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Mercedes S-Klasse S 500 Langversion - Das Beste ist nie gut genug

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Mercedes baut wieder mal das „beste Auto der Welt“. Wir fuhren die S-Klasse 500 in der Langversion und fragen: Wenn dieses Auto perfekt ist, was wird dann der Nachfolger?

Lang und stark: MOTOR-TALK testete die Langversion der neuen S-Klasse mit 455-PS-V8 Lang und stark: MOTOR-TALK testete die Langversion der neuen S-Klasse mit 455-PS-V8 Quelle: MOTOR-TALK

Berlin – Die S-Klasse ist (ein) Mercedes-Benz. Wichtiger und genauso richtig ist aber das: Mercedes-Benz ist die S-Klasse. Seit Jahrzehnten definiert sich der Hersteller über sein luxuriösestes Modell. Die C-Klasse mag sich öfter verkaufen, der CLS die schönere Form ausführen, messen lassen muss sich Mercedes an der S-Klasse. Auch von uns.

1. Gang: die Basis

Wenn ein Hersteller nicht weniger als das beste Auto der Welt bauen will, dann erwarten wir Superlative. Kraft wie in einem Lkw, Ruhe wie bei Oma am Mittagstisch, Luxus wie im Resident Wilson – und mehr Platz. Deshalb wurde die neue S-Klasse wieder Mal „länger, breiter, höher“. Allerdings je nur ein bis drei Zentimeter.

Die S-Klasse fährt teilautonom. Selbst im Stadtverkehr muss der Fahrer, wenn er will, nur noch wenig tun Die S-Klasse fährt teilautonom. Selbst im Stadtverkehr muss der Fahrer, wenn er will, nur noch wenig tun Quelle: MOTOR-TALK Die Radstände ändern sich hingegen bei der normalen (W222) und der langen (V222) S-Klasse nicht. Bodengruppe und Hinterachse übernimmt Mercedes vom Vorgänger. Mit diesem Trick umgeht der Hersteller eine neue Typzertifizierung und kann damit das alte Klimaanlagen-Mittel R134a nutzen. Überholte Technik passt eigentlich nicht zum Anspruch der Stuttgarter Oberklasse. Allerdings stammen weniger als fünf Prozent der Gesamtteile vom Vorgänger W221.

2. Gang: das Beste

Natürlich fährt die S-Klasse schneller, sparsamer und sicherer als ihr Vorgänger. Der 4,7-Liter-V8 im S500 bewegt das 2-Tonnen-Schiff in 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Theoretisch verbraucht er dabei nur 9,1 Liter. Im Alltag sind es fast immer mehr, im Stadtverkehr werden es bis zu 17. Immerhin: Der Vorgänger brauchte für den Sprint 5,4 Sekunden und schluckte mindestens 11 Liter. Soweit die Pflicht.

Bei der Kür glänzt die S-Klasse mit Souveränität: Kein V8-Getöse, selbst beim flottesten Ampelstart, kein Wanken, kaum Windgeräusche. Man gleitet auf der Luftfederung, in Sitzen, bequemer als das Sofa bei Tante Elsbeth. 700 Newtonmeter Drehmoment stemmen fast unmerklich die Kurbelwelle – im Innenraum bemerkt man Geschwindigkeit und Beschleunigung nur an den Instrumenten.

Dazu lenkt und bremst die S-Klasse fast von allein, auch ohne Chauffeur. Abstands-Tempomat mit Lenk-Assistent bis 200 km/h, Stop-and-go-Pilot bis 60 km/h und Presafe-Not-Bremse bis 50 km/h – der beste Mercedes will gar nicht gefahren werden, er übernimmt das lieber selbst.

Das fühlt sich so an, wie es sich liest, perfekt an der Grenze zu totaler Langeweile. Weniger zu tun gibt es nur auf dem Chef-Sessel im Fond: Wer lieber Personal ans Steuer lässt, dem bietet die Langversion (gegen Aufpreis) hinten rechts einen Rücksitz mit Liegestellung, bequem genug für ein schnelles Nickerchen. Ein besonderes Lob gibt es für die gepolsterten Kopfstützen.

Der Stimmung angepasst: Bei der "Ambiente-Beleuchtung" kann der Fahrer sieben verschiedene Farben auswählen Der Stimmung angepasst: Bei der "Ambiente-Beleuchtung" kann der Fahrer sieben verschiedene Farben auswählen Quelle: MOTOR-TALK

3. Gang: das Schwächste

Mit prall gefüllter „Haben“-Liste arbeitet Mercedes stetig am Soll. Bei der Premiere fehlte noch das Head-up-Display. Das gibt es seit März 2014.

Bis heute bleibt uns der Hersteller aber die angekündigte Neungang-Automatik schuldig. Sie soll in den kommenden Monaten verfügbar sein. Der Rest? Kleinigkeiten, die bei einer C-Klasse niemanden interessieren.

In unserem Testwagen klapperte die hintere Mittelarmlehne. Ein Keyless-go-System fehlte. Wer die 1.779,05 Euro Aufpreis scheut, schließt und zündet seinen S500 wie eine A-Klasse: mit einem normalsterblichen Plastikschlüssel.

4. Gang: das Überflüssigste

Im Kontrast zu diesem Schlüssel steht der Rest des Autos: fast alles fühlt sich überflüssig an. Es gibt eine Ambiente-Beleuchtung in sieben Farben, beheizte Armlehnen, einen Duftspender im Handschuhfach und 14 Luftkissen pro Vordersitz mit sechs verschiedenen Massagefunktionen. Darunter eine wärmende Hot-Stone-Funktion. Keins dieser Programme wird einem Masseur aus Fleisch und Blut gefährlich. Viele Extras ergeben nur in sehr kalten oder sehr, sehr reichen Ländern Sinn.

Jeder Fondpassagier kann auf 15 Knöpfe drücken, für Sitze, Sonnenblenden, Fenster, alles. In einem W108 hatte nicht mal der Fahrer so viele.

Das Interieur ist edel, die Massagefunktion bei jeder Fahrt in Betrieb Das Interieur ist edel, die Massagefunktion bei jeder Fahrt in Betrieb Quelle: MOTOR-TALK

5. Gang: das Wissenswerte

Die S-Klasse ist das erste moderne Auto, in dem keine Glühlampen zum Einsatz kommen. Stattdessen beleuchten 482 LEDs Straße und Innenraum. In jedem Scheinwerfer strahlen bis zu 56, in jeder Rückleuchte 35 Leuchtdioden. Bei Nacht oder an der Ampel wird die Leuchtkraft der Rücklichter automatisch gedrosselt, um den Hintermann nicht zu blenden. Den Innenraum erleuchten weitere 300 Dioden.

6. Gang: das Besondere

Früher wie heute zeichnet die S-Klasse das gleitende Fahrgefühl aus. Nur, dass es heute bis 250 km/h anhält, dann macht die Elektronik dicht. Im Innenraum fühlt sich die Top-Geschwindigkeit gute 50 km/h langsamer an.

Nur eins ist nicht mehr wie damals: Begeisterung oder gar Respekt zeigt im Straßenverkehr für Autos wie die S-Klasse kaum noch jemand. Stattdessen ziehen Luxuskarossen eher Abneigung auf sich. Auf der Autobahn wird man ausgebremst, im Stadtverkehr von Kleinwagen geschnitten. Da hilft nur eine Hot-Stone-Massage.

Ausrollen: Fazit und Schluss

In der Langversion ist die aktuelle S-Klasse 5,25 m lang In der Langversion ist die aktuelle S-Klasse 5,25 m lang Quelle: MOTOR-TALK Perfektion im Auto hängt vom Betrachter ab. Fährt dieser im Jahr mehr als 50.000 Kilometer, wird er die S-Klasse lieben. Wer allerdings das Autofahren an sich liebt, für den endet hier eine Welt. Während man halbautonom und warm geknetet über die Straße gleitet, verliert man beinah jeglichen Bezug zur selben. So wirkt nicht nur das Fahren in der S-Klasse fast indirekt. In manchen Momenten scheint die komplette Realität parfümiert und gepolstert zu entrücken.

Entspannter als in der S-Klasse fährt man selten. Nur Kleinigkeiten trüben das Gefühl vielleicht wirklich in einem der besten Autos der Welt zu sitzen. Aber schließlich braucht auch die nächste S-Klasse noch etwas zum Besser machen.

Technische Daten – Mercedes S-Klasse S 500 4Matic (langer Radstand)

  • Motor: 4,7-Liter-V8
  • Leistung: 455 PS (335 kW)
  • Getriebe: 7-Gang-Automatik
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 4,8 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • Länge x Breite x Höhe in m: 5,25 x 2,13 x 1,50
  • Gewicht: 2.070 kg
  • Verbrauch: 9,1 l/100 km
  • Kofferraum: 530 l
  • CO2-Emissionen: 211,0 g/km
  • Preis: ab 112.752,50 Euro
Avatar von granada2.6
Mercedes
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