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Alfa Romeo Giulia: Damals und heute - Arm, aber schön

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Alfa musste in den vergangenen 30 Jahren viel erleiden. Ihren Glanz hat die Marke nicht verloren. Mit der neuen Giulia könnte sie sogar wieder leuchten.

Der hessische Alfa-Romeo-Händler Michele di Leonardo und seine Giulia Der hessische Alfa-Romeo-Händler Michele di Leonardo und seine Giulia Quelle: picture alliance / dpa

Arese/Solms - Alfa Romeo steht für Lust und Leidenschaft, für Sorgen und Nöte. Der Name Giulia bringt seit 1962 das Blut aller autoverliebten Italiener in Wallung. Damals kam der kurze und kantige Viertürer auf den Markt und wurde bald zum Inbegriff einer schnellen und bezahlbaren Limousine. Die Giulia eroberte so nachhaltig die Herzen autobegeisterter Familienväter, dass die Marke Alfa bis heute davon zehrt.

Eine Alfa Giulia Nuova 1600 aus dem Jahr 1977 Eine Alfa Giulia Nuova 1600 aus dem Jahr 1977 Quelle: picture alliance / dpa Obwohl der Mutterkonzern Fiat die schöne Tochter zuletzt beinahe kaputtgespart und bis auf das Kleinserienmodell 4C nichts Neues auf den Weg gebracht hat, halten ihr die Fans die Treue. "Zwar wurde der Marke in den letzten 30 Jahren so ziemlich alles angetan, was man einer würdigen Marke nicht antun sollte", sagt der italienische Design- und Markenwissenschaftler Paolo Tumminelli. Doch dabei ist kaum etwas von ihrem Glanz verloren gegangen. Stattdessen habe bei Alfa die italienische Schule überlebt: "Poveri ma belli" (arm, aber schön).

Die Giulia auf der Titelseite

Pünktlich zum 105. Geburtstag der Marke Alfa wurde die neue Giulia am 24. Juni 2015 im Stammwerk Arese enthüllt. Nach Angaben von Alfa-Sprecher Sascha Wolfinger kommt sie Anfang nächsten Jahres in den Handel. Am Tag der Enthüllung war "Giulia" unter den zehn wichtigsten Suchbegriffen bei Google. In den italienischen Tageszeitungen hat es das Auto bis auf die Titelseiten geschafft, und selbst die "New York Times" hat über die Premiere berichtet.

Michele di Leonardo wundert das nicht: "Die Giulia war, ist und bleibt das wichtigste Modell der Marke", sagt der Italiener aus Solms in Hessen. Leonardo kann die Markteinführung der neuen Giulia kaum erwarten. Zum einen, weil er Alfa-Romeo-Händler ist. Zum anderen, weil er als Italiener gar nicht anders kann, als an die Traditionsmarke zu glauben. Bis es so weit ist, tröstet er sich mit einem Fahrzeug aus seinem Showroom: eine Giulia Nuova 1600 aus dem vorletzten Produktionsjahr 1977.

Viel Platz auf nicht mal 4,20 Meter Länge

Die neue Giulia ist auf das Format einer Mittelklasse-Limousine gewachsen Die neue Giulia ist auf das Format einer Mittelklasse-Limousine gewachsen Quelle: picture alliance / dpa Auch wenn die Giulia mittlerweile ein bisschen reifer ist, hat sie nach wie vor ihre Reize. Im ersten Moment erlebt man sie vor allem als Limousine, die bei nicht einmal 4,20 Metern Länge überraschend viel Platz bietet. Man sinkt in die weichen Sessel, lässt die Finger über die filigranen Kippschalter gleiten. In Gedanken sitzt man plötzlich wieder als kleiner Steppke auf dem Rücksitz und rollt über die Autostrada Richtung Rimini.

Kaum ist der 1,6 Liter große Vierzylinder warmgefahren, bittet die Giulia zum Tanz: Wenn 116 PS auf gerade einmal 1.010 Kilogramm treffen, der kurze Schaltknüppel mit dem hölzernen Knauf durch das Getriebe flutscht und der Tacho in ungeahnte Höhen schnellt, dann greift man besser fest ins dünne Lenkrad. Di Leonardos Giulia schafft 168 km/h. Andere Modelle von damals erreichten sogar 190 km/h. Vor mehr als 50 Jahren konnte einem dabei in einer Familienkutsche ganz schön heiß werden.

Alte Giulias ab 15.000 bis 20.000 Euro

Ein Blick in den Innenraum der Alfa Romeo Giulia Ein Blick in den Innenraum der Alfa Romeo Giulia Quelle: picture alliance / dpa Von der Giulia und der modellgepflegten Giulia Nova (ab 1974) liefen knapp 600.000 Autos vom Band. Deshalb gibt es auch für spätberufene Alfisti nach wie vor genügend Fahrzeuge: "Für 15.000 bis 20.000 Euro findet man schon ein sehr ordentliches Auto", sagt di Leonardo.

Di Leonardo holt seine Giulia bei gutem Wetter fast jedes Wochenende aus dem Laden und geht mit ihr regelmäßig auf Tour. Den Oldtimer-Grand Prix am Nürburgring zum Beispiel hat er noch kein Jahr ausgelassen.

Und jeden Sommer darf die Giulia mindestens einmal nach Italien. "Für eine Tour an den Gardasee oder an die Ligurische Küste gibt es einfach kein besseres Auto", schwärmt di Leonardo. Dort findet er auch die Bestätigung dafür, dass man sich um Alfa Romeo keine ernsthaften Sorgen machen muss: "Egal ob alt oder jung: Wer die Giulia sieht, hat ein Lächeln auf den Lippen. Dieses Auto ist einfach unvergessen."

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