Takata verantwortet den größten Rückruf der Autogeschichte: Mehr als 34 Millionen Fahrzeuge. Manipulationen waren beim japanischen Airbag-Zulieferer offenbar normal.
New York – In Zeiten des VW-Skandals treten selbst deutlich größere Rückrufe in den Hintergrund. Was die New York Times allerdings bei ihren Recherchen zum Rückruf von Takata-Airbags herausgefunden hat, das scheint wirklich skandalös. Offenbar gehörte es zur Firmenkultur des großen japanischen Zulieferers, zu manipulieren und zu vertuschen. Und offenbar wurden darüber intern Witze gemacht. Im Rahmen eines Gerichtsverfahrens, in dem Takata wegen Körperverletzung angeklagt wird, seien E-Mails des Zulieferers aufgetaucht. Die Times hat nun Teile der Korrespondenz zwischen Takata-Mitarbeitern in Japan und den USA offengelegt. Quelle: dpa/Picture Alliance In einer E-Mail vom 6. Juli 2006 wünscht ein Airbag-Ingenieur laut New York Times seinen Kollegen in offenbar sarkastischer Weise „Frohes Manipulieren“ („Happy Manipulating!!!“). Die Mail bezieht sich auf die Ergebnisse zuvor gemachter Airbag-Tests. In einer weiteren rät er, die Farben oder Linien in einer Grafik zu ändern, um „die Aufmerksamkeit“ von den Testergebnissen „abzulenken“ und „zu versuchen, es etwas schick zu machen“. In einer älteren E-Mail aus dem Januar 2005 hatte der gleiche Mitarbeiter bereits einen Kollegen darauf hingewiesen, dass er "wiederholt auf die "japanische Taktik" gestoßen sei, Daten zu ändern, die dem Kunden präsentiert werden" (“repeatedly exposed to the Japanese practice of altering data presented to the customer”). Derartiges Verhalten sei ihm als “the way we do business in Japan” beschrieben worden. Honda kündigt Partnerschaft mit TakataIn einem Statement an die New York Times weist Takata daraufhin, dass die E-Mail-Korrespondenz nicht im Zusammenhang mit den vom Rückruf betroffenen Airbags stehe und es nicht um Manipulationen gehe. Der entsprechende Mitarbeiter beziehe sich auf die "Formatierung einer Präsentation, nicht auf das Verändern von Daten". Honda, neben Toyota und BMW einer der Hauptbetroffenen des Problems, hatte laut „Automotive News“ am 31. Dezember bekannt gegeben, dass der Tod eines amerikanischen Accord-Fahrers wahrscheinlich auf einen fehlerhaften Takata-Airbag zurückzuführen ist. Es ist der neunte Tote, der mit den defekten Airbags der Firma in Zusammenhang gebracht wird. Bei den betroffenen Airbags können Teile der Metallverkleidung als Splitter in den Inneraum geschleudert werden. Bereits im November 2014 wurde bekannt, dass Takata das Problem schon 2004 intern untersuchen lies, die Ergebnisse aber später vertuscht werden sollten. Im November 2015 hatte Honda bekanntgegeben, dass der Hersteller Takata nicht länger als Airbag-Zulieferer nutzen werde, weil Testdaten zu den Airbags von Takata „verdreht und manipuliert“ worden waren.
Quelle: New York Times, Automotive News |