In der Welt der Supersportwagen zählt er zu den Oldtimern. Umso respektabler sind die Fahrleistungen dieses alternden Bugatti-Gegners. Jetzt wird der Lotec C1000 versteigert.
Charlotte – Rasende Träume haben ihren Ursprung oft in der Wüste. Anfang der 90er entschied ein reicher Mann aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, er wolle den schnellsten Sportwagen der Welt besitzen. Nicht einen, sondern DEN schnellsten. Seinem Wunsch folgte die kleine Firma Lotec im bayrischen Kolbermoor. So entstand der Lotec C1000. Ein für damalige Verhältnisse unfassbar schneller Supersportler. Der immer noch lebt, fährt und den man jetzt wieder kaufen kann. Am 2. November wird in Charlotte (North Carolina, USA) dieser Lotec C1000 versteigert. Theoretisch rast dieses Auto mit 430 km/h über die Asphaltpiste. Damit wäre das Einzelstück heute noch so schnell wie ein Bugatti Veyron Super Sport bei seinem Geschwindigkeits-Weltrekord. Nun ist Theorie nicht gleich Praxis; und Strecken, auf denen man schneller als 400 km/h fahren kann sind rarer als Autos, die für sich dieses Tempo in Anspruch nehmen. Der Lotec erreichte tatsächlich nie die 430-km/h-Marke. Firmengründer Kurt Lotterschmid bestätigt gegenüber MOTOR-TALK eine gefahrene Geschwindigkeit von 390 km/h. Und schiebt schnell hinterher, das mit einer anderen Getriebeübersetzung und entsprechenden Reifen die 430 km/h in jedem Fall möglich wären. Die Serien-Version des Veyron Super Sport wird in der Serie bei 415 km/h begrenzt. Zwischen 850 und 1.200 PSAuch abgesehen vom diskutablen Topspeed bringt der Lotec beachtliches zustande. Ein doppelt aufgeladener 5,6-Liter-Mercedes-V8 beschleunigt den rund 1.200 Kilo leichten Kohlefaser-Renner in 3,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h und in rund 8,6 Sekunden auf Tempo 200. Der Motor leistete zu Beginn 850 PS und 1.200 Newtonmeter Drehmoment. Später wurde die Leistung mit einem verbesserten Turbolader auf 1.000 PS angehoben. Laut Lotterschmid ließen sich sogar bis zu 1.200 PS aus dem Aggregat holen. Typisch 90er: Für die Kraftübertragung sorgt ein 5-Gang-Schaltgetriebe. Während die Karosse des C1000 spektakulär aussieht, sieht man dem rustikalen Interieur das Alter und seine Herkunft vom Kleinsthersteller an. Schalter und Knöpfe stammen aus Großserien. Das Armaturenbrett dient ausschließlich der Funktion. Immerhin: der Lotec hat verstellbare Pedalen, eine verstellbare Lenksäule sowie eine Klimaanlage. Sogar eine Servopumpe lenkt mit, das war dem Scheich damals sehr wichtig. Schnelles Schnäppchen?Wie der Mann aus der Wüste auf das Unternehmen in Bayern kam? Leicht, denn 1990 produzierte Lotec noch Turbomotoren für Ferrari und Rennfahrzeuge nach Auftrag. Mit unter 20 Mitarbeitern begann man den Bau des C1000. 3,5 Millionen Dollar soll sich der arabische Geschäftsmann 1995 das damals schnellste Serienauto der Welt kosten lassen haben. Das Auktionshaus RK Motors Collector Car Auditions erwartet heute einen Verkaufspreis von nur einer Million Dollar (ca. 730.000 Euro). Verglichen mit dem ursprünglichen Kaufpreis ein Schnäppchen. Wäre da nicht die anrüchige Geschichte des einst Schnellsten. 2006 wurde der Wagen bei einer Barrett-Jackson-Auktion für 243.000 Dollar versteigert, um wenig später für 350.000 Dollar bei Ebay angeboten zu werden. Seitdem soll der Lotec teilweise zerlegt bei einem Händler in North Carolina ruhen. |