Der erste Fronttriebler von BMW bekommt eine zweite Antriebsachse: Mit Haldex-Technik und X-Drive-Plakette soll der Van leichtes Gelände bewältigen. Ein erster Test.
Mimizan – Den BMW-Ingenieuren fällt es sichtlich schwer, auf den Standardantrieb zu verzichten. In jedem Satz zur Technik des 2er Active Tourer steckt das Wort „Dynamik“, obwohl es um einen Van geht. Egal, denn es soll der gefühlte Hecktriebler unter den Hochdach-Kompakten sein. Trotz Quermotor, Frontantrieb und hohem Schwerpunkt. Eine angetriebene Hinterachse gibt es jetzt zumindest optional: 220d und 225i verteilen gegen 2.000 Euro Aufpreis ihre Kraft auf alle vier Räder. Natürlich „dynamisch“ und „hecklastig“, so will man es in der BMW-Marketing-Abteilung. BMW 2er Active Tourer X-Drive mit Haldex-AllradQuelle: BMW Tatsächlich bezeichnet X-Drive beim Active Tourer aber das, was VW beim Golf 4Motion nennt. Ein Winkeltrieb im Vorderachsdifferenzial schickt die Hälfte des Drehmoments über die Kardanwelle zur Hinterachse. Dort entscheidet eine Borg-Warner-Steuerung nach Haldex-5-Prinzip, wie viel Kraft tatsächlich an den Rädern ankommt. Rein mechanisch sind das 0 bis 50 Prozent. BMW stimmt die Allrad-Steuerung etwas offensiver ab als die Konkurrenz aus dem VW-Konzern. Dort schließt die Kupplung erst, wenn die Raddrehzahlsensoren an der Vorderachse Schlupf melden. Im Active Tourer öffnet sie nur, wenn es dadurch keine fahrerischen Nachteile gibt. Zum Beispiel beim Gleiten auf der Landstraße. Beim Beschleunigen scheibt er immer mit allen Vieren. Das verschafft ihm gegenüber den Fronttrieblern einen Vorteil von wenigen Zehntelsekunden. Mehr Reibung und ungefähr 80 Kilogramm zusätzliches Gewicht kosten allerdings ein paar Zehntelliter Sprit pro 100 Kilometer. Unauffällig auf der Straße, gut danebenQuelle: BMW Einen echten Vorteil durch Allrad merkt man im Active-Tourer-Alltag nur selten. Beim flinken Einbiegen in Hauptstraßen hilft die Hinterachse mit, in Kurven bleibt er stabiler. Trotzdem untersteuert unser Testwagen bei ambitionierten Lenkmanövern. Eine „hecklastige Auslegung“ lässt sich nur über Lastwechsel in der Kurve oder auf losem Untergrund erfahren. Der Wunsch nach Dynamik resultiert zudem in einem unpassend harten Fahrwerk. Immerhin schrumpft der Kofferraum nicht. Doch der Allrad-Van mit der straffsten Federrate gefällt dort, wo wir uns Komfort am meisten wünschen: In leichtem Gelände fühlt sich der Active Tourer X-Drive erstaunlich wohl. Die Bodenfreiheit liegt wie beim Fronttriebler bei 16,5 Zentimetern. Es gibt keinen Unterfahrschutz – nicht einmal einen angedeuteten. Trotzdem kraxelt er tapfer über Geröll, Steigungen und Gefälle. Das macht ihn besonders in bergigen Gegenden mit lückenhaftem Winterdienst oder schlechten Straßen interessant. Die Allrad-Steuerung passt die Kraftverteilung schnell und gut an den Untergrund an, bremst einzelne Räder ab und hilft dem Van zuverlässig beim Aufstieg. Sogar auf Kies, Matsch und Sand. Schade, dass sich diese Qualität hinter der Marketing-Maske verstecken muss. BMW 2er Active Tourer X-Drive: Technische Daten
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