiehlt eine defensive Fahrweise. Trotz aller Helfer zeigt der Bordcomputer am Ende meiner Testfahrt durch die Berge einen Durchschnittsverbrauch von 9,4 Litern an. Auf der Rennstrecke waren es knapp 30 – beides geht in Ordnung. Der 4er startet am 5. Oktober in Deutschland. Zunächst sind 435i, 428i und der Diesel 420d verfügbar. Im November folgen 430d, 435d und das Einstiegsmodell 420i für 35.750 Euro. Das BMW 4er Coupé – Technische Daten
Quelle: MOTOR-TALK |