Bis die vierte Prius-Generation auf Europas Straßen fährt, dauert es noch. In Japan durfte der Hybrid-Bestseller immerhin schon mal auf die Rennstrecke. Erster Test.
Tokio - Manche verdrehen beim Namen Prius die Augen, denken an Stricksocken und Bio-Wochenmarkt. Doch allen Unkenrufen zum Trotz ist der Prius ein Topseller. Mehr als 3,5 Millionen Einheiten hat Toyota seit 1997 in drei Generationen verkauft. In seinem Heimatland Japan war er phasenweise das meistverkaufte Modell, Kalifornien ist der beste Kunde außerhalb Japans. Nun ist die vierte Auflage fertig. Die Japaner ließen praktisch keine Schraube an ihrem Ort, angefangen beim Design: Im Vergleich zum Vorgänger sieht der Prius deutlich moderner aus, wurde länger und flacher. Erneut erkennt man ihn bereits aus 100 Metern Entfernung. Denn wie bisher wollen Prius-Fahrer zeigen: Seht her, ich denke und fahre anders. Die typische nach hinten abfallende Dachlinie dient der Aerodynamik und damit dem Verbrauch. 3,9 Liter waren es beim Vorgänger. Koji Toyoshima verspricht fürs neue Modell eine weitere Reduzierung von 15 Prozent: „Wir haben jedes Detail optimiert“, sagt der Prius-Chefingenieur. Alles, was sich dreht und bewegt, wurde überarbeitet, erleichtert oder reibungsärmer konstruiert. Quelle: Toyota USA Die Toyota-Techniker schafften es sogar, den 1,8-Liter-Vierzylinder zum Benziner mit dem weltweit besten thermischen Wirkungsgrad zu machen: 40 Prozent, das ist besser als viele Dieselmotoren. So verbraucht der neue Prius nach NEFZ nur noch 3,0 Liter auf 100 Kilometer (CO2: 70 g/km), und dürfte im Alltag wie sein Vorgänger je nach Fahrweise mit fünf Litern oder weniger auskommen. Kein Sportler trotz "Sport-Modus"Mehr als ein halbes Jahr vor der Markteinführung in Deutschland fuhren wir den Prius in Japan - allerdings nur auf einer abgesperrten Rennstrecke im Konvoi. Viel erfährt man dabei nicht über ein Auto, aber immerhin: Der neue Prius fährt deutlich agiler als sein Vorgänger. Die Lenkung spricht präziser an, die Federung ist noch komfortabler, die Abrollgeräusche leiser. Laut Toyota erhöhte sich die Karosseriesteifigkeit um 60 Prozent. Durch die neue Architektur liegt der Schwerpunkt tiefer. Ein Sportler ist der Prius dennoch nicht, auch wenn es eine Taste „Sport-Modus“ gibt. Dann reagiert der Prius zwar spontaner auf den Gasfuß. Doch trotz Überarbeitung der stufenlosen Automatik haben die Ingenieure den sogenannten „Gummiband-Effekt“ nicht gänzlich ausmerzen können. Beim Anfahren unerreicht komfortabel, passen - für europäische Geschmäcker - Drehzahl und Fahrgeschwindigkeit bei stärkerer Beschleunigung nach wie vor nicht recht zusammen. Wer den Prius artgerecht - also gelassen - bewegt, der erlebt, wie sich im „Eco-Modus“ die Ruhe auf den Fahrer überträgt. Alles läuft geschmeidig, entspannt und friedlich, die Elektronik regelt den Einsatz von E-Maschine und Benziner nach höchster Effizienz, notfalls kann man mit dem Prius auch bis zu zwei Kilometer elektrisch unterwegs sein. Viel Platz auf der RückbankQuelle: SP-X/Benjamin Bessinger Den Innenraum gestalteten die Prius-Designer genauso unkonventionell wie die Blechhaut. Ein kleiner Stick an der Mittelkonsole dient als Schaltknauf, die digitale Geschwindigkeitsanzeige platzierten die Japaner oben am Armaturenbrett mittig vor der Windschutzscheibe. Platz bietet der neue Prius reichlich, auch auf der Rückbank. Damit eignet sich auch die vierte Generation wieder als hocheffizientes Taxi. Und weil die Ingenieure die überarbeitete Nickel-Metallhydrid-Batterie unter die Sitzbank gepackt und den Tank geschickter im Heck verstaut haben, passt sogar mehr Gepäck hinein als bisher: Das Kofferraumvolumen steigt von 446 auf 502 Liter. Ebenfalls praktisch: Laut Toyota kann und darf der vierte Prius einen Anhänger ziehen. Endgültige Preise nennt Toyota noch nicht. Es heißt lediglich, man wolle „auf dem Niveau des Vorgängers“ bleiben. Da der Neue mit einer besseren Grundausstattung versehen ist, dürfte es bei knapp unter 28.000 Euro losgehen. Ende nächsten Jahres wird es vermutlich erstmals eine Allradversion geben. Sie wird diesen Winter in Japan getestet. 2017 dürften dann der Siebensitzer Prius Plus und die Plug-in-Version nach Deutschland kommen. Technische Daten: Toyota Prius
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