Staatslimousinen baut(e) Mercedes. So die Logik der Nachkriegszeit. Dann kam der 7er-BMW und schließlich der Audi V8. Doch der große Audi startete viel kleiner als erhofft.
Köln – Die Aufregung war groß, als Audi vor 25 Jahren mit eigenen Angeboten in die Luxusklasse wollte. In Ingolstadt pochten damals meist fünf Töpfe unter der Haube, da war das Vertrauen in so ein Projekt nicht zu groß. Zumal BMW damals den 7er mit einem Zwölfzylinder austattete und Mercedes mit dem „Kohlpanzer“ W140 gleich in ganz neue Sphären vorzudringen schien. Dann kam der V8. Ein Auto, mit dem Audi in der gleichen Liga spielen wollte. Dazu bekam er Allrad und einen 32-Ventil-Achtzylinder aus Aluminium. Der Neue muss sich beweisen Die Bilderbuch-Siege sollten dem bis zu 5,19 Meter langen Ingolstädter Flaggschiff Respekt und Anerkennung bringen. Eine vergebliche Hoffnung. Denn der große Audi verkaufte sich trotz Lob von der Fachpresse und viel technischer Finesse selten. Es mangelte ihm an Prestige und Design. Der V floppt, der A bringt den ErfolgDies änderte sich erst 1994 mit dem Audi A8. Der mit VW bestens verbundene damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder wählte ihn oft als Dienstfahrzeug. Doch der erste Audi-Achtzylinder litt an Fehlern, die auch mehrere Überarbeitungen nicht lösen konnten. So blieben die Verkaufszahlen gering. V8: Ein eigener Name für die OberklasseEine Namensänderung, die klar machen sollte: Der V8 soll kein Zwilling der kleineren Audi-Modelle sein. Schließlich bestanden 90 Prozent der Teile der Oberklasselimousine aus Neukonstruktionen. Die Entwicklungsvorgabe lautete: Weltweit sollte es kein Fahrzeug geben, das mit dem V8 technisch vergleichbar wäre. Deshalb zählten Allradantrieb und vollverzinkte Karosserie zur Serie. Die Zylinderköpfe stammen dagegen von einem Allerweltsauto: dem Golf 2 16V. „Aufstiegskandidat“ oder „Auf höchstem Niveau“ lauteten die Schlagzeilen, mit denen die Motorpresse das neue Ingolstädter Viel Ausstattung, kein ImageAndererseits war der Audi V8 deutlich teurer als ein imagestarker (aber ausstattungsschwacher) Mercedes 500 SE. Zu viel Geld für zu wenig Prestige, die meisten Käufer blieben deshalb beim Benz. Audi verkaufte weniger als die Hälfte dessen, was vom V8 geplant war. Dennoch versuchte die Marke beharrlich, die Popularität ihres Luxusliners zu steigern. So gab es ab 1991 eine neue V8-Basisversion. Die war durch das Weglassen von Klimaanlage, Lederpolstern und Audiosystem 17.000 Mark preiswerter. Andererseits konnte der große Audi nun sogar als 4,2-Liter-V8 in einer Langversion bestellt werden, die fast 163.000 Mark kostete. Nur Limousinen von Bentley und Rolls-Royce waren damals noch teurer. Doch sogar die englische Luxusklasse konnte werksseitig noch nicht mit dem großen Kommunikationspaket ausgerüstet werden, das Audi anbot: Das innovative C-Netz-Telefon mit Anrufbeantworter kostete 7.000 Mark (die Gesprächsminute anschließend zwei Mark), die Videoanlage mit Fernbedienung 8.000 Mark und das Faxgerät in der hinteren Mittelarmlehne 9.000 Mark. Problemloser Langläufer mit viel DurstDie beiden Achtzylindermaschinen zeigten sich auf Langstrecken sparsamer als die Wettbewerber. Sparsamer bedeutete hier allerdings nicht sparsam. Der Verbrauch lag zwischen 14 und 17 Litern auf 100 Kilometern. Wie bei Mercedes galten Laufleistungen von über 400.000 Kilometer ohne Motorrevision bei den V8 als normal. Gut so, denn Ersatzteil- und Wartungskosten hatten ebenfalls Oberklasseniveau. Kosten, die von den Kunden bereitwillig akzeptiert wurden. Deshalb haben bis heute erstaunlich viele Audi V8 überlebt. In sechs Jahren entstanden nur rund 21.000 Stück – trotzdem waren V8-Kunden die zufriedensten. |
