Knutschkugel, Froschgesicht, Frauenversteher - Micra hatten oft Spitznamen. Nur der letzte ließ alle gleichgültig. Das soll sich mit dem neuen Modell wieder ändern.
Paris – Wat haste Dir verändert – und das nicht immer zum Vorteil. 1983 startete erstmals ein Micra in Deutschland, damals noch als Datsun. Die ersten drei Micra-Generationen begründeten den guten Ruf und Erfolg des japanischen Kleinwagens. Formen mit Charakter und eine erstaunliche Zähigkeit – der Micra kam an, besonders bei Frauen. Mit der vierten Generation verlor Nissan etwas den Faden. Mit austauschbarer Optik und der Produktionsverlagerung von England nach Thailand taten die Japaner ihrem Bestseller keinen Gefallen. Deshalb folgt nun eine kräftige Rolle vorwärts. Der neue, fünfte Micra bekommt wieder mehr Charakter, und gebaut wird wieder in Europa – im französischen Flins, beim Allianzpartner Renault. Das soll langfristig natürlich Kosten sparen. Künftig werden Renault Clio und Nissan Micra technisch deutlich enger zusammenrücken als bisher, und gemeinsam vom Band laufen. Mit dem neuen Micra will Nissan „an der Spitze des europäischen B-Segments wettbewerbsfähig sein“, wie sich Carlos Ghosn, Chef von Renault wie von Nissan, zitieren lässt. Er soll werden, was frühere Micra waren – eine große Nummer im Kleinwagensegment. Flacher, breiter, längerQuelle: NissanDafür wird der Micra flacher, breiter und länger – und bekommt einen längeren Radstand, für mehr Platz im Innenraum und für eine dynamischere Optik. Das große V in der Front kennen wir von anderen Nissan, die hinteren Türgriffe in der C-Säule dagegen vom Renault Clio. Die deutlich verbesserte Aerodynamik trägt laut Nissan zu erheblich weniger Lärm im Innenraum bei. Das Geräuschniveau bei der Fahrt war beim Vorgänger einer der Hauptkritikpunkte neben: sieht halt langweilig aus. Langweilig soll es künftig auf keinen Fall mehr werden. Nach Opel-Adam-Vorbild wird der Micra individuell, mit laut Nissan 125 möglichen Farbkombinationen. Passend zur geplanten technischen Annäherung an Renaults Clio kommen die Motoren im neuen Nissan Micra aus dem Allianzregal: Zum Start bietet Nissan den aus Clio und Twingo bekannten 0,9-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner sowie einen 1,5-Liter-Diesel an. Beide Motoren leisten 90 PS. Kurz danach folgt ein 75 PS „starker“ Basisbenziner mit 1,0 Liter Hubraum. Nissans Kompressor-Dreizylinder aus dem aktuellen Micra sind damit außen vor. Zum Getriebeangebot verraten die Japaner noch nichts. Zum Konzept passen Renaults Doppelkupplungsgetriebe aber deutlich besser als die bisherige CVT-Automatik der Japaner. Assistenten-Armada im MicraEin Modellwechsel ohne viele neue Technik-Features ist heute nicht mehr denkbar. So stecken im Micra, sagt Nissan, künftig die technischen Grundlagen für teilautonomes Fahren: Ein aktiver Spurhalteassistent, ein 360-Grad-Sensorsystem, ein Notbremsassistent mit Fußgängererkennung. Dazu Verkehrszeichenerkennung, Totwinkelwarner sowie Nissans Fahrassistenten „Active Ride Control“ und „Active Trace Control“ – die Spurverhalten und Abrollkomfort optimieren sollen. In punkto Infotainment bieten die Japaner den Micra mit einem neuen Bose-Soundsystem mit sechs Lautsprechern an. Die Konnektivitäts-Features wie Apple Carplay werden über ein 7-Zoll-Display mit Touchfunktion gesteuert. Preise nennt Nissan Monate vor dem Marktstart im März 2017 noch nicht. Das aktuelle Modell startet derzeit bei 10.390 Euro. |