Am Jeep Grand Cherokee ist mehr neu als nur ein bisschen Facelift-Schminke. Doch auch mit neuem Getriebe und Innenraum bleibt er billiger als die deutschen SUV.
Heller Staub verdreckt Reifen und Felgen, Steine spritzen gegen den Fahrzeugboden. Eigentlich war es klar, wo die erste Ausfahrt mit dem frisch renovierten Jeep Grand Cherokee endet: Irgendwo im Geröll. Dort will ein Jeep hin, und dort sind wir jetzt auch. Es ist eindeutig ein neuer Geist, der dem Jeep-Flaggschiff haptische Verfeinerung und High-Tech-Flair einimpft. Seit Fiat-Chef Sergio Marchionne aus Jeep die SUV-Weltmarke der Fiat-Chrysler-Group bauen will, denkt man in Auburn Hills zwangsläufig globaler. Switch it smoothDafür musste der Grand Cherokee sparsamer und bequemer werden. Beides haben die Techniker geschafft, indem sie die bisherige Fünfgang-Automatik durch ein modernes Achtgang-Getriebe von ZF ersetzten. Das Friedrichshafener Getriebe schaltet reaktionsschnell und weich, "smooth", wie der Ami sagt. Es macht aus dem Grand Cherokee auf der Straße endgültig einen souveränen Langstreckengleiter, entspannend und einfach lässig. Komfort pur. Daimler- und Fiat-GeneGene spielen im großen Jeep eine wichtige Rolle. Daimlers ML hat sein Erbgut im Fahrwerk hinterlassen, die Italiener spendieren einen Diesel, der auch in Kalifornien fahren darf, und ihre Sensibilität für den schönen Raum. Mit V8-typischem Blubbern geizt der Grand Cherokee, dafür muss man zur klangoptimierten Sportversion SRT greifen. Eine sympathische Eigenschaft großer Ami-Motoren: Auf der Straße trinken sie nur unwesentlich mehr als auf dem Prüfstand. Der Normverbrauch von 13 Litern auf 100 Kilometer ist in der Praxis realistisch. Ab ins GeländeDer kompromisslose Traditionsmotor gehört ebenso zum Jeep-Heiligtum wie nicht verhandelbare Geländefähigkeiten. Dafür stehen die Luftfederung und Niveauregulierung, die den Böschungswinkel auf bis zu 35,8 Grad anhebt, und die Bodenfreiheit auf bis zu 28 Zentimeter. Ein sperrbares Mitteldifferenzial und eine Geländeuntersetzung sind serienmäßig, gegen Aufpreis gibt es zusätzlich eine elektronisch geregelte Differenzialsperre hinten. Deshalb können der Grand Cherokee und ich uns nun beherzt durchs Geröll wühlen. Auch steilste Steigungen und tiefe Bodenrillen können uns nicht aufhalten. Der 3,0-Liter-Diesel von VM Motori passt perfekt ins Gelände, mit viel Kraft schon bei niedrigen Drehzahlen. Auf der Landstraße klingt er dafür etwas ungehobelt. Als fehlten ihm Dämmmatten, im Vergleich zum superkultivierten V8. Dafür kann der Selbstzünder den Grand Cherokee mit deutlich unter 10 Liter auf 100 Kilometern bewegen. Die Konkurrenz kostet mehrEin bisschen zu schade für Schmutz und Schlamm ist er ja schon, der große Jeep. Trotzdem bleibt der Grand Cherokee ein Ausnahmetyp. Denn er ist keiner, der Offroad könnte, sondern einer, der Offroad kann. Aber auch beim Wohlfühlfaktor muss sich der Grand Cherokee hinter anderen Luxus-SUV längst nicht mehr verstecken. Und trotz Preiserhöhung bleibt er relativ günstig: Ein VW Touareg kostet knapp 5.000 Euro mehr, die Mercedes M-Klasse über 10.000 Euro, der neue Range Rover Sport sogar 15.000 Euro. Eigentlich haben die Jeep-Leute momentan nur ein Problem, das andere Fiat-Marken auch gern hätten: Sie können nicht so viele Autos bauen, wie sie verkaufen könnten. Technische Daten: Jeep Grand CherokeeDer Basis-Diesel
Der günstigste V8
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