Im Land der Start-Stoppler ist es einfach schön, einen schönen, einfachen Achtzylinder zu fahren. Fällt dabei noch das Dach runter, klingt das wie ein Konzert. Ausfahrt im RS5 Cabrio.
Monaco – Der V8 brabbelt untertourig. Diese grummelnden Frequenzen lassen meine Haare auf den Unterarmen stramm stehen. Immer wieder. Kein Turbolader pfeift dazwischen, kein Kompressor kreischt. Viele sehen im RS5 ein Stück Kunst, aber das echte Kunstwerk schlägt unter der Haube. Ein Meisterstück zwischen Klassik und Moderne. Dumpf bollernd, ohne Zwangsbeatmung, hoch verdichtet und mit Direkteinspritzung. Der Motor treibt neben dem Cabrio auch den RS4 Avant und das RS5 Coupé an. 450 PS stark, mit 430 Newtonmetern Drehmoment gerüstet beschleunigt er linear und baut seine Kraft proportional zur Drehzahl auf. Sauger-Charakteristik, die gefällt. Audi RS5 Cabriolet: Muskulöser GentlemanDer RS5 fährt durch französische Dörfer, ich lenke die Kraftmaschine sanft. Im Comfort-Modus fällt nicht auf, dass das hier ein Mucki-Mann sondergleichen ist. Der Auspuff trötet leise, das Fahrwerk verzeiht Bodenunebenheiten und Schlaglöcher. Nur die (optionalen) Schalensitze erinnern immer an die Dynamik des Autos – den eingesessenen Redakteurs-Hintern (28 Jahre, Body Mass Index: 25) drücken sie ganz schön zusammen. Fernab seines eigentlichen Kompetenzbereiches gleitet der RS5 komfortabel über die geschwungenen Bergstraßen der Côte d’Azur. Laut Bordcomputer habe ich den Normverbrauch von 10,7 Litern um 1,5 Liter unterschritten. Oha, das klappt nur, wenn man seinen eigenen Fahrdynamik-Modus auf "mega-off" stellt. Spaß macht der offene RS5 trotzdem. In 15 Sekunden verschwindet das Stoffverdeck hinter der Rückbank. Temperaturen von 7,5°C und starker Wind ruinieren gleichermaßen Frisur und Gesundheit. Dafür klingt das Herz des Autos näher, besser, intensiver. Großkotziger Sportler: RS5 im Angeber-ModusTempowechsel ins Dynamic-Programm: 3000 Touren, hartes Fahrwerk, direkte Lenkung. Klappen in der Abgasanlage lassen den V8 röhren. Wer runterschaltet, wird mit Zwischengas belohnt, der Auspuff brüllt. Was für ein Geschoss, was für ein Gefühl, was für ein Cabrio? Ein ungewöhnliches, ein seltsames. Sinnbefreiter Open-Air-Spaß. Und während ich mich der Frage widme, ob ich je so ein Cabrio brauchen, ob ich je so ein Cabrio bezahlen werden kann, während mein Kopf also abschweift, Schleifen zieht und unruhig rast, rase ich dem Gipfel entgegen, drehe die Gänge aus. Erst bei 8000 Touren schaltet das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe eine Stufe höher. Achtkolbensättel mit 365er Bremsscheiben bremsen den 1,9-Tonnen-RS5 ein. Klar, so ein V8-Cabrio ist kopflastig, der Allradantrieb bringt zusätzliches Gewicht mit und das Fahrwerk ackert und rackert, wenn ich den schweren Sportskameraden um die Kurve zirkele. Sanft eingreifende Assistenzsysteme nehmen euphorischen Fahrmanövern den Übermut. Sinn und ZweckKein Mensch braucht einen offenen RS5. Aber in Miami und an vielen anderen Orten der Welt, wo die Sonne das ganze Jahr die Menschen wärmt und Benzin billiger als Limonade ist, da wird der RS5 neue Freunde finden. Er ist ein cooler Typ. Obwohl es im Innenraum zieht wie in einem löchrigen Dachstuhl. Audi RS5 Cabriolet: Technische Daten
Quelle: MOTOR-TALK |