Wenn Revolution und Evolution im gleichen Takt fahren, dann beim neuen Mercedes CLA. Ausgerechnet das spießige Stufenheck steht hier für Aufbruch. Wie einst beim 190er.
UPDATE ZUM ALLRADANTRIEB, siehe Textende
Marseille - Mercedes hat in letzter Zeit häufig Mut bewiesen. Die A-Klasse - revolutionär neu. Die E-Klasse - massiv geliftet. Und nun kommt das Design-Experiment namens CLA. Formal eine Stufenhecklimousine, doch ohne biedermännische Attitüde. Faktisch 34 Zentimeter länger als die A-Klasse überragt der 4,63 Meter lange CLA sogar die C-Klasse um 4 Zentimeter. Fährt aber wie die A-Klasse mit Vorderradantrieb. Quelle: Mercedes-Benz Der CLA auf der Spur des alten 3ers28.967 Euro kostet der günstigste CLA 180 mit 122 PS. Und liegt damit zwischen A-, B- und C-Klasse. Kein günstiges Auto, aber eines mit attraktiver Ausstattung, zu der schon serienmäßig lederähnlicher Stoff, Klimaanlage, Radarabstandswarner, Aufmerksamkeitswarner und ein Multifunktionslenkrad zählen.Ausstattung, Aussehen, das könnte alles wunderbar zu einer bayrischen Marke passen. Und würden beim Mercedes CLA die Hinterräder die Kraft übertragen, dann wäre dieser Wagen ein wunderbarer Erbe des legendären E30 von BMW. Einem der tollsten 3er überhaupt. Quelle: Mercedes-Benz So fährt die Benz-Limo mit FrontantriebDoch Mercedes setzt beim CLA auf Frontantrieb. Vermisst man deshalb die Kraft im Heck? In der Regel nicht. Sobald die Straßen frei und die Kurven zahlreich sind, rollt und rennt der CLA agil und lebendig über den Asphalt. Lenkung, Fahrwerk und Auto ergeben eine erfrischende Kombination, mit der man forsch um die Kurven flitzt. Natürlich spürt man bei steigender Kurvengeschwindigkeit die Fahrphysik.Klar, dass die Vorderräder schneller ans Limit kommen, wenn sie lenken und antreiben. Aber das Gefühl ist zart, zaghaft wie die ersten Frühlingsboten unter dem Schnee. Einen echten Temponachteil gegenüber der C-Klasse spürt man vielleicht auf dem kleinen Kurs in Hockenheim, aber nicht im Alltag. Den gestaltet Mercedes in diesem CLA außerordentlich galant. Federn und Dämpfer wiegen die Karosserie sanfter als in der A-Klasse. Selbst mit Sportfahrwerk bleibt der CLA feinfühliger als der A. Allrad als OptionWer sich partout nicht mit dem Vorderradantrieb in einer Mercedes-Limousine anfreunden will, kann auf den CLA mit Allrad* ausweichen. Mit zwei angetriebenen Achsen schwingt der Wagen lässiger ums Eck. Vor allem zieht er flotter und souveräner davon, wenn das Heck nach Lastwechsel in der Kurve zaghaft zu tänzeln beginnt. Die Technik gibt es vorerst nur im CLA 250 Quelle: Mercedes-Benz . Im nächsten Jahr rutscht der Allrad aber auch in die schwächeren Modelle. Allen CLA-Typen gemein ist die Zahl der Zylinder, es sind nie mehr als vier. Die Benziner gibt es in zwei Größen (1,6 Liter, 2,0 Liter) und drei Leistungsstufen (122 PS, 156 PS und 211 PS). Der 2,2-Liter-Diesel hat 170 PS. Weniger Gewicht, weniger Windwiderstand, weniger VerbrauchDer 156-PS-Benziner passt perfekt zum Auto. In 8,6 Sekunden beschleunigt er den Wagen auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 230 km/h. Nur hier übertrumpft er die gleichstarke C-Klasse (225 km/h Spitze). Ein Verdienst, der sich aus der Übersetzung sowie der besseren Aerodynamik ergibt. Das spürt man noch deutlicher beim Verbrauch: der besagte CLA schluckt im Schnitt 5,6 Liter auf 100 Kilometer. Die C-Klasse (mit 75 Kilogramm Mehrgewicht) 6,4 Liter.Bei 7 Gängen bleibt der Mitteltunnel freiNeben dem Fahren zählt aber vor allem der Fahrer und der sitzt super in diesem Auto. Quelle: Mercedes-Benz Die Sitze passen, wenn man nicht zu groß (über 1,90 Meter) oder viel zu schwer für seine Größe ist. Und wer statt der ordentlichen (man staunt bei Benz immer wieder) 6-Gang-Schaltung das 7-Gang-Direktschaltgetriebe (2.165 Euro) ordert, freut sich über den freien Mitteltunnel.Im Mercedes CLA bleibt Raum für Knie und KrimskramsWir sind doch heute alle Jäger und Sammler im Auto und in der automatisierten Schaltversion wandert der entsprechende Hebel ans Lenkrad und schafft in der Mitte Raum für Boxen, ergo Krimskrams. Übersicht, Ordnung und Aussehen sind im CLA feiner und wertiger als bei anderen Kompakten. Und besser fühlen sich auch die Hinterbänkler. Sie genießen mehr Beinfreiheit als in der A-Klasse, aber weniger Luft rund um das Haupt. Kein Wunder bei der Dachform. Hinter der Rückbank spielt der CLA die klassische Stufenheckstärke aus. Sein Kofferraum schluckt 470 Liter, auch das ist fast identisch mit der C-Klasse. Was bleibt zum SchlussDer CLA gefällt nicht jedem, aber er fällt auf. Und er beweist, wie gut Mercedes mittlerweile gelernt hat, auf einer Plattform unterschiedliche Konzepte zu realisieren. Das Auto mit dem niedrigsten cW-Wert aller Zeiten (in der optimierten Version 0,22) öffnet für Mercedes ein neues Segment. Mercedes gelingt mit dem CLA, was VW mit dem Vento-Bora-Jetta zuletzt erfolglos versucht hat. Ein cooles Auto mit Heckstufe zu bauen. *Update zum Allrad: Der Aufpreis beträgt rund 1.800 Euro für den Allrad. Die Technik wird ab Herbst 2013 angeboten. Mehr zum Mercedes CLA findet ihr noch hier oder hier. Ein Werbevideo von Mercedes, in dem man das Auto zumindest gut sieht, findet ihr darunter Mercedes CLA: Technische DatenDie Basis:
Der Beste:
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