Für Kunden ist der Chrysler 200 einfach nur ein Sebring-Nachfolger. Für Fiat-Chrysler steht er für Aufbruch und Zukunft. Wir saßen auf der Messe in Detroit zur Probe.
Detroit – Es geht bergauf, es geht wieder was. Der neue Chrysler 200 ist das erste Chrysler-Modell nach Verkündung der einhundertprozentigen Übernahme durch Fiat. Da schauen natürlich alle ganz genau hin. Wir auch, und zwar bei der offiziellen Weltpremiere auf der 25. North American International Auto Show in Detroit. Worum geht’s?Das kommt auf die Perspektive an. Für die US-Kunden geht es um einen Nachfolger für den seit 2007 gebauten Chrysler Sebring (seit 2011 hieß das Facelift Chrysler 200). Eine geräumige, für US-Verhältnisse trotzdem kompakte Mittelklasselimousine zum fairen Preis: Quelle: Chrysler Der 200 kostet in den USA 21.700 Dollar (15.900 Euro) zuzüglich Steuern und Überführung. Damit ist er knapp 1.000 Dollar teurer als ein VW Passat, aber 440 Dollar günstiger als ein Chevrolet Malibu (technisch verwandt mit dem Opel Insignia) und 270 Dollar billiger als ein Ford Fusion (der bald als Mondeo zu uns kommt). Für Chrysler geht es um mehr als nur einen Sebring-Nachfolger: Es geht um die technische Integration in den Fiat-Konzern, und um die Sicherung der industriellen Basis in den USA. Wo kommt's her?Zum Teil aus Italien: Der Chrysler 200 teilt sich die (Fiat-)Basis mit dem Dodge Dart, dem Jeep Cherokee und Alfas Giulietta. Und aus Amerika: Der Chrysler 200 ist „designt, entwickelt und produziert“ in Sterling Heights, Michigan. Eine Milliarde US-Dollar investierte Fiat-Chrysler in das Werk, das noch vor wenigen Jahren auf der Streichliste stand. Was ist neu?Technisch gesehen: wenig Grundlegendes. Die Plattform ist bekannt, die Motoren auch: Der 2,4-Liter-Vierzylinder der Baureihe Tigershark (187 PS) ist zwar eine Chrysler-Entwicklung, greift aber auf ganz viel Fiat-Technik zurück. Den 3,6-Liter-Pentastar-V6 (300 PS) gibt es in fast jedem Chrysler-Modell, auch im bisherigen 200. Neu im Chrysler 200 ist der optionale Allradantrieb. Wenn er nicht benötigt wird, koppelt er die Hinterachse komplett ab. Außerdem erhielt die Limousine die Neungang-Automatik aus dem Hause ZF, die Chrysler bereits im Jeep Cherokee einsetzt. Wie fühlt er sich an?Neu ist außerdem, sagt Chrysler, die Qualität. Aus dem runderneuerten Werk bei Detroit rollen die Wagen mit gleichbleibend guter Lackierung aus der neuen Lackierstraße, mit digital vermessenen Montagetoleranzen. Und sie werden mit 62 Prozent weniger Energieeinsatz produziert als der direkte Vorgänger. Das sagt einiges über den Zustand des Werks vor der Modernisierung. Quelle: Chrysler Bei der Sitzprobe fallen zunächst die schmalen Seitenscheiben auf. Gar nicht so einfach, den Kopf zwischen der hohen Fensterkante und dem Wulst in der Dachverkleidung hindurchzuschieben. Das Cockpit wirkt modern und übersichtlich, der Sitz ist komfortabel. Die Qualitätsanmutung der Messefahrzeuge lässt kaum etwas zu wünschen übrig, mit oder ohne Holztäfelung. Hier lag schon der Vorgänger auf einem guten Niveau. Auch der Neue wirkt feiner als die nationale Konkurrenz von Ford oder Chevrolet.
Wann kommt er?In den USA beginnt der Verkauf des Chrysler 200 schon im Frühjahr 2014. Ob und mit welchem Marken-Emblem die Limousine nach Europa kommt, ist dagegen offener denn je. Erst vor Kurzem gab Fiat bekannt: Lancia soll künftig nur noch den Ypsilon verkaufen, und den nur noch in Italien. Das klingt nicht so, als ob noch mehr Chrysler-Modelle ein Lancia-Logo tragen sollen. Bisher verkauft Fiat den bisherigen Chrysler 200 Cabrio als Lancia Flavia, den Chrysler 300 als Thema und den Voyager als Lancia Voyager. Technische Daten: Chrysler 200, Modelljahr 2015Motor:2,4-l-1-4, Multiair2 Tigershark; Benzin
Motor: 3,6-l-Pentastar V6; Benzin
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