VON MOTOR-TALK-Reporter Stefan Grundhoff
Los Angeles – In einer Tiefgarage unweit von Los Angeles. Umgeben von zerbeulten Ford Ranger und blassen Nissan Maxima versteckt Porsche sein jüngstes Geheimnis: Den neuen Macan, verdeckt von einer Plane. Hier wartet der Wagen auf eine weitere Abstimmungsfahrt. Das Coole daran: MOTOR-TALK ist mit an Bord, wenn auch nur auf dem Beifahrersitz.
Der kleine Bruder des Porsche Cayenne basiert theoretisch auf dem Audi Q5. Praktisch haben die beiden Modelle wenig gemeinsam, sagt der Macan-Projektleiter Oliver Laqua. „Allradantrieb, Motoren und Innenraum – alles haben wir gewechselt.“
Porsche-Atmosphäre im Prototypen
Porsche parkte den Macan während der zweiwöchigen Erprobungsphase in einer Hotel-Garage in der Nähe von Los Angeles Quelle: Porsche
Die Entscheidung für den Porsche Macan fiel im Jahr 2009. Das Ergebnis ist zumindest im Detail noch geheim. Deshalb klebt Porsche Tarnfolie auf Teile des Modells und verhängt den Innenraum mit Matten.
Trotzdem erkennt man die Porsche-Handschrift an Schaltern und Bedienelementen, aber auch an der Qualität.
Noch vom Audi Q5 stammten die beiden Achsen, der Tragrahmen, kleinere Module, der Träger vom Armaturenbrett und das Dach, erklärt Baureihenleiter Hans-Jürgen Wöhler. Dass es ein Porsche-Modell geben soll, wussten man bei der Entwicklung des Q5 noch nicht.
1,8 dynamische Tonnen
Besonders das Allradsystem des Gen-Gebers gefiel den Porsche-Ingenieuren nicht. „Es ist einfach nicht dynamisch genug. Nicht das, was man von einem Porsche erwartet“, erläutert Klaus Hees, verantwortlich für das Fahrwerk des Macan. „So haben wir das Audi-System herausgeworfen und unser eigenes Hang-on-System verbaut.“
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Wie dynamisch man mit dem 1,8 Tonnen schweren Allrader unterwegs sein kann, zeigt Oliver Laqua beim Powerdrift auf einer getrockneten Sandfläche in der Steppe. Beim Aussteigen grinst er.
Auf dem Beifahrersitz freue ich mich über die stark modellierte Rückenlehne, die mich bei der scharfen Fahrt aufrecht hält.
Der Sound des Macan klingt tatsächlich noch sehr nach Mini-Cayenne, also sehr mini. Aber bis zur Markteinführung sind es ja noch ein paar Monate, gell Porsche.
400 PS und zwei Turbos
Der Macan fährt immer mit Allrad, Siebengang-DSG und Luftfederung, optional ergänzt durch eine elektronische Dämpferregelung. Wer will, kann seinem Macan mit einer geregelten Quersperre an der Hinterachse noch mehr Dynamik mit auf den Weg geben.
Auch bei den Motoren wird es zwischen Audi Q5 und Porsche Macan keine Verwechslungen geben. Zum Marktstart im kommenden Frühjahr gibt es zunächst drei Macan-Versionen. Topmodell ist der 400 PS starke Macan V6-Turbo. Kaum weniger dynamisch ist der ebenfalls sechszylindrige Macan S. „Die Audi-Ingenieure haben gesagt, einen V6-Bi-Turbo bekommt man in diesen Motorraum sowieso nicht hinein. Das hätten sie schon versucht", sagt Projektleiter Stefan Fegg, "Doch es geht."
Die Testfahrt führte uns in die Berge Quelle: Porsche
Den Bi-Turbo verdankt der Macan unter anderem der eigens entwickelten Zaubermotorhaube mit einer völlig neuen Luftführung. „Sonst wäre es mit dem Doppelturbo wirklich nichts geworden“, sagt Fegg. Die Luft geht durch den Kühler hoch in einen doppelten Boden unter der Motorhaube. Erst von da wird die angesaugte Luft nach unten zu den Filtern und dem Motor gepresst.
Allrad für alle
In Europa dürften sich die meisten Kunden für den Macan S Diesel entscheiden, mit rund 250 PS und knapp 600 Newtonmeter. Schwächere Versionen mit vier und sechs Zylindern kommen später.
Spannend wird es zu beobachten, wie der Macan ankommt. Zum ersten Mal dringt Porsche in ein Volumensegment vor. Porsche fahren wird bezahlbarer, massentauglicher als je zuvor.
Nach den zweiwöchigen Tests geht es für die Macan-Vorserienautos zurück aus Kalifornien nach Deutschland. Der Wagen ist gut, fast fertig. Aber eben nur fast.