Im Herbst will VW das Polo-Facelift vorstellen. Björn Tolksdorf fuhr vorher mit dem Polo Blue Motion über den Brenner. Und das bei Gluthitze, ohne Klima. Sein Ziel: Die 3,3 Liter.
Berlin - Wenn der Tiroler Verkehrsfunk plötzlich interessant wird und die Freundin vor Aufregung nicht essen mag, dann weißt Du: Wir verreisen! Auf den Spuren unserer Großeltern geht es im kleinen VW über die Alpen, ins Land der Oliven und Zitronen. Opas nagelnder Käfer bleibt zurück im Fotoalbum. Vor uns liegen 3.300 Kilometer im Polo Blue Motion. VWs Spritsparer mit 1,2-Liter-Dreizylinder-Diesel nagelt auch, bietet aber mit einem Normverbrauch von 3,3 Litern auf 100 Kilometer die passende Antwort auf italienische Spritpreise. Diesel ist südlich der Alpen nur selten unter 1,65 Euro zu bekommen, dafür oft für 1,80 Euro. 1. GANG: DIE BASISQuelle: MOTOR-TALK Ein Polo ist ein Polo ist ein Polo. Auch als Blue Motion. 2009 war er einer der ersten Kleinwagen mit Spritsparpaket: Start-Stopp-Automatik, Bremsenergie-Rückgewinnung, Leichtlaufreifen, aerodynamische Unterbodenverkleidung. Und ein laaang übersetztes Getriebe, fast so lang wie unser Trip. Schon beim Ausparken fällt auf: VW erspart uns manches. Zum Beispiel eine (lieferbare) Klimaanlage – die wäre bei über 30° C zwar praktisch, könnte aber die Sparbilanz verderben. Auf der „Autostrada del Sol“, bei fast 40°, werden wir uns daran erinnern: „Fahr‘ da mal raus, ich brauch 'ne Pause“. Dann Parksensoren (nicht lieferbar): O. k., die braucht man im Polo nicht unbedingt. Gern an Bord gehabt hätte ich einen USB-Anschluss, schließlich habe ich extra mehrere Stunden Autobahnmusik auf einen Stick kopiert. Fehlanzeige. Also Radio Brocken, der Schrecken von Sachsen-Anhalt. 2. GANG: DAS BESTEGut durchgewärmt, erreichen wir nach gut 750 Kilometern Innsbruck. Jetzt kann der Polo zeigen, was er kann: In Berlin war der 45 Liter große Tank voll, jetzt passen rund 28 Liter Diesel hinein. Macht 3,7 Liter auf 100 Kilometer. Grob gerechnet kämen wir mit der ersten Tankfüllung mindestens bis Florenz. 3. GANG: DAS SCHWÄCHSTEKlar ist: Wer ein Spritspar-Auto fährt, erwartet keine Top-Fahrleistungen. Aber auch nicht, dass der kleine Diesel mit seiner abgesenkten Leerlaufdrehzahl an einer durchaus noch befahrbaren Steigung sagt: Wenn Du da hochwillst, dann ohne mich. Den Brennerpass und die auf 130 km/h limitierten italienischen Autobahnen bezwingt der Polo ohne Murren. Die letzte Herausforderung wartet im roman(t)ischen Olevano bei Rom: Eine typisch italienische Gasse, kurvig und steil. Da müssen wir hoch, kommen wir aber nicht. Auch nicht mit Schwung und Vollgas. Wo die Fiat Panda und Ford Fiesta der Einheimischen jeden Tag langfahren. Schade. 4. GANG: DAS ÜBERFLÜSSIGSTEWie eingangs erwähnt: Schnick und Schnack, auch Mehrgewicht und zusätzliche Verbraucher dürfen im Polo Blue Motion nicht mitfahren. Wirklich etwas geizig: Der Kofferraum geht nur auf, wenn vorher die Tür aufgeschlossen wurde. Was aber soll man davon halten, dass VW im Jahre 2013 für immerhin 495 Euro ein Autoradio (RCD210) verkauft, das weder Bluetooth- noch USB-tauglich ist? 5. GANG: DAS WISSENSWERTESeit 2009 ist der Polo Blue Motion auf dem Markt, im Herbst stellt VW ein Facelift vor. Äußerlich tut sich nicht viel, vermutlich wird der Einliter-Dreizylinder aus dem Up neuer Basismotor. Das Armaturenbrett wird ebenfalls schöner. 6. GANG: DAS BESONDERE2012 fuhr ein Polo Blue Motion mit einer Tankfüllung werbewirksame 1.564 Kilometer weit, von Wolfsburg über Leipzig, München, Stuttgart, Frankfurt und Kassel zurück nach Wolfsburg. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 2,9 Litern pro 100 Kilometer bei einer Durchschnittgeschwindigkeit von 84 km/h. Wir staunen. Wissen aber: unsere 3,7 Liter waren werbefrei möglich. AUSROLLEN: FAZITWohlbehalten hat uns der Polo nach Olevano und zurück gebracht, einige Kilo Wasser leichter und eine Erfahrung reicher: Wenn dieser Trip teuer wird, liegt das an der Maut. Wenn wir Pech haben, vielleicht auch an der EU-weiten Verfolgung von Verkehrsverstößen. An den Spritkosten liegt es nicht. Die lagen bei 140 Euro. Quelle: MOTOR-TALK Lohnt sich also der Polo Blue Motion? Er verhält sich zum normalen Polo wie Häagen-Dazs- zu Langneseeis: Er ist deutlich teurer (3.550 Euro), aber bietet etwas weniger (Ausstattung). Der Polo Blue Motion ist vier Jahre nach Verkaufsstart nichts Besonderes mehr. Ein Opel Corsa 1.3 CDTI Ecoflex verbraucht ebenfalls 3,3 Liter auf 100 Kilometer, hat eine Klimaanlage und kostet 1.000 Euro weniger. Den gleichen Verbrauch schafft auch ein Ford Fiesta Econetic für 16.495 Euro. Der ist sogar mit einem USB-fähigen Radio ausgestattet. UPDATE: Den VW Polo Bluemotion gibt es jetzt auch als Benziner. Technische Daten: VW Polo Blue Motion 87g
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