Der Golf GTI wird 40 Jahre alt. Zeit für einen Rückblick? Nein, Zeit für das erste Exemplar mit Abtrieb und Geschwindigkeitsbegrenzung. Eine Fahrt im Golf GTI Clubsport.
Portimao/Portugal - So stark war noch kein Golf GTI: Zum 40. Geburtstag arbeitet VW an Einspritzdüsen, Turbolader und Motorsteuerung des 2,0-Liter-Turbos - auch wenn das Thema Motorsoftware im Moment nicht das beste ist. Doch wenn VW im Frühjahr den Golf GTI Clubsport zu Preisen ab 34.500 Euro verkauft, wird niemand an Schummel-Diesel denken. Im Gegenteil. Die Kundschaft wird sich bei den Technikern bedanken, denn sie haben dem Motor mit ein paar Zeilen neuer Software jede Menge zusätzlicher Leistung entlockt. Der erste GTI mit begrenzter V-MaxQuelle: VW Bislang leistet der GTI 220 PS, in der Performance-Version 230 PS. Zum 40. Geburtstag gibt es dauerhaft 265 PS - plus eine Overboost-Funktion. Damit kann man die Leistung für zehn Sekunden mit einem Kickdown im Sportprogramm auf 290 PS steigern und der Drehmoment-Kurve einen kleinen Lupfer geben. VW trainiert den GTI auf das Niveau des Seat Leon Cupra - mit Extra-Power des Cupra 290. Statt serienmäßiger 350 reißen dann 380 Newtonmeter an den Vorderrädern und der GTI stürmt davon: von 0 auf 100 km/h rast er in 5,9 Sekunden. Danach geht es so ungehemmt weiter, dass die Ingenieure zum ersten Mal bei einem GTI die Reißleine ziehen und das Fahrzeug bei 250 km/h elektronisch einbremsen müssen. Das fühlt sich klasse an. Erst recht in einem Golf, der mittlerweile selbst als GTI viel zu glatt für einen rasenden Puls ist. Dabei geht es nicht aber nicht um Längsdynamik. Wer ausschließlich flotte Sprints möchte, der ist mit dem 300 PS starken Golf R deutlich besser bedient – selbst wenn der noch einmal gute 5.000 Euro mehr kostet. Er ist bei identischem Drehmoment dank seines Allradantriebs schneller und nimmt dem frontgetriebenen Clubsport bis Tempo 100 eine volle Sekunde ab. Viel lebendiger als ein Golf RWas den Unterschied macht, ist die Querdynamik: Kein anderer Golf macht so viel Spaß in engen Kehren wie der Clubsport: Egal ob Passstraße oder Rennstrecke – der Geburtstags-GTI düst dermaßen scharf durch die Radien, dass es eine wahre Freude ist. Er dreht leichter ein, untersteuert weniger, zieht schneller wieder gerade als das Serienmodell und wirkt trotzdem viel lebendiger als der Golf R. Quelle: VW Möglich wird das durch einen Kunstgriff aus dem Windkanal: Weil die Spoilerlippe vorn etwas weiter aus dem Bug ragt und sich der doppelte Heckflügel etwas steiler in den Wind stellt, erzeugt der GTI zum ersten Mal in der Modellgeschichte Ab- statt Auftrieb. Feuerrote 12-Uhr-Markierung auf dem LenkradJe schneller er fährt, desto stärker drückt ihn der Fahrtwind auf den Asphalt und erhöht so die Traktion der auf 19-Zoll-Felgen aufgezogenen Semi-Slicks. Dazu noch die bekannte Parameterlenkung, mit der man in Kurven weniger kurbeln muss, die elektronische Vorderachssperre für eine situationsgerechte Kraftverteilung und ein für den Clubsport nochmals um zehn Prozent versteiftes Feder- und Dämpferpaket. Fertig ist ein GTI, der Kurven liebt. Zwei, drei Kehren genügen, dann beginnt der Puls plötzlich doch zu rasen. Und plötzlich fragt keiner mehr, weshalb das Lenkrad eine feuerrote 12-Uhr-Markierung hat oder warum VW serienmäßig Schalensitze einbaut. Denn ein bisschen Orientierung und Seitenhalt können nicht schaden, wenn der Kompakte plötzlich Karussell fährt. Offiziell ist der Clubsport ein GTI wie jeder andere, der ganz normal ins Modellprogramm einfließt. Doch auch wenn VW den bislang schärfsten GTI nicht limitiert hat, ist die Stückzahl begrenzt. Denn die Produktion läuft nur vom Frühjahr bis in den Herbst. Dann gibt es ein großes Facelift für alle Golf-Varianten. Wer bei der großen PS-Party zum 40. Geburtstag mitfeiern will, der muss deshalb schnell sein. Oder er muss einfach fünf Jahre warten. Denn spätestens zum 45. Geburtstag gibt es wieder ein Editionsmodell. Bis dahin haben Tuner aber aus der Boost-Funktion längst einen Dauerzustand gemacht. Technische Daten: VW Golf GTI Clubsport
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