Der DS 5 ist optisch das erste eigenständige Modell von DS und gleichzeitig das Facelift des ehemaligen Citroën DS 5. Erste Annäherung an die neue PSA-Nobelmarke.
Paris – Zum Einstieg eine ketzerische Frage: War der Name von André Citroën nicht mehr gut genug für dieses Auto? Die Spaltung von DS und Citroën in zwei Marken fühlt sich noch fremd an. So ist der „neue DS 5“ zwar optisch das erste eigenständige Modell der Marke DS. Gleichzeitig ist er eigentlich nur ein Facelift des bekannten Citroën DS 5. Mit dem wurden wir Deutschen nicht so richtig warm: Bescheidene 2.242 Exemplare brachte PSA 2014 unter die Autofahrer. Neu sind in jedem Fall die Ambitionen des PSA-Konzerns: mit diesem Fahrzeug im „Premium-Segment“ anzutreten. Den Begriff „Premium“ darf man gern hinterfragen, aber die Motivation dahinter ist klar. „Premium-Marken“, egal ob sie aus Süddeutschland, Italien oder Japan stammen, erzielen höhere Preise – und damit höhere Gewinne. Dorthin möchte PSA Peugeot Citroën auch gern. Denn eine französische Premium-Marke für Autos fehlt. Dabei verstehen unsere Nachbarn von Premium eine ganze Menge: bei Wein, Gastronomie, Mode oder Pariser Wohnungsmieten. Optisch nabelt sich der mehr oder weniger neue DS 5 konsequent vom Citroën-Erbe ab. Dazu genügen ihm ein neuer, mit Chrom umrandeter Kühlergrill, das Fehlen des Doppelwinkels und neue Scheinwerfer. Die sind nicht mehr Citroën-, sondern jetzt DS-typisch gestylt. Muster im Panoramadach und MassagesitzeQuelle: PSA Peugeot CitroënIm Innenraum fällt die Metamorphose weniger auf. Wie gehabt gibt es hier eine gewaltige Mittelkonsole, die Knopfleisten bilden ein Muster wie auf einem Reptilienpanzer. Am mittelklassetypisch ordentlichen Raumangebot ändert sich ebenfalls nichts. Hübsch kann man es sich hier machen, unterm dreiteiligen Panoramadach (800 Euro), in sportlich-griffigen Massagesitzen mit Positionsspeicher (590 Euro). Wer will, kann es aber auch übertreiben und exaltiert sein wie Jean-Paul Gaultier: zum Beispiel mit Bezügen aus Semianilin-Leder für mehr als 4.000 Euro oder einem verspielten Musterdruck auf dem Panoramadach. Doch ein bisschen Citroën lebt weiter. Der DS 5 ist kein neu entwickeltes Modell. Manche Blende, manches Detail passen nicht zum neuen Anspruch. Da helfen auch die neuen Metall-Applikationen an Türgriffen und Schaltknauf nur bedingt. Schalten oder nicht schalten?Sprechen wir es offen aus: PSAs auf Euro 6 überarbeitete Diesel gehören zum Besten, was man am Markt findet. Weniger gut dagegen ist die Entscheidung, die neue Sechsstufen-Automatik nur mit dem stärksten Diesel (180 PS) und dem aktuell einzig verfügbaren Benziner (165 PS) anzubieten. Also schalten wir im mittleren Diesel (150 PS) mit der Hand. Kurze Schaltwege, präzise Führung – alles gut. Trotzdem würde sich die Laufruhe des Motors noch mehr in innere Ruhe beim Fahrer verwandeln, müsste dieser nicht ständig die Gänge wechseln. Im Benziner gibt es dagegen keine manuelle Schaltung. Das verwundert, aber die neue Sechsgang-Automatik macht einen guten Job. Wer gelassen fährt, braucht vergleichsweise wenig Sprit: 6,5 Liter auf 100 Kilometer zeigte der Bordcomputer an, obwohl ein gutes Stück Pariser Verkehrschaos auf der Route lag. Auch bei Tempo 130 bleibt es im Innenraum entspannt leise. Der DS 5 profitiert vom überarbeiteten Fahrwerk. Es schaukelt kaum noch, steckt aber trotzdem mehr ein. Deutlich zu spüren ist das an hohen „Drempeln“ in französischen Tempo-30-Zonen, oftmals baulich nah an der Sachbeschädigung – und damit eine effektive Verkehrsberuhigung. An der indirekten und synthetischen Lenkung hat sich nichts geändert. Franzosen mögen es eben so. Selbstbewusste PreiseEin Schnäppchen ist der DS 5 nicht, das war er mit Citroën-Logo auch nicht. Der Einstiegspreis von 31.490 Euro (für den 120-PS-Diesel) ist ziemlich „premium“, dafür gibt es auch einen Audi A4 oder BMW 3er. Zum Ausgleich verzichtet DS beim 5 (das klingt noch gewöhnungsbedürftig) auf Ausstattungsvarianten. Immer an Bord sind so angenehme und nützliche Dinge wie Radio, Zweizonen-Klimaautomatik, Tempomat, Lichtautomatik oder Regensensor. Assistenzsysteme, Vernetzung, Features wie der erstmals angebotene Mirror Screen, Entertainment oder Notrufassistent erhöhen den Preis trotzdem schnell um einige Tausender. Das ist nur ein kleiner Vorgeschmack darauf, was DS künftig in die Preisliste schreiben könnte. Edles Handwerk und teure Werkstoffe sollen schon bald zum Markenkern gehören. Die Franzosen wollen im Autosektor das werden, was französische Mode und Parfüms bereits sind: ein anerkanntes Luxusprodukt. Wer jetzt an die branchenüblichen Holzdekore denkt, liegt womöglich trotzdem falsch: Schon bald will DS mineralische Dekore anbieten. Wir sind nicht vor Aufregung versteinert, aber - zumindest ein bisschen - gespannt. Sonst noch was? Ja: Der spannende, aber erfolglose Diesel-Allrad-Hybrid steht weiter in der Preisliste, mit 41.940 Euro. Ende 2015 reicht DS einen Benziner mit 210 PS nach. Und dann sind da noch diese Fragen: Welche Überlegungen führten überhaupt zur Trennung zwischen DS und Citroën? Wie will sich die neue Marke gegen deutsche und japanische Konkurrenten positionieren? Wie der DS-CEO Yves Bonnefont diese Fragen beantwortet, lest Ihr hier. Technische Daten: DS 5 2015Der Einfachste: DS 5 BlueHDi 120
Der Benziner: DS 5 THP 165
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