Spätestens seit dem Dieselskandal ist es aus zwischen der DUH und den Autobauern. Nur mit Toyota läuft was. FOCUS-Online-Redakteur Sebastian Viehmann über eine gestörte Beziehung.
Von Focus-Online-Redakteur Sebastian Viehmann München - Im Abgas-Skandal sind die Fronten zwischen Autoherstellern und Diesel-Gegnern komplett verhärtet. Vor allem die Deutsche Umwelthilfe (DUH) greift auf Seiten der Umweltverbände die Autohersteller vehement an. Jüngste Entwicklung: Es werden neue Vorwürfe gegen Opel untersucht. Nach dem Zafira ist auch der Astra im Visier - wegen mutmaßlicher illegaler Abschalt-Einrichtungen. Für Verwirrung sorgte die Behauptung einiger Medien, dass es sich dabei um ein "wenige Monate altes Modell" handele. Das wäre der aktuelle Astra. Tatsächlich wurde von der DUH aber das nicht mehr auf dem Markt erhältliche Vorgängermodell gemessen. Die Autohersteller fühlen sich auch wegen solcher Detail-Ungenauigkeiten unfair behandelt. Das ist nicht die einzige Richtung, aus der Kritik gegen die DUH kommt. Kürzlich schrieb die "FAZ", die DUH "kriminalisiere" eine ganze Autoindustrie". Zudem kooperiert die DUH mit dem "Spiegel" und dem WDR-Magazin "Monitor", die zuletzt schwere Vorwürfe gegen den Hersteller Opel erhoben hatten. Über die Verbindung zum WDR werden diese Berichte und damit auch private Verbände und Medien quasi mit Gebühren-Geldern querfinanziert. Der ehemalige Chefredakteur der "Wirtschaftswoche" Roland Tichy kritisiert in seinem Online-Magazin mit deutlichen Worten "Beute-Syndikate aus Umweltverbänden, Zeitungen und ARD". Kritik am Abmahn-GeschäftDie Deutsche Umwelthilfe wird schon lange harsch kritisiert, weil der Verein unter anderem Autohändler gebührenpflichtig abmahnt, die Verbrauchswerte in Anzeigen nicht korrekt angeben - und damit als gemeinnütziger Verein Erlöse aus Gesetzesverstößen erwirtschaften darf. Schon vor einem guten Jahr sagte der Hannoveraner Rechtsanwalt Thomas Feil auf Anfrage von MOTOR-TALK, die DUH habe das Abmahnverfahren "nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten perfektioniert". Rund ein Drittel der Einnahmen des Vereins sollen laut Medienberichten aus Abmahngebühren stammen. Peter Ramsauer (CSU), Vorsitzender des Bundestagswirtschaftsausschusses, sagte vor einem halben Jahr dem "FOCUS"-Magazin gegenüber: „Der Mittelstand wird durch die Abmahnmethoden der DUH regelrecht abkassiert, ohne dass es der Umwelt oder den Verbrauchern hilft.“ Die Umwelthilfe sagt dazu: "Die DUH erzielt als gemeinnütziger Verband keinerlei Gewinne. Die im Zuge der Marktüberwachung erzielten Einnahmen dienen zur Deckung der damit verbundenen Kosten." Zudem würden damit Studien finanziert. Der Druck der DUH zeigt WirkungTatsächlich hat die DUH durch ihre Real-Abgasmessungen bei Fahrzeugen diverser Autohersteller durchaus etwas bewirkt. Sie trug wesentlich dazu bei, dass die realitätsfremden Verbrauchsangaben auch von politischer Seite mittlerweile in Frage gestellt werden. Die massive Lobbyarbeit der Autoindustrie hatte das bislang verhindert. Die aktuelle "Aufräumarbeit" bei den Verbrauchs- und Abgastests, die ein eklatantes Kontroll-Versagen auch der Bundesregierung und des Kraftfahrt-Bundesamtes offenbart, wäre ohne die jahrelange Arbeit der DUH und anderer Organisationen wohl nie in Gang gekommen. So hatte das KBA beispielsweise erst nach einer Klage von Greenpeace Informationen zu Abgasmessungen herausgerückt. DUH nimmt Geld von ToyotaEntsprechend verhärtet sind die Fronten zwischen Umwelt-Lobby und Auto-Lobby. Ein Dialog scheint kaum noch möglich. Vergiftet wurde die Atmosphäre auch durch diverse Klagen, die die DUH gegen Autohersteller wie Daimler angestrengt hat. So musste der Konzern kürzlich seinen Nachhaltigkeitsbericht 2015 neu drucken, weil bei den CO2-Angaben zur A-Klasse nur die sparsamste Motorisierung angegeben war. Die Autoindustrie wehrt sich mit Gegenklagen, zum Teil gegen Umwelthilfe-Chef Jürgen Resch persönlich. Dass sich die DUH immer mehr Kritik stellen muss, überrascht nicht. Doch nicht von allen Seiten sieht sie sich Ablehnung gegenüber. Toyota etwa bedenkt den Verein seit Jahren mit Spenden. Ausgerechnet der Autohersteller, der seit Jahren vor allem auf Hybridfahrzeuge setzt. Also jene Antriebsart, die die DUH neben Erdgas als besonders umweltfreundlich empfiehlt. Die Zusammenarbeit zwischen der DUH und Toyota lässt sich allerdings kaum als eine Art "abgekartetes Spiel" gegen den Dieselmotor interpretieren. Sie besteht bereits seit 18 Jahren. "Die Zuwendungen bewegen sich seit ca. fünf Jahren gleichbleibend im mittleren bis höheren fünfstelligen Bereich. Unterstützt wird von Toyota seit Beginn vor zehn Jahren das Projekt 'Dienstwagencheck' und seit vier Jahren - neben Betrieben aus dem Bereich Erdgas - das Projekt 'Umwelttaxi'", so DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch zu FOCUS Online. Resch selbst fährt seit zehn Jahren auch privat einen Prius, woraus er allerdings nie einen Hehl gemacht hat. Gegenüber FOCUS Online bestätigt Toyota die Zusammenarbeit beim "Dienstwagen-Check", die von einem Berliner Lobby-Büro koordiniert werde, und beim "Umwelttaxi". Auch Toyota-Diesel auf dem PrüfstandZwar rückte die DUH bei ihren Stickoxid-Messungen bislang vor allem VW, Daimler, Renault, Fiat und Opel in den Vordergrund, doch auch bei Toyota sei nicht alles im grünen Bereich. "Wir schreiben ja seit unseren ersten Enthüllungen zum Dieselgate davon, dass alle Hersteller auffällige Werte haben. Zu keinem Zeitpunkt haben wir Toyota da ausgenommen. Dass wir damit richtig liegen, zeigen ja auch die Nachmessungen an Toyota Diesel-Fahrzeugen durch nationale Untersuchungskommissionen (z. B. Avensis in Großbritannien), bei denen Toyota - wenn auch im geringeren Maße als andere - auffällig war", so Jürgen Resch. Um Zweifel an den Motiven der Zusammenarbeit auszuräumen, soll demnächst auch ein Toyota-Diesel getestet werden. "Bei unseren seit zwei Monaten gestarteten PEMS-Messungen werden wir die Top 30 der Diesel-Zulassungsstatistik untersuchen. Und wir werden auch einen Toyota Diesel-Pkw testen", bekräftigt Resch gegenüber FOCUS Online - selbst wenn in den Top 30 eigentlich gar kein Toyota vertreten sei. Die japanische Automarke verkauft im Vergleich zu deutschen Autobauern mit ihren extrem hohen Diesel-Anteilen weit weniger Selbstzünder. Langfristig will sich Toyota sogar komplett vom Diesel verabschieden. Quelle: Focus Online |