Im vergangenen Jahr hat BMW den Kampf um das erste Zusatz-Laserlicht gegen Audi gewonnen. Jetzt arbeiten die Ingolstädter am Matrix-Laserlicht und träumen von Licht-Drohnen.
Ingolstadt/ Tromsö – Die Gefahr lauert in der Dunkelheit. Obwohl nur 20 Prozent aller Fahrten nachts stattfinden, passieren in dieser Zeit rund 40 Prozent aller tödlichen Unfälle. Ein Hauptgrund dafür ist laut einer Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) das zu späte Erkennen von Hindernissen. Bessere Scheinwerfer könnten die Zahl der Unfälle also reduzieren. Neben Mercedes und BMW arbeitet auch Audi an neuen Super-Lichtern. Nach Xenon und LED folgt als nächstes Laser. Die Scheinwerfer sollen genauer und mehr als doppelt so hell leuchten wie LED-Dioden. Mittelfristig werden LEDs in Neuwagen deshalb ebenso selten wie heutzutage H4-Halogenscheinwerfer. Einziger Nachteil: Sie sind bislang noch sehr teuer. Audis Matrix-LaserlichtBei Audis Matrix-Laserlicht fällt nicht nur ein Strahl auf den Asphalt, sondern viele kleine: Ein Chip projiziert 420.000 Pixel auf die einzeln steuerbaren Mikrospiegel. Pro Sekunde lassen sich die Spiegel der Digital Micromirror Device (DMD) bis zu 5.000 Mal kippen. Dadurch wird das Licht permanent an die Umgebung angepasst. Kommt ein Auto entgegen, wird nur das Licht auf Kopfhöhe des Fahrers ausgeblendet, nicht aber das gesamte Fahrzeug. Verkehrsschilder werden nicht mehr mit der ganzen Leuchtkraft angestrahlt, sondern fein ausgeschnitten. Dadurch lassen sich die mit retroreflektierender Folie beschichteten Schilder besser erkennen. Laut Audi ist der neue Super-Scheinwerfer bereits serienreif. Was fehlt, sind Kameras, die die benötigten Daten zuverlässig liefern können. Nur so kann Audi auch ein blendfreies Laserlicht garantieren. Was bringt es?„Künftig wird es keine Unterscheidung mehr zwischen Abblendlicht und Fernlicht geben. Der Autofahrer fährt außerhalb von geschlossenen Ortschaften permanent mit Fernlicht, mit der maximalen Leuchtkraft und Leuchtweite. Blendfrei“, sagt Stefan Reich, Projektleiter Scheinwerfer bei Audi. Nicht nur die Lichtweite bringt mehr Sicherheit in der Nacht, sondern auch die Leuchtbreite. Durch die feine Gliederung der Strahlen lassen sich auch Infos wie Verkehrszeichen auf die Straße projizieren. In Baustellen kann die Fahrbahnmarkierung nachgezeichnet werden. Auch Begrüßungs-Botschaften auf der Straße sind möglich. Ähnlich wie Licht und Regensensor arbeitet das System automatisch. Was ist serienreif?Bis es soweit ist, setzt Audi einzelne Lasermodule ein. Der neue Audi R8, der in Genf vorgestellt wird, kann mit Matrix-LED-Scheinwerfer mit Laserzusatzelement bestellt werden. Bisher gab es das nur im Sondermodell R8 LMX. In den Scheinwerfern arbeiten vier Laserdioden pro Seite. Sie bündeln sich, fließen durch gelben Phosphor und strahlen in tageslichtähnlichem Licht von 5.500 Kelvin weiß auf die Straße. Denn das Blau des Lichts darf nicht blau bleiben, laut StVO muss es weiß sein. Die Scheinwerfer des neuen R8 leuchtet 500 Meter weit und damit mehr als doppelt so weit wie LED-Fernlicht. Matrix-Beam-Licht für den A4Der nächste A4 wird genau wie der neue TT das Matrix-Beam-Fernlicht erhalten. Beim A4 sitzen in jedem Scheinwerfer ein großer Reflektor fürs Abblendlicht und drei kleinere mit fünf bzw. vier LEDs für das Fernlicht. Damit das LED-Fernlicht sanfter wechselt, schalten sich die Segmente nacheinander an bzw. aus. Das Licht zieht sich wie ein vertikal geteilter Vorhang auf oder zu, sanft und augenschonend. Die Technik soll künftig in allen Baureihen optional erhältlich sein. Die Matrix-LED-Scheinwerfer gibt es bereits in einigen Modellen wie zum Beispiel im TT, A6, A7, Q7 oder A8. Dank der Vernetzung mit Navi und Infos aus der Frontkamera erkennen sie Ortschaften und Landstraßen und leuchten die nächste Kurve zentimetergenau aus. Außerhalb von Ortschaften schalten die Leuchten auf Dauerfernlicht. Personen und Autos am Rand werden punktuell angestrahlt. Geblendet werden sie nicht, denn einzeln steuerbare Leuchtdioden schalten sich bei Gegenverkehr ab. Wie funktioniert es?Während einfache Fernlichtassistenten das Fernlicht ausschalten, wenn andere Autofahrer geblendet werden könnten, verändern moderne Systeme die Leuchtweite stufenlos und dimmen einzelne LEDs runter. Je mehr LEDs im Scheinwerfer sitzen, desto feiner können andere Objekte ausgeblendet werden und desto mehr Licht kann weiterhin den Rest der Straße ausleuchten. Verschiedene Konzepte bei Audi, BMW und MercedesAudi bezeichnet sich in Sachen Laserlicht gerne als Pionier. Doch schon bei den Zusatz-Laser-Leuchten gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Konkurrent BMW. Die ersten BMW i8 mit Laserlicht wurden im Juni 2014 ausgeliefert, wenige Tage bevor Audi in Le Mans den R18 e-tron quattro mit Laserlicht ins Rennen schickte und anschließend den R8 LMX mit entsprechendem Licht anbot. BMW hat Anfang des Jahres auf der CES in Las Vegas die Studie M4 Concept Iconic Lights vorgestellt. Mercedes setzt dagegen ausschließlich auf LEDs. Das schwäbische Super-Fernlicht reicht bis zu 600 Meter. Doch Audi ist zumindest gedanklich längst ein paar Schritte weiter: Bis 2040 können sich die Ingolstädter Ingenieure eine Licht-Drohne vorstellen, die über und vor dem Auto schwebt. Die soll nicht nur den Weg erhellen, sondern auch Spots auf Schilder und Gefahrquellen setzen. Damit würde die Nacht zum Tag. |