Norbert Haug muss aufhören - Aus für Haug

Stuttgart - Mit Haug geht eine der Galionsfiguren des Motorsports. Er leitete den Bereich bei Mercedes seit 22 Jahren. In dieser Zeit gewann der Hersteller an der Seite seiner Partner sechs Formel-1-Weltmeistertitel und holte 87 Formel-1-Siege. Seit 2009 ist Mercedes in der höchsten Motorsportklasse erfolglos.

Über Norbert Haug zu schreiben, ohne den Mann zu bewerten, das geht nicht. Nicht, wenn man ihn kennt. Nicht, wenn man das Regime kennt, dass er jahrelang geführt hat.

Sehr vielen Mitarbeitern bei Mercedes wird heute ein dicker Klops vom Herz gefallen sein. Denn Norbert Haug wird von vielen Mitarbeitern ein eisiger, eisenharter Führungsstil nachgesagt. So freundlich und charmant er vor der Kamera wirkte, so kräftig galt sein Umgang mit Menschen, die nicht seiner ganz persönlichen Ideallinie folgen wollten.

Haug war, Haug ist Enthusiast. In den wilden 70ern führte ihn seine Leidenschaft für schnelle Autos über ein Volontariat bei der Pforzheimer Zeitung zur Redaktion der „Auto, Motor und Sport.“ 13 Jahre arbeitete er für das Fachmagazin, 12 davon im Motorsport.

1990 wechselte er zum Daimler, Bereich Motorsport. Hier schuf sich Haug ein unvergleichliches Netzwerk, verdichtete es, wurde im Schumi-Schwung und der eigenen Formel-1-Erfolge selbst zu einer Art Medienstar.

BMW stieg aus, Mercedes gab Vollgas

2009 schien er am Ziel seiner Träume. Mercedes beteiligte sich in der Formel-1 nicht mehr an anderen Teams (wie McLaren), sondern kaufte das gerade weltmeisterliche Brawn-Team.

Als BMW und Toyota, Riesen der Automobil-Industrie, aus strategischen und finanziellen Gründen aus der Formel-1 ausstiegen, da gab Mercedes Vollgas.

Die FAZ schrieb damals über Haug, er wolle kein kompromissbereiter Goldesel mehr sein. Mit dem Mercedes-Team sei er aus der Rolle des Repräsentanten herausgewachsen. Der Macht-Mensch Haug konnte endlich selbst bestimmen, wie das Team vorankommt.

Haug nach seinem größten Erfolg der vergangenen Jahre mit Nico Rosberg, dem Sieger beim Formel-1-Rennen in China. Rechts Michael Schumacher Quelle: DAPD

Doch statt vorwärts ging es zurück. Obwohl Rekord-Weltmeister Michael Schumacher und Nachwuchs-Kraft Nico Rosberg als aussichtsreiches Fahrerpaar starteten. Mercedes-Motoren fuhren in den drei Jahren viele Siege ein. Nur eben nicht im eigenen Team. Dem gelang in drei Jahren nur ein einziger Sieg.

Erfolglos in der DTM

Ein Grund für die Trennung liegt sicherlich in Haugs Erfolglosigkeit der vergangenen Jahre. Dem großen Macher war wenig gelungen. Nicht nur in der Formel-1, auch bei der DTM musste sich Mercedes 2011 und 2012 geschlagen geben. Einmal Audi, einmal BMW. Insgesamt fahren nur drei Marken in der DTM mit.

Man könnte sagen, Norbert Haug hat die Formel-1 geprägt. Aber das wäre falsch. Norbert Haug hat die öffentliche Wahrnehmung von Mercedes in der Formel-1 geprägt. Nach Michael Schumacher trägt er wahrscheinlich das bekannteste Gesicht dieses Zirkus im deutschen Fernsehen. Der Mann ist 60 Jahre alt, hat vieles erlebt, manches erreicht. Für ihn ist der richtige Zeitpunkt gekommen, die Box dauerhaft anzusteuern.

Quelle: MOTOR-TALK