Haben außer VW noch andere geschummelt? Nach ersten Tests meldet das KBA erhöhte Stickoxidwerte, liefert aber keine Ergebnisse - dafür eine Liste der getesteten Autos.
Quelle: Hersteller & MOTOR-TALK Flensburg - „Erhöhte Abgaswerte bei anderen Autoherstellern.“ „Auch andere Hersteller betroffen.“ „Ist Ihr Auto dabei?" So titeln heute viele Online-Medien. Dass beim Stickoxid-Ausstoß nur VW geschummelt hat, können sich viele nicht vorstellen. Doch Beweise gegen andere Hersteller gibt es keine. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) testet seit Ende September Autos vieler Marken. Heute hat die Behörde eine Liste dieser Fahrzeuge veröffentlicht. Handfeste Hinweise auf Betrügereien der VW-Konkurrenz konnte das KBA nicht nachweisen. Die Behörde meldet zwar: „Auf Basis von Rohdaten wurden bisher zum Teil erhöhte Stickoxidwerte bei unterschiedlichen Fahr- und Umgebungsbedingungen festgestellt“. Es sei aber „nicht richtig, daraus zu folgern, dass weitere Hersteller vom Abgas-Skandal betroffen seien“. Hierzu seien derzeit keine belastbaren Aussagen möglich, sagte ein Sprecher des KBA auf Nachfrage von MOTOR-TALK. Quelle: dpa/Picture Alliance Das KBA testet sowohl auf dem Rollenprüfstand (nach NEFZ und weiteren Messzyklen) als auch mittels mobiler Messtechnik im Straßenverkehr. Erhöhte Emissionen je nach Betriebszustand, zum Beispiel bei Tests auf der Straße, sind erwartbar und nicht illegal. Grenzwerte für solche RDE-Tests („real driving emissions“) gibt es nicht. Daher sei eine belastbare Aussage, ob weitere Hersteller „geschummelt“ haben, erst nach einer Prüfung der Messdaten möglich. Prüfung unter Einbeziehung der HerstellerDie Tests seien zu etwa zwei Dritteln abgeschlossen, sagte der Sprecher. Es sei also noch im November mit der Fertigstellung der Tests zu rechnen. Für die anschließende Evaluierung der Daten wollte der Sprecher keinen Zeitrahmen nennen. „Das muss sach- und fachgerecht erfolgen, für jeden Wert und jede Mess-Situation, unter Einbeziehung der Hersteller und der jeweiligen Genehmigungsbehörden“, sagte der Sprecher. Denn in welchem EU-Land ein Autohersteller Typzulassungen für die EU beantragt, sei ihm selbst überlassen. Die getesteten Wettbewerbsmodelle von deutschen und ausländischen Herstellern seien anhand der Zulassungsstatistik sowie aufgrund „verifizierte Hinweise Dritter“ ausgewählt worden. Unter solche Hinweise fällt der Test eines Opel Zafira, den die Deutsche Umwelthilfe kürzlich publizierte. Die Schlussfolgerungen des Umweltverbands wollte jedoch nicht einmal das Labor mittragen, das die Tests durchgeführt hatte. Daimler: "Nichts zu verbergen"Auch ältere Modelle mit der Abgasnorm Euro 5 hat das KBA getestet, beispielsweise einen Smart Diesel und einen Hyundai iX35. Das ist logisch, denn auch bei den VW-Modellen mit „Schummelsoftware“ geht es um Modelle der Schadstoffnorm Euro 5. Diese galt für Neufahrzeuge bis September 2015. Die stichprobenartigen Untersuchungen von VW-Modellen sowie Fahrzeugen anderer Hersteller hatte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt am 24. September angekündigt: „Die VW-Modelle, die da zurzeit in Rede stehen, werden sowohl auf dem Prüfstand als auch auf der Straße untersucht“, sagte Dobrindt. Autos anderer Hersteller würden stichprobenartig überprüft. Ein Daimler-Sprecher sagte in Stuttgart, man unterstütze die Behörde: "Derzeit liegen uns noch keine Messergebnisse vor." Man begrüße die Tests. "Wir haben nichts zu verbergen." Bereits am Vortag meldete die US-Umweltbehörde CARB, man habe bisher keine Hinweise auf "Abschalteinrichtungen" bei anderen Herstellern gefunden.
Diese Autos testet das Kraftfahrtbundesamt
(genauere Spezifikationen konnte das KBA nicht nennen) |