Sobald die Ferien beginnen, steigen die Spritkosten? Das stimmt nur bedingt. Denn in diesem Jahr sind die Preise pünktlich zur Urlaubszeit in den Keller gerutscht.
Quelle: picture alliance / dpa Frankfurt - Wenn die deutschen Autofahrer dieser Tage an die Tankstelle fahren, müssen sie wahrscheinlich zweimal auf die Preisanzeige schauen. Denn in der Ferienzeit mussten sie an den Zapfsäulen normalerweise tiefer in den Geldbeutel greifen. Doch dieses Jahr ist alles anders. Der Ölpreis sinkt, und das kommt auch bei den Autofahrern an. Experten sehen allerdings eine Trendwende voraus. Für die Tankstellen bedeutet die Feriensaison alle Jahre wieder ein hohes Umsatzplus. Und auf die gestiegene Nachfrage reagieren die Tankwarte normalerweise mit satten Preisaufschlägen. Doch dieses Mal nicht. Statt die Preise anzuheben, senken die Tankstellen sogar die Preise. Laut Automobilclub ADAC gehen die Spritpreise seit Anfang Juni fast kontinuierlich zurück. Zuletzt lag der Preis für einen Liter Super E10 im Durchschnitt bei 1,265 Euro. Das sind knapp 6,5 Cent weniger als Anfang Juni. Ein Liter Diesel kostet demnach 1,063 Euro. Dem Internetportal "clever-tanken.de" zufolge ist Diesel in einigen Städten im Schnitt wieder für unter einen Euro käuflich. Quelle: picture alliance / dpa Volle Lager lassen Preise sinkenDer Grund für die niedrigen Spritpreise ist ein Überangebot auf dem Weltmarkt. Die Benzinlager sind ungewöhnlich gut gefüllt. "Seit Juni gibt es einen saisonuntypischen Lageraufbau bei Benzin", sagt Eugen Weinberg, Rohstoffexperte bei der Commerzbank. In den USA waren die Lagerbestände im Juli so hoch wie zu dieser Jahreszeit seit Beginn der Aufzeichnungen nicht. Auch am wichtigsten Europäischen Knotenpunkt für Rohöl in der holländischen Region um Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen ist der Spritbestand auf Rekordniveau. Und beim Öl sieht es kaum anders aus. Das drückt auf die Preise. Dabei hatte es beim Öl nach einem starken Preisverfall von Mitte 2014 bis Anfang 2016 zwischenzeitlich wieder eine Erholung gegeben. Nach einem Preissturz von 100 auf unter 30 Dollar je Barrel (159 Liter) waren die Preise bis Juni immerhin wieder auf 50 Dollar geklettert. Seit Anfang Juli geht es aber wieder bergab in Richtung 40 Dollar. Fördermengen nehmen wieder zuExperten sehen dafür mehrere Gründe. Der Preisanstieg zuvor sei unter anderem von kurzfristigen Effekten getragen worden, sagt Michael Wittner, Experte bei der Bank Societe Generale. Waldbrände in Kanada und Terroranschläge in Nigeria hatten zu Produktionsstopps geführt. Vor allem in Kanada habe sich die Lage aber inzwischen wieder beruhigt. Außerdem weiten die Länder des Ölkartells Opec ihre Produktion immer weiter aus; allein im Juli um 100.000 Barrel pro Tag. Seit dem Ende langjähriger Exportsanktionen des Westens arbeiten Irans Förderanlagen wieder auf Hochtouren, im laufenden Jahr stieg die Produktion bereits um 25 Prozent. Der Erzrivale Saudi-Arabien wittert Konkurrenz und steuert mit Dumpingpreisen gegen. Gleichzeitig legt die Ölproduktion in den USA wieder zu. Seit fünf Wochen ist die Zahl der US-Förderanlagen wieder gestiegen. Zuvor hatten einige sogenannte Fracker in den USA dicht gemacht. Die in den USA weit verbreitete und wegen möglicher Folgen für Mensch und Umwelt heftig umstrittene Fracking-Technologie ist vergleichsweise teuer und die Fracker reagieren empfindlich, aber auch sehr flexibel auf Preisveränderungen. Kosten sollen anziehenDoch die niedrigen Preise an den Tankstellen und beim Heizöl dürften nicht von Dauer sein, meinen Ökonomen. Das Überangebot auf dem weltweiten Ölmarkt werde zurückgehen und spätestens im ersten Halbjahr 2017 verschwunden sein, sagt Experte Weinberg. Das sieht man bei der Internationalen Energieagentur ähnlich. Man bleibe dabei, dass sich der Markt auf ein Gleichgewicht zu bewegt, auch wenn der jüngste Preisrückgang gezeigt habe, dass der Weg dahin "weit davon entfernt ist, gleichmäßig zu sein." Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht
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