Mit dem Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand begann der erste Weltkrieg. In der Nebenrolle: ein Cabriolet von Gräf & Stift. Geschichten von Autos, die Geschichte schrieben.
Köln – Es fing an, als Europa im Blut versank: Am 28. Juni 1914 erschoss der serbische Nationalist Gavrilo Princip Erzherzog Franz Ferdinand, den Thronfolger der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie und seine Frau Sophie in Sarajevo. Das Paar saß im Fond eines Cabriolets von Gräf & Stift. Die Tat gilt als finaler Auslöser für den ersten Weltkrieg - und erstmals steht ein Auto im Fokus des Weltgeschehens. Lest hier über Autos, die Geschichte schrieben – und heute selbst Geschichte sind. Erster Weltkrieg: Ohne Autos undenkbarDer Wiener Autobauer Gräf & Stift fertigte seit 1904 Automobile. Das Fahrzeug, das den Thronfolger am Vorabend des Ersten Weltkriegs durch Sarajevo transportierte, war ein Leihwagen: Der 1910 ausgelieferte „Doppelphaeton 28/32 PS“ gehörte dem böhmischen Franz Graf Harrach, der als Kämmerer der k.u.k.-Monarchie sein Auto zur Verfügung gestellt hatte. JFK: Der Mord im LincolnDie Bilder des Hobbyfilmers Abraham Zapruder kennt noch heute fast jeder. Am 22. November 1963 filmte er in Dallas mit einer Achtmilimeter-Schmalfilmkamera die dramatischen Sekunden des Mordanschlags auf den 46-jährigen US-Präsidenten John F. Kennedy. Der Präsident absolvierte seine Wahlkampftour durch die texanische Metropole im offenen Lincoln Continental. Die Sonderanfertigung mit der Bezeichnung „SS-100-X“ hatte der Secret Service beim Spezialisten Hess & Eisenhardt in Cincinnati beauftragt. Auf Basis des Topmodells der Ford-Tochter Lincoln, das 1961 lediglich 7.347 Dollar kostete, entstand für 200.000 Dollar Umbaukosten ein Cabriolet mit vier Metern Radstand. Ein Siebenliter-V8 mit 350 PS bewegte das vier Tonnen schwere Ungetüm. Vom Steamer zum BeastAutos und US-Präsidenten, diese Verbindung hat Geschichte. William McKinley, 25. Präsident der Vereinigten Staaten, führte 1900 einen dampfgetriebenen Stanley „Steamer“ ein. Zwei gepanzerte Cadillacs der US-Regierung trugen 1938 die Namen „Queen Mary“ und „Queen Elisabeth“, nach Passagierschiffen. Die mit Waffen ausgestatteten Autos dienten über zwei Jahrzehnte drei Präsidenten: Franklin D. Roosevelt, Harry S. Truman und Dwight D. Eisenhower. Der Trabi als Symbol der EinheitPolitik mit Autos betrieb DDR-Chef Erich Honecker, als er 1978 10.000 VW Golf importieren ließ. Das half langfristig ebenso wenig wie die 10.000 Mazda 323, die 1981 folgten. Der DDR-Bürger fuhr trotzdem, wenn er einen bekam, Trabant. Der 601, mit 2.818.547 Einheiten der „Volkswagen des Ostens“, transportierte 1989/1990 ungezählte Bürger zu einer Art „Abstimmung auf Rädern“ gegen ihren Staat. Die „Wessis“ staunten über die Kolonnen der knatternden 26-PS-Zweitakter, die nach dem Mauerfall am 9. November 1989 nach Westen kamen. Tödliche Klassiker In einer gepanzerten Mercedes S-Klasse fiel am 30.November 1989 Alfred Herrhausen, Chef der Deutschen Bank, einem Attentat der RAF zum Opfer. In einem Fiat Croma sprengte die Mafia am 18. Mai 1992 in Palermo den 53-jährigen italienischen Untersuchungsrichter Giovanni Falcone in den Tod. Autos, die Geschichte schrieben: Klar, dass sie auch heute noch faszinieren. Der Gräf & Stift aus Sarajevo, am Ausgangspunkt des ersten Weltkriegs, steht heute im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien. Der Lincoln, in dem Kennedy starb, kann seit 1978 im „Henry Ford Museum“ in Dearborn bei Detroit besichtigt werden. |
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