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24 Stunden von Le Mans - 90 Jahre Le Mans - Heute geht es los

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Das berühmteste Autorennen der Welt wird in diesem Jahr 90 Jahre alt. In jedem Meter des Asphalts an der Sarthe steckt Geschichte. Die wichtigsten Infos zum Klassiker von Le Mans.

Die Fakten zum 24-Rennen im Überblick Die Fakten zum 24-Rennen im Überblick

Le Mans – 90 Jahre sind eine respektable Lebensspanne für einen Menschen. Für eine Rennstrecke ist es ein geradezu biblisches Alter. An diesem Wochenende werden rund 250.000 Besucher am Circuit de la Sarthe ein solches Jubiläum feiern.

Der neunzigste Geburtstag der 24 Stunden von Le Mans zeigt, wie lang die Tradition des Motorsports mittlerweile ist. Und auf wenigen Strecken ist sie so spürbar wie an der Sarthe. Wir erklären Euch die wichtigsten Fakten zum Rennen 2013 und seiner Geschichte.

Dieser Austin-Healey war wenig später am größten Unglück der Motorsportgeschichte beteiligt. 84 Menschen starben 1955 in Le Mans, als ein Rennwagen ins Publikum geschleudert wurde Dieser Austin-Healey war wenig später am größten Unglück der Motorsportgeschichte beteiligt. 84 Menschen starben 1955 in Le Mans, als ein Rennwagen ins Publikum geschleudert wurde Quelle: dpa/Picture Alliance

Das Jubiläum

Eigentlich ist es erst der 81. Geburtstag des 24-Stunden-Rennens von Le Mans. Denn 1936 musste das Rennen aufgrund von Streiks und Unruhen in Frankreich ausfallen. Von 1940 – 1948 machte der Zweite Weltkrieg eine Austragung unmöglich. So hat streng genommen nicht das Rennen 90. Geburtstag, sondern die Strecke, auf der die 24 Stunden 1923 zum ersten Mal ausgetragen wurden.

Die Strecke

Der Circuit de la Sarthe ist die wohl bekannteste nicht-permanente Rennstrecke der Welt. 9,207 der (heute) 13,629 Kilometer langen Strecke bestehen aus öffentlichen Landstraßen. Der Vollgas-Anteil liegt bei über 85 Prozent. Auf der über 6 Kilometer langen Hunaudières-Geraden fuhr Roger Dorchy 1988 in einem Peugeot P88 405 km/h schnell. Bis heute die höchste beim Rennen erreichte Geschwindigkeit. 1990 wurde die Gerade durch zwei Schikanen entschärft. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt heute dennoch bei rund 247 km/h.

Der Start zu den 65. 24 Stunden von Le Mans. Michele Alboreto führt im Porsche. Er starb später beim Testen eines Audi-R8-Rennwagens auf dem Lausitzring Der Start zu den 65. 24 Stunden von Le Mans. Michele Alboreto führt im Porsche. Er starb später beim Testen eines Audi-R8-Rennwagens auf dem Lausitzring Quelle: dpa/Picture Alliance

Die 4 Klassen

Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans treten die Fahrzeuge in vier unterschiedlichen Klassen an. In der Königsklasse LMP1 (Le Mans Prototyp 1) kommt Technik zum Einsatz, von der die Formel 1 noch träumt. Die Rennwagen müssen ein Gewicht von mindestens 900 Kilogramm haben. Sauger, Turbos und auch Dieselantriebe sind erlaubt. Die Leistung beträgt rund 500 PS. Die Top-Teams arbeiten mit bis zu 300 PS starken Hybridsträngen. Die LMP1-Wagen sind bis zu 315 km/h schnell.

In der LMP2-Klasse starten ebenfalls reinrassige Rennwagen, ein Hybridantrieb ist jedoch nicht erlaubt. Außerdem ist die Klasse Privatteams vorbehalten.

In der GTE-Pro- und GTE-Am-Klasse gehen umgebaute Straßenautos mit einem Basisgewicht von 1.245 Kilogramm an den Start. Die Wagen leisten zwischen 460 und 490 PS. In der GTE-Am-Klasse sind hybride Antriebe nicht erlaubt, nur ein Profi-Fahrer darf pro Wagen dabei sein. Außerdem muss es sich um ein mindestens ein Jahr altes Auto handeln. Das Engagement der Werksteams in der professionellen GTE-Pro-Klasse wächst in den letzten Jahren.

2007 hatte sich Benzin entzündet und den Rennwagen des Berliners Stefan Mücke in Flammen gesetzt 2007 hatte sich Benzin entzündet und den Rennwagen des Berliners Stefan Mücke in Flammen gesetzt Quelle: dpa/Picture Alliance

Das Rennen

Traditionell wird das Rennen am Samstag des zweiten Juni-Wochenendes um 16 Uhr gestartet. In diesem Jahr ist allerdings alles etwas anders. Erst am vierten Juni-Wochenende ab 15 Uhr brüllen die Motoren. Ziel ist es dann, innerhalb von 24 Stunden möglichst viele Runden zurückzulegen und (!) nach 24 Stunden auch die Ziellinie zu überqueren.

Die Top-Teams legen dabei Distanzen von rund 5.000 Kilometern zurück. 2010 fuhren Timo Bernhard, Romain Dumas und Mike Rockenfeller im Audi R15 TDI mit 397 Runden oder 5.410,713 Kilometern den bisherigen Distanzrekord ein.

Ein Markenzeichen des Circuit de la Sarthe: der Dunlop-Bogen Ein Markenzeichen des Circuit de la Sarthe: der Dunlop-Bogen Quelle: dpa/Picture Alliance

Die großen Gewinner unter den Marken…

Le Mans ist Porsche-Land. 16 Mal konnten die Stuttgarter das Rennen für sich entscheiden. In den 80er-Jahren waren sie beinahe unschlagbar. Ähnlich stark ist heute die Dominanz von Audi. Seitdem die Marke 1999 erstmals in Le Mans an den Start ging, konnte sie bereits 11 Siege einfahren. Ferrari bringt es mit immerhin 9 Gesamtsiegen auf Rang drei. Ob Porsche den Vorsprung auf Audi halten können wird, zeigt sich 2014. Dann kehrt Porsche nach Le Mans zurück.

…und den Fahrern

Jacky Ickx wird wohl ewig „Monsieur Mans“ bleiben, auch wenn sein Rekord von 6 Siegen beim 24-Stunden-Rennen seit 2005 eingestellt ist. Der Däne Tom Kristensen gewann den Klassiker bis heute bereits 8 Mal. Noch erstaunlicher ist nur das: Bei 16 Starts landete Kristensen nur vier Mal nicht auf dem Treppchen. Den Rekord für die meisten Teilnahmen hält der Franzose Henri Pescarolo. 33 Mal startete er in Le Mans, viermal gewann er.

Die (kurze) Ruhe während des Sturms Die (kurze) Ruhe während des Sturms Quelle: dpa/Picture Alliance

Alternative Antriebe früher…

Die alternativen Antriebe haben Tradition in Le Mans. In den 60ern experimentierte Rover mit Gasturbinen an seinen Fahrzeugen. 1991 gewann Mazda als bis heute einziger japanischer Hersteller die 24 Stunden – mit einem Wankelmotor. Das Nasamax-Team versuchte 2003 und 2004 mit einem Bio-Ethanol-Antrieb sein Glück. Ebenfalls 2004 startete Taurus Sports Racing mit einem Lola B2K/10 mit Dieselmotor. Allerdings konnte erst Audi 2006 mit dem R10 TDI ein konkurrenzfähiges Diesel-Fahrzeug ins Feld schicken - und gewinnen. Seitdem gewannen ausschließlich Selbstzünder die 24 Stunden.

…und heute

Heute dominiert in Le Mans der Hybrid. 2011 änderte der Le-Mans-Veranstalter ACO (Automobile Club de l’Ouest) das Reglement und ermöglichte die Verwendung von Hybridantrieben in der LMP1-Klasse. 2012 konnte mit dem Audi R18 e-tron quattro erstmals ein Hybrid-Fahrzeug die 24 Stunden von Le Mans gewinnen.

Die Version des R18 e-tron quattro für das diesjährige Rennen ist vor allem eine Weiterentwicklung. Die Carbon-Karosserie wurde zwar zu großen Teilen neu entwickelt, sehen kann man das jedoch kaum. An Seitenkästen, Luftleitblechen und um die Vorderräder herum wurde optimiert. Der 3,7-Liter-V6-Dieselmotor treibt weiterhin die Hinterräder an, leistet aber regelbedingt nur noch 490, statt 510 PS. Die beiden Elektromotoren zwischen den Vorderrädern leisten gemeinsam 218 PS. Sie nehmen Bremsenergie auf und speichern sie in einem Schwungradspeicher. Ab einer Geschwindigkeit von 120 km/h kann diese wieder an die Vorderräder abgegeben werden.

Die Japaner von Toyota bringen zwei ihrer Prototypen nach Le Mans Die Japaner von Toyota bringen zwei ihrer Prototypen nach Le Mans Quelle: Toyota

Die Favoriten 2013

Nachdem Audi-Konkurrent Peugeot sich nach 2011 aus Le Mans verabschiedet hat, heißt der neue Gegner der Ingolstädter Toyota. Im Gegensatz zu Audi setzen die Japaner auf einen permanenten Heckantrieb und Benzinmotor. Der 3,4-Liter-V8 des TS030 liefert zusammen mit dem Hybridstrang bis zu 530 PS. Chassis und Aerodynamik wurden nach der Premiere 2012 modifiziert. Während Audi mit drei R18 e-tron quattro an den Start geht, bringt Toyota zwei TS030 nach Le Mans. In der LMP1 Klasse starten außerdem zwei LOLA B12/60 des Rebellion-Teams sowie ein HPD ARX 03C-Honda von Strakka Racing.

Ob Toyota wirklich eine Chance hat, die Audi Siegserie zu brechen, bleibt allerdings fraglich. Letztes Jahr holte Audi in Le Mans einen Dreifach-Sieg, dieses Jahr gewannen sie bereits bei den Langstrecken-Rennen in Silverstone und Spa. Klar ist dagegen die Strategie der beiden Hauptfavoriten. Wie bei ihren ganz normalen Autos setzt Toyota etwas mehr auf Effizienz und Audi etwas mehr auf Dynamik.

Beim ersten offiziellen Zeittraining auf der Original-Strecke am 9. Juni fuhr der Audi-Pilot Loïc Duval eine Bestzeit von 3:22,583. Der schnellste Toyota landete mit 3:27,581 nur auf Rang 5. Dafür wird der TS030 beim Rennen mindestens eine Runde mehr pro Tankfüllung absolvieren können. Das Hybrid-Duell wird also auf jeden Fall spannend.

Um Euch noch ein bisschen Appetit auf das Rennen zu machen, haben wir diesen Film auf Youtube ausgegraben. "Never start something you can't stop" zeigt die Geschehnisse rund um den GT40 des John Wyer's Gulf Oil Teams beim Rennen von 1968.

Avatar von granada2.6
Mercedes
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