Das Opel-Werk Bochum ist bald Geschichte. Jetzt erklärte die Stadt das Verwaltungsgebäude zum Denkmal. Gefährdet das die sicher geglaubten Jobs im geplanten Paketzentrum?
Bochum – Noch bis zum 12. Dezember produziert Opel in Bochum, dennoch laufen längst die Aufräumarbeiten. Nach der Schließung des Werks will die DHL dort ein Paketzentrum einrichten. Das aber könnte komplizierter werden als gedacht. Ein von der Stadt Bochum beauftragtes Gutachten kommt zu dem Schluss: Das Verwaltungsgebäude des Werks I sowie die Acetylenerzeugung auf dem Opel-Gelände sind Baudenkmale. Das berichtet die "Westfälische Allgemeine Zeitung" (WAZ). Dem Gutachten zufolge repräsentiere das Gebäude die „kaum erforschte Architektur von Automobilherstellern der 60er Jahre“ und sei außerdem bedeutend für die Industriegeschichte Bochums. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe folgt dem Gutachten. Zunächst für ein halbes Jahr steht Opels Verwaltungsgebäude in Bochum jetzt unter Denkmalschutz. In dieser Zeit soll ein zweites Gutachten klären, ob es dabei bleibt. Denkmalschutz erschwert VermarktungDenkmalschutz auf dem Bochumer Opel-Areal? Das könnte die Vermarktung und Entwicklung des Geländes deutlich verkomplizieren. Dies wird Aufgabe der Trägergesellschaft „Bochum Perspektive 2022“ sein. Spätestens am ersten Juli 2015 übernimmt sie das Werksgelände von Opel. Der Geschäftsführer der Gesellschaft, Rolf Heyer, hat sich bereits vor Wochen zur Denkmalfrage positioniert. Das Gebäude habe keine architektonisch-historische Bedeutung, sagte er der WAZ. Quelle: bochum2022.de Bleibt der 10.000 Quadratmeter große Bürobau ein Denkmal, muss der Entwicklungsträger strenge Auflagen erfüllen. Jeder Umbau müsste unter Denkmalaspekten geprüft werden. Beispielsweise, sagte Heyer zur WAZ, werde der künftig nötige Brandschutz dadurch teurer. Denn die zentrale Sprinkleranlage der Autofabrik und auch die Werksfeuerwehr wird es in Zukunft nicht mehr geben, also muss nachgerüstet werden. Zuletzt hatte es am Dienstag bei Abbrucharbeiten im Werk II gebrannt. Paketzentrum-Jobs gefährdet?Einfach leer stehen lassen kann „Perspektive 2022“ das Gebäude nicht, denn das widerspricht dem eigentlichen Entwicklungsauftrag. Es muss ein Nutzer her, der das große Bürogebäude möglichst komplett übernimmt. Das wird auch ohne Denkmalauflagen schwer genug. Dieser Nutzer sollte die DHL sein. Zögert sie nun mit der Unterschrift für das Paketzentrum, in dem 600 Opel-Arbeiter eine neue Stelle finden sollen? Schon vor sieben Monaten einigten sich der Eigner Opel und der Paketdienst der Post. Im September sollte der finale Vertrag unterschrieben werden. Jetzt heißt es bei Opel: Einen Termin für die Unterzeichnung gebe es nicht. So zitiert die WAZ einen Opel-Sprecher. Einen Plan B für das Gelände von Werk I hat Rolf Heyer in der Schublade. Der beinhaltet die „Vermarktung an mehrere kleinflächige Nutzer“, ohne Beteiligung des Großnutzers DHL. Das wäre schlecht für die 600 neuen Jobs für Opelaner, die DHL versprochen hatte. |