Wer in Amerika das Schrauben lernt, kann Glück haben: 93 Schulen und Universitäten lassen Schüler und Studenten an einer Viper üben. Das hat bald ein Ende.
Quelle: terrymorris - istockphoto.com, NineKnuckles at en.wikipedia (CC-BY-SA-3.0) Olympia (Washington, USA) – Die Fahrzeugtechnik-Studenten am South Puget Sound Community College lernen an einem besonderen Auto das Schrauben: Chrysler hat der Schule vor sieben Jahren eine Dodge Viper zur Verfügung gestellt. Insgesamt stiftete der Hersteller mehr als 90 Exemplare an Einrichtungen im ganzen Land. Die Vorserienmodelle und Erprobungsfahrzeuge dürfen in Amerika nicht auf öffentlichen Straßen fahren. Das macht sie wertlos für den Konzern, aber umso kostbarer für die Schüler. Schnelles Lehrstück: Dodge ViperDenn die lernen anhand eines 408 PS starken Zehnzylinders mit acht Litern Hubraum wie Motoren funktionieren. Norm Chapman, Fahrzeugtechnik-Professor an der SPSCC, ist stolz auf sein Lehrstück. Das Besondere: Laut Fahrgestellnummer handelt es sich um die vierte jemals gebaute Viper. Chapman schätzt ihren Wert auf rund 250.000 US-Dollar. Wo Sportwagen-Power und jugendlicher Leichtsinn zusammentreffen, geht jedoch fast immer etwas schief. Wie das Nachrichtenmagazin „The Olympian“ berichtet, waren zwei der zur Verfügung gestellten Viper in schwere Unfälle verwickelt. Schüler hatten die Sportwagen gestohlen und bei Spritztouren zu Schrott gefahren. Rechtlich gehören die Autos dem Hersteller. Die Schule gab an, von Chrysler über Klagen in Millionenhöhe informiert worden zu sein. Alle Lehr-Viper müssen verschrottet werdenChrysler zieht Konsequenzen und fordert die Unterrichtsflotte zurück. Der Vertrag zwischen Hersteller und Schulen sieht eine Zerstörung der Autos vor, sobald sie keinem erzieherischen Nutzen mehr dienen. Im Klartext: Chrysler ordnet die Verschrottung der SPSCC-Viper binnen zwei Wochen an. Von den 20 Unterrichtsautos der SPSCC ist die Viper das kostbarste: Das Vorserien-Exemplar von 1992 trägt ein Hardtop, wie es erst 1996 in Serie ging. Trotzdem ist sie technisch wertlos. Eine Straßenzulassung in Amerika ist ausgeschlossen. Außerdem haben bereits viele Jahrgänge ihre Erfahrungen an ihr gesammelt. Ein Nutzer der Internetplattform „Reddit“ erzählt vom Zustand eines vergleichbaren Motors: „(…) it had been built and rebuilt so many times you couldn't have paid me to take it home.” (Deutsch: Der Motor wurde so oft demontiert und zusammengebaut, dass ich ihn nicht einmal gegen Bezahlung mitgenommen hätte.) Petition gegen die Verschrottung von Nummer vierDas Community College in Washington wehrt sich trotzdem gegen den Beschluss. Die ehemalige Schülerin und Mitarbeiterin Stormy Hudson Renstrom hat eine Petition ins Internet gestellt, um die Viper zu retten. Mittlerweile haben sich mehr als 3.000 Menschen registriert. Die Erfolgschancen stehen jedoch schlecht – Chrysler hat als Eigentümer die alleinige Entscheidungsgewalt über die Viper. Die ersten Exemplare wurden bereits verschrottet Chrysler hat heute die Entscheidung in einer Pressemeldung verteidigt: „Die Chrysler Group versteht und schätzt die historische Signifikanz der Viper und ist bemüht, viele der legendären Modelle und Designs zu erhalten. Keines der gestifteten Fahrzeuge passt in diese Kategorie.“ Allerdings gibt der Hersteller an, dass es weder Unfälle noch Klagen gegeben habe. Damit fehlt die ursprüngliche Begründung für die Maßnahme. Auf Nachfrage von MOTOR-TALK sagte ein deutscher Pressesprecher des Fiat-Konzerns, dass dies die Entscheidung nicht beeinflusse. Die Fahrzeuge müssen verschrottet werden, unabhängig vom emotionalen Wert.
Quelle: MOTOR-TALK, The Olympian |