VON PHILIPP MONSE Auto Bild will beweisen, was jeder vermutet: Die Angaben zum Normverbrauch weichen deutlich vom realen Verbrauch ab. Die NEFZ-Verbrauchsangaben der Hersteller sind auf MOTOR-TALK steter Anstoß für Diskussionen. Warum ist klar: Wenn ein Mercedes GL 63 AMG mit 5,5-Liter-V8-Biturbomotor und 557 PS nur 12,3 Liter Super verbrauchen soll, dann macht das stutzig. Dabei fällt bei genauem Hinsehen auf, dass der Neue Europäische Fahrzyklus (NEFZ) gar nicht mehr so neu ist. In seiner aktuellen Ausgabe vergleicht Auto Bild (8. Juni 2012) die NEFZ-Angaben der Autohersteller mit der Realität des Testalltags. Das Ergebnis überrascht wenig. Bei vielen Modellen weicht der Spritkonsum erheblich ab. Am härtesten trifft der Vergleich den Opel Ampera. 333,33 Prozent Mehrverbrauch (NEFZ: 1,2 L; Testverbrauch: 5,2 L) ermittelten die Auto-Bild Tester. Das ist nicht ganz fair, denn der Opel fährt zum Teil im NEFZ mit Elektroantrieb völlig ohne Sprit. Daher verzerrt sich der Wert hier übermäßig stark. Bei den ihm nachfolgenden Autos ist das anders. Denn auf Platz 2 folgt der Fiat Panda 0.9 Twinair, der im Test 6,9 statt der angegebenen 4,2 Liter Super (64,29 Prozent mehr) schluckte. Den dritten Platz bei den Spritabweichlern belegte der Peugeot 3008 Hybrid4 mit 62,5 Prozent Mehrverbrauch (NEFZ: 4,0 L; Testverbrauch: 6,5 L Super). Eine Schwäche des Rankings ist, dass es nur auf die prozentual höchste Abweichung, nicht auf den größten Durst zielt. Ein grundehrlicher Säufer ist dagegen der Chevrolet Camaro. Er schluckt 14,1 Liter Super. Exakt soviel, wie GM angibt. Ihm folgt der Mercedes G 300 CDI, der nur ein kleines Glas Diesel mehr verbrannte als angekündigt. Beim NEFZ werden die Fahrwiderstände (Luft- und Rollwiderstand) eines Fahrzeugs ermittelt. Dann geht es für knapp 20 Minuten auf den Prüfstand. Dort werden genormte Beschleunigungen und Geschwindigkeiten gefahren. Unterteilen lässt sich der Test in City-Zyklus (städtische Bedingungen) und Überland-Zyklus (außerstädtische Bedingungen). Der Haken: Im Test gibt es keine Vollgas-Strecken, keine Steigungen und keine starken Beschleunigungen. Plug-in-Hybride müssen zweimal auf den Stand: Einmal wird rein elektrisch "gefahren", einmal mit dem Verbrennungsmotor. Über eine komplizierte Formel und unter Berücksichtigung der Reichweite wird der Verbrauch ermittelt. Die Auto Bild ermittelt den Verbrauch klassisch: Vor und nach der Testfahrt wird vollgetankt. Aus der Differenz errechnet sich der Durchschnittsverbrauch. Die 155 Kilometer lange Teststrecke der Auto Bild im Nordosten Hamburgs besteht aus 40 Kilometern Stadtstrecke, 61 Kilometern Landstraße und einem 54 Kilometer langen Autobahnabschnitt. Gefahren wird nach eigener Aussage „zügig, mit normaler Drehzahl“. Auf dem freien Autobahnstück mit Vollgas.
Die Ehrlichsten
Die mit "etwas mehr"
Quelle: Auto Bild |
verfasst am 08.06.2012
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