Weniger als ein Euro pro Liter Diesel, das ist derzeit Realität. Und die Preise könnten weiter sinken. Woran das liegt und ob das so bleibt? Die Antwort heißt "Opec".
Wien – Der „99er“, der Hamburger für weniger als einen Euro, ist eine Erfindung der Fast-Food-Kette „Burger King“, das ultimative Billig-Schnäppchen. 99er findet man dieser Tage auch an mancher Tankstelle: Ein Liter Diesel für weniger als einen Euro. Oder einen Liter Super E10 für weniger als 1,20 Euro. Sinnloser Fakt: Der Energiewert von einem Liter Benzin entspricht ungefähr dem von 32 Hamburgern. Weniger sinnlos sind die Fragen "Warum ist der Kraftstoff so billig?" und " Bleibt das so?" Die stellten wir bereits im Januar. Die gute Nachricht: Alle Experten gehen davon aus, dass Sprit mindestens im nächsten halben Jahr so günstig bleibt wie derzeit. Denn auf dem Weltmarkt besteht ein Überangebot an Rohöl, und daran wird sich vorerst nichts ändern. Am Freitag beschloss die Organisation der erdölexportierenden Länder („Opec“), keine neuen Förderhöchstmengen für Erdöl festzulegen. Erst im Juni 2016 will man erneut darüber sprechen. Das bedeutet, dass jedes Opec-Land so viel Öl fördern kann, wie es will – was die Länder in den zurückliegenden Monaten bereits getan haben. Opec verteidigt MarktanteileQuelle: Opec Der Ölpreis sackte daraufhin auf 41,90 Dollar je Barrel (159 Liter) der Sorte Brent ab, billiger war es zuletzt im März 2009. Die US-Sorte WTI kostet derzeit pro Barrel 38,61 Dollar. Auf sinkende Preise reagierte die Opec in der Vergangenheit mit gedrosselter Förderung. Diesmal nicht. Indem die Organisation unter Führung von Saudi-Arabien den Markt mit billigem Öl flutet, verteidigt sie ihre Marktanteile. Damit zwingt die Opec andere große Ölförderländer, insbesondere die USA und Russland, das Gleiche zu tun. Sie können sich angesichts der Mini-Margen nicht leisten, Marktanteile aufzugeben. Ihr Ziel sprechen Opec-Mitglieder inzwischen offen aus. “Manche Staaten, die nicht der Opec angehören, haben viel höhere Produktionskosten als wir. Sie werden es sich irgendwann nicht mehr leisten können”, zitiert „Euronews“ den Ölminister Kuwaits, Anas al-Saleh. Was die Situation für viele Förderländer zusätzlich erschwert: Große Wachstumsmärkte wie Indien und Brasilien stagnieren ökonomisch, in China verlangsamt sich das Wachstum – und damit die Nachfrage nach Rohöl. Folge: Die Lager sind voll, die Erlöse im Keller. Venezuela, dessen Staatshaushalt zu 95 Prozent am Öl hängt, droht akut die Staatspleite. Auch Russland hat schwer mit den niedrigen Energiepreisen zu kämpfen. Prognose: Ölpreis stagniert unter 100 DollarSollten diese Trends anhalten und zusätzlich der Iran nach einem möglichen Ende der Sanktionen wieder ins Ölgeschäft einsteigen, können sich Analysten von Goldman & Sachs sogar einen Ölpreis von rund 20 Dollar vorstellen, zumindest kurzfristig. Das könnte, je nach Dauer, wankende Volkswirtschaften wie Venezuela, Nigeria oder Algerien in die Staatspleite treiben – die allesamt Opec-Mitgliedsländer sind. Weg von der großen Politik zurück zur Zapfsäule bedeutet das, dass Benzin, Heizöl und Diesel bis Sommer 2016 verlässlich günstig bleiben werden. Auch danach, sagen Experten, werden keine Preissteigerungen wie zwischen 2009 und 2012 mehr erreicht. 2012 kostete ein Fass Rohöl im Opec-Schnitt fast 110 Dollar. Mehr als 100 Dollar werden es auch mittelfristig nicht, ist sich die Fachwelt einig. |