Der Diesel bleibt für Daimler unverzichtbar. In der E-Klasse kommt der neue Vierzylinder OM 654 zum Einsatz. Er ersetzt den "Problemmotor" OM 651 bald in allen Baureihen.
Stuttgart – Das verflixte an großen Ankündigungen ist, das sie stets hohe Erwartungen im Gepäck haben. So wie damals, als Daimler den neuen Diesel einführte. Der OM 651 galt bei seiner Einführung 2008 als Alleskönner. Sparsam, überall einsetzbar, haltbar. Den Common-Rail-Vierzylinder mit zunächst 2.143 Kubikzentimetern Hubraum baute Mercedes von der A-Klasse bis zur S-Klasse ein, sogar im Sprinter. Dann kamen die Probleme mit defekten Piezo-Injektoren des Zulieferers Delphi. Und vorbei war die Herrlichkeit des Super-Diesels. Die FAZ berichtete im Sommer 2012, dass es 300.000 Werkstattaufenthalte bei Modellen mit diesem Diesel gegeben habe. Daimler wechselte von Piezo- auf bewährte Magnet-Injektoren. Dann folgte Anfang 2015 ein Rückruf wegen eines Problems an der Steuerkette, mehr als 100.000 Fahrzeuge sollen betroffen gewesen sein. OM 651 mit lautem, rauen LaufQuelle: DaimlerZuletzt hatte der OM 651 keine Probleme mehr, der Motor gilt als ausgereift. Für leisen Lauf ist er trotzdem nicht bekannt. Uns gefiel er im CLA 220 CDI gar nicht, auch in der MOTOR-TALK-Community wird oft der raue und laute Lauf bemängelt. Dass er nach acht Jahren von dem OM 654 ersetzt wird, liegt vor allem an verschärften Schadstoffrichtlinien sagte ein Mercedes-Sprecher zu MOTOR-TALK. Eine Neuentwicklung sei die beste Antwort auf neue Abgas-Anforderungen. Außerdem vereinfacht der Motor durch seine modulare Bauweise den Einsatz in verschiedenen Modellreihen. „Aus unserer Sicht sind Dieselmotoren in Lkw und Pkw unverzichtbar, wenn der verkehrsbedingte CO2-Ausstoß weiter sinken soll“, sagt Daimler-Entwicklungschef Thomas Weber. Das ist natürlich ein Kommentar zu VW-Abgas-Skandal und Diesel-Diskussion. Moderates Downsizing beim OM 654Daimler setzt auf den Diesel und führt die neue Motorengeneration in diesem Frühjahr mit der neuen E-Klasse ein. Optimal auf den künftig geltenden WLPT-Zyklus und kommende RDE-Tests abgestimmt, bedeutet: Realverbrauch und Prüfstandswerte sollen näher beieinander liegen als bisher. Kurbelgehäuse und Zylinderkopf bestehen aus Aluminium, die Kolben aus Stahl. Das soll unter anderem zu einer geringen Reibung bei höheren Betriebstemperaturen führen, weil Stahl sich weniger stark ausdehnt als Alu. Mit gut 168 Kilogramm soll der OM 654 etwa 35 Kilo weniger wiegen als OM 651. Bei höherer Leistung. Quelle: Daimler Im E 220d schöpft der Vierzylinder 195 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment aus 1.950 Kubikzentimetern Hubraum. Das sind 25 PS mehr als beim Vorgänger OM 651 im E 220d, das maximale Drehmoment bleibt gleich. Mercedes verspricht 13 Prozent weniger Verbrauch. Die neuen Diesel seien „darauf ausgelegt, alle künftigen Abgasvorschriften weltweit zu erfüllen“, so Weber. Aufrecht in allen ModellreihenAlle Technologien zur Abgasreinigung sind beim OM 654 direkt am Motor verbaut und nicht, wie früher, teilweise fahrzeugseitig. Außerdem ist die Einbaulage in allen Modellen senkrecht und nicht geneigt. Der kompakte Motor soll mit geringem Aufwand in vielen Baureihen unterkommen: quer und längs, mit Front-, Hinterrad- und Allradantrieb. Eine Allzweckwaffe eben. Wie der Vorgänger OM 651 kommt der Neue in der gesamten Modellpalette zum Einsatz. Nicht sofort, aber nach und nach. Der Vorgänger war der Motor mit den höchsten Stückzahlen in der Geschichte von Mercedes, OM 654 könnte ihn in der Hinsicht beerben. Umso wichtiger, dass sich Probleme wie beim OM 651 nicht wiederholen.
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