Auf dem Weg von der Studie zur Serienversion verlieren viele Autos ihren Sexappeal. Diesmal allerdings bleibt die Studie so heiß wie die Fantasie. Danke, Mercedes.
Von MOTOR-TALK-Reporter Fabian Hoberg Stuttgart - Sex und Autos, das passt manchmal in eine Garage, auch mal auf einen einsamen Parkpatz, aber selten zu einem Messestar. Als Mercedes das Concept S-Class Coupé enthüllte, da wurde manchem heiß. Denn auch Blechkanten und Linien können sinnliche Gefühle anregen. So weit, so Studie. Doch jetzt wird aus dem Concept ein Auto für die Serie. Mit unverändertem Namen, aber vor allem vielen unveränderten Details. Wie schön. Ein Head-up-Display für das CoupéQuelle: Mercedes-Benz Mit einer Länge von 5,02 Metern, einer Höhe von 1,41 Metern und einer Breite von 1,89 Metern siedelt sich das Coupé zwischen zwei Konkurrenten an: Der BMW 6er misst 4,89 Meter, der neue Rolls-Royce Wraith 5,26 Meter. Doch Größe ist nicht alles. Der Stuttgarter soll vor allem mit allerlei technischer Raffinesse überzeugen. Und die stammt zum großen Teil aus der S-Klasse: Fußgängererkennung, 360-Grad-Kamera und Assistenzsysteme für Lenkrad, Bremsen, Kreuzungen und Licht. Neu ist aber das Head-up-Display und ein Kollisionsschutz-Assistent. Sowohl im Stop-and-go-Verkehr als auch bei einem drohenden Auffahrunfall übernimmt das S-Klasse Coupé künftig das Steuer. Auch einen Heckaufprall kann der Wagen dank Kameras frühzeitig erkennen. Dann wird durch das Feststellen der Bremsen die Gefahr für die Insassen minimiert. Wie bei der Limousine verzichtet Mercedes auch beim Coupé auf Glühbirnen und verbaut ausschließlich LEDs. Optional können im Scheinwerfer, kein Scherz, auch 47 Swarovski-Kristalle funkeln, davon 17 im Tagfahrlicht und 30 in den Blinkern. Wie in einem MotorradEine technische Weltpremiere ist die Neigetechnik des Coupés. Sie ergänzt das „sehende“ Fahrwerk der S-Klasse, das Unebenheiten Quelle: Mercedes-Benz ausbügeln kann. Dafür werden die vier Federbeine mit Hydraulikzylindern ausgestattet, um die Kraft in jedem Federbein individuell einzustellen. In Bruchteilen einer Sekunde neigt sich das Fahrzeug bis zu einem Winkel von 2,5 Grad und drückt die Passagiere sanft in die Sitze, damit sie weniger hin- und her rutschen. Mercedes verspricht ein Fahrgefühl ähnlich wie bei einem Motorrad oder bei einer Fahrt durch eine Steilkurve. Das Ganze funktioniert bei einer Geschwindigkeit zwischen 30 und 180 km/h. Damit auch die Entspannung nicht zu kurz kommt, gibt es eine beheizte Armlehne und Massagesitze mit Hot-Stone-Funktion. Durch das serienmäßige Panoramadach kann man währenddessen den Sternenhimmel bewundern, wenn der Fahrer per Knopfdruck auf transparent geschaltet hat. Wer es lieber schummrig mag, kann dank der elektronischen Verdunkelung namens Magic Sky Control den hellichten Tag ausblenden und die Ambiente-Beleuchtung zum Zug kommen lassen. Viel Limousine im CoupéDer Innenraum ist dem der Limousine sehr ähnlich. Das heißt: Es gibt viel Leder, Alu, Holz, Alcantara und viel Platz zu allen Seiten. Zwei große TFT-Bildschirme dienen als Infozentrale für Fahrer und Beifahrer. Bedient wird die Schaltzentrale von dem optional erhältlichen Touchpad vor Quelle: Mercedes-Benz der Armlehne oder dem Multifunktions-Sport-Lenkrad. Eher für den asiatischen Kunden interessant ist die Beduftungsanlage „Air Balance“, bei der die Luft parfümiert und ionisiert wird. Da hat dann endlich auch der Duftbaum mit Vanille-Aroma von der Tanke ausgedient. Altbewährtes unter der HaubeAll diese Annehmlichkeiten sind allerdings nichts wert, wenn der Druck unter dem Blech nicht stimmt. Mercedes vertraut in diesem Fall auf Altbewährtes. Die Basis bildet (vorerst) das S 500 Coupé mit einem 4,6-Liter-V8-Biturbo und 455 PS. Eine Sportauspuffanlage mit Klappensteuerung soll einen besonderen Klang produzieren. Vermutlich wird eine S63-AMG-Variante mit 585 PS folgen. Auch eine Hybridversion mit V6 und E-Motor, die auf rund 333 PS kommt, liegt schon bereit. Die Dieselmotoren aus der S-Klasse werden aber voraussichtlich keinen Einzug in den edlen Zweitürer halten. Quelle: Mercedes-Benz Und jetzt kommt der Haken - und das ist natürlich der Preis: Schon der Vorgänger CL 500 mit 435 PS kostete so viel wie eine Eigentumswohnung: 120.606 Euro. Die Topversion ist fast doppelt so teuer: der CL 65 AMG mit V12 und 630 PS schlug mit 230.205 Euro zu Buche. Im Schnitt ist der Zweitürer rund 15.000 Euro teuer als der Viertürer. Und das muss man erst mal verdauen. Denn die Aufpreisliste wird Mercedes-typisch lang sein und bei einigen Extras kommen noch mal ein paar Tausender drauf. Fazit: Das neue Modell aus Stuttgart ist nicht nur ein gelungenes Oberklasse-Coupé, es ist ein Beweis dafür, dass nicht jede sexy Studie als langweiliges Serienauto enden muss. Das S-Klasse Coupé hat ziemlich viel von der Erotik des Concept-Cars behalten. Und dafür danken wir den Designern. |