Vor 50 Jahren hat Porsche ein Auto erfunden: Auf der IAA 1963 durfte die Welt zum ersten Mal den 911er bewundern. Das tut sie nun seit fünf Jahrzehnten. Wir widmen dem erfolgreichsten Sportwagen aller Zeiten eine Serie. Und je 50 Zeilen zum 50. Jubiläum.
Quelle: Porsche Stuttgart – Ein süßlicher Geruch treibt mir Sorgenfalten auf die Stirn. Instinktiv analysiere ich: „Der läuft zu fett. Und der Kat ist hinüber.“ Ungefilterte Abgase strömen in den Innenraum. Kein Keramikmonolith hat das teuflische Kohlenstoffmonoxid zu CO2 reagieren lassen. Dabei funktionieren Motor und Abgasanlage tadellos. Mehr noch, das ganze Auto befindet sich in einem fantastischen Zustand. Es ist der Stand der Technik, der mich Abgase atmen lässt. Der Stand von 1963. Dem Jahr 1 der 911er-Rechnung. 21.900 D-Mark kostete damals die Krönung des deutschen Sportwagenbaus. Es war der Nachfolger des 356er, ein Sportcoupé mit dem Namen 901. Kurz vor Produktionsbeginn im Folgejahr erhob Peugeot Anspruch auf alle dreistelligen Zahlen mit einer Null in der Mitte als Typbezeichnung. Ferry Porsche änderte den Namen in „911“ – Prägeformen für die 1 waren ja bereits vorhanden. Damals wie heute: leicht und schnellDer Ur-Elfer ist ein zweitüriges Sport-Coupé mit selbsttragender Stahlkarosserie. „Sport“ bedeutete damals: weiche Sitze ohne Seitenhalt, ein fingerdünnes Volant im Buslenker-Format und Echtholzdekor im Innenraum. Dazu einige Details, die Porsche bis heute beibehält. Die fünf Rundinstrumente mit einem Drehzahlmesser in der Mitte zieren fast jeden 911. Und jeder fährt mit einem Sechszylinder-Boxer im Heck. 1964 war der mit 130 PS stark genug, um den ersten Elfer in 9 Sekunden auf Tempo 100 zu beschleunigen. Bei einem Leergewicht von 1.095 Kilogramm. Größere und stärkere Versionen mit bis zu 210 PS (Carrera RS 2,7) folgten noch im selben Modell. Heute habe ich einen strahlend blauen Test-911, ein Oldtimer, ein Pionier. Die Zeiger in der Armaturentafel geben Schätzwerte an, die Schaltung hat so viel Spiel wie der letzte Milchzahn eines 11-jährigen. Gern rutscht der lange Schalthebel in die falsche Gasse und wählt den Rückwärtsgang. Die Synchron-Ringe knirschen bei jedem schnellen Gangwechsel. Nach 49 Jahren zeigt sein Tacho gut 47.000 Kilometer an. Ich kann nur ahnen, wie oft das schon passiert ist – das Instrument zählt nur mit fünf Ziffern. Fahren wie damalsUnd doch, mein Elfer ist ein Sportler. Ich genieße die weiche Federung und die behäbigen Bremsen, schalte mit Zwischengas und lasse ihn seiner Spur nachlaufen. Wir gewöhnen uns aneinander. Behutsam mute ich ihm mehr Drehzahl zu. Und obwohl ich mich nicht in den roten Bereich (ab 7.000 Touren) traue, bewegen wir uns stetig schneller. Die Abgase nehme ich kaum noch wahr. Der Charme dieses alten Herren, er hat mich fest im Griff. Meine Reise in die Zeit ohne innenbelüftete Bremsscheiben am Porsche 911 endet schnell. Heute kostet so ein Auto in diesem Zustand sechsstellige Summen. Auch spannend: Der Trödeltrupp hat in einer Scheune einen der ersten 911er gefunden! Lest hier mehr. Quelle: MOTOR-TALK |