Er ist in der Basis günstiger als der Golf, von dem er alles hat, außer das Kleid und den Namen. Kann der Leon deshalb die erste Wahl werden?
Málaga – Andalusien, 5°C, Regen und Hagel. Wetter wie dieses tötet in Spaniens Süden jede Lebensfreude. Einsam rollt der neue Leon über die gewundenen Straßen im hügeligen Hinterland. Schnell und agil bewegt sich der Golf im Spaniendress. Kein noch so kühler Regen, keine noch so trübe Laune kann dem Auftritt des Leon etwas anhaben. Frisch steht er auf dem Parkplatz, dynamisch und schön anzusehen. Das Gegenteil zu seiner Umgebung, ein Lichtblick für die gebeutelten Südeuropäer? Daten und Fakten Design & GewichtViel wichtiger für die schönen Spanier: Der neue Leon kann nicht nur eine Menge mehr, er sieht auch besser aus als der alte. In der Front steckt ein bisschen Audi, ein bisschen VW, aber nur noch ein bisschen Seat. Gerade die LED-Frontscheinwerfer des Leon erinnern an Ingolstädter Beleuchtung. Damit verliert der Wagen ein Stück seiner spanischen Individualität. Verantwortlich für das dennoch gelungene Blechkleid ist der belgische Designer Luc Donckerwolke. Er hat Seat und Spanien mittlerweile verlassen und wirkt nun bei VW in Deutschland. So ein Kompakter soll glänzen, aber Gefallen findet so ein Auto, wenn die Zahlen stimmen. Der Verbrauch sinkt auf dem Papier um bis zu 20 Prozent. Dafür sorgen die Start-Stopp-Automatik und das dank warmumgeformter Stähle reduzierte Gewicht. Der neue Leon wiegt mit dem 1,2-Liter-TSI (105 PS) und 6-Gang-Getriebe 1198 Kilogramm. Der vergleichbare Vorgänger brachte 1280 Kilo auf die Waage. Macht 82 Kilogramm Gewichtseinsparung. Zwischen altem (1380 kg) und neuem (1305 kg) 2,0-Liter-TDI liegen 75 Kilogramm. Dagegen steigt das Kofferraumvolumen auf 380 Liter. Allerdings muss eine hohe Ladekante überwunden werden. Die AusstattungReduziert wurde die Zahl der Schalter und Knöpfe im Cockpit. Hier wirkt alles klar und wie mit dem Lineal geordnet. Das macht sich sicher im Designstudio schick, hier im Leon im verregneten Málaga ist der Eindruck aber beinahe unterkühlt. Es dominiert schwarzes Plastik. Etwas Klavierlackoptik wurde um den Touchscreen herum auch untergebracht: Überflüssig. So bleibt das Cockpit angenehm einfach, aber wenig temperamentvoll. Blickt man nach hinten, ist der Leon ebenfalls angenehm übersichtlich. Die Einparksensoren braucht man nicht. In deutschem Graupelwetter geht es über spanische Bergstraßen. In der Style-Ausstattung umklammern die Hände ein Lenkrad aus Plastik-Leder-Irgendwas. In der sportlichen FR-Ausstattung fassen sich das Kunstleder-Volant und vor allem die Sitze in Wildlederimitat mit roten Ziernähten viel besser an. Aber damit will Seat auch besser verdienen. Die FR-Variante kostet als 1,4-Liter-TSI mit 122 PS mindestens 21.870 Euro. Der Preisvorteil gegenüber dem Golf löst sich so in sportlichem Styling auf. Was unter der Blechhaube des Leon rackert, stammt 1:1 aus dem Golf. Die Motoren sind demnach bodenständig statt feurig. Das stärkste Aggregat fährt mit Diesel und leistet 150 PS (320 Nm Drehmoment), 2013 soll es eine 184-PS-Version geben. Die Beschleunigung Der 10 PS schwächere Benziner (1,4-Liter-TSI, 140 PS) spurtet sogar in 8,2 Sekunden. Obwohl nominell schneller, fühlt er sich träger an als der drehmomentstärkere Diesel und ist dabei nicht viel leiser. Die rechte Hand wechselt zwischen Steuer und Schalthebel. Typisch fürs VW-Haus, schaltet man präzise und knackig. Das ist immer wieder angenehm. Verbrauch & PreisOb es an den vielen Kurven lag, kann man nicht sagen. Aber der angegebene Verbrauch von 4,1 Litern war bei unserer entspannten Testfahrt schon nach 60 Kilometern erreicht. Bis zur 100-Kilometer-Marke steigerte sich der Durst auf 6,9 Liter. Weniger ausgeprägt, aber ebenfalls klar über dem Durchschnitt lag der Durst des Benziners. Er schluckte 7,2 statt 5,2 Liter. Da half auch das Starten-Stoppen nicht. Man kann über den Seat Leon denken, was man will. Beim ersten Blick auf die Preisliste liegt er klar unter seinem deutschen Pendant. Doch der Schein trügt. Die Basisversion (1,2-Liter-TSI, 86 PS, 5-Gang-Getriebe) kostet 15.390 Euro. Der Seat kostet damit 200 Euro weniger als zuvor und ist 1.585 Euro günstiger als ein Golf (ab 16.975 Euro). Eine Klimaanlage und Start-Stopp-Automatik, wie im Basis-Wolfsburger, bekommt man dafür allerdings nicht. Wer es im Sommer schön kühl haben möchte, muss mindestens 17.150 Euro für einen Leon mit Reference-Ausstattung investieren. Dann liegt der Preis über dem des Golf. Eine Start-Stopp-Automatik bekommt man dann aber immer noch nicht. Starten, Stoppen und Kühlen kostet im Leon mindestens 17.990 Euro. |
