High-Tech-Beleuchtung, High-Tech-Infotainment, durchgängig moderne Motoren, Leichtbau, deutlich mehr Platz: Beim neuen Astra K macht Opel vieles richtig. Erste Sitzprobe.
Rüsselsheim – Für Opel genommen ist dieser Astra eine Sensation. Als erster Opel-Kompakter der Neuzeit wird er nicht größer und schwerer als der direkte Vorgänger, und kein Händler muss einen alten Hut als letzten Schrei anpreisen. Denn in diesen Astra baut Opel keine alten Hüte ein. Das Verhältnis der Innenraumgröße zur Außengröße war neben dem Gewicht der entscheidende Schwachpunkt beim Vorgänger. Mit GMs in Rüsselsheim entwickelter D2xx-Architektur gelingt beim Astra K ein gewaltiger Schritt: Auf der Rückbank gibt es nun einen konkurrenzfähigen Knieraum. Und das trotz kompakterer Abmessungen: Der Neue verliert im Vergleich zum Alten 4,9 Zentimeter in der Länge und 2,6 Zentimeter in der Höhe. Hinzu kommt ein um 2,3 Zentimeter kürzerer Radstand. Astra K wird leichterBeim Gewicht sparen die Ingenieure 77 Kilogramm an der Rohkarosse und 50 Kilo beim Chassis. Damit soll der neue Astra sparsamer und handlicher fahren. Je nach Motor, Getriebe und Ausstattung wiegt der neue Astra zwischen 120 und 200 Kilo weniger als das Astra-J-Pendant. Quelle: Opel Trotz der neuen Proportionen mit kürzerem Vorbau und flacherem Dach wird der neue Astra die Stammkunden nicht erschrecken. Die neue Front wirkt beinahe braver als die des direkten Vorgängers. Schön für die Brieftasche: Der neue Astra trägt eine Reifengröße kleiner als der alte. Das senkt den Verbrauch und die Reifenkosten. Im Cockpit gelingt Opel ein großer Fortschritt. Die neuen Materialien wirken hochwertig, Türen und Armaturenbrett sind weitläufig mit unterschäumtem Kunstoff verkleidet. Da hatte der Vorgänger Schwächen. Mit dem Astra K schließt Opel zu den besten Konkurrenten auf und überholt ältere Konzepte wie den Ford Focus. Auch die neuen Knopfleisten sind übersichtlich, an die wuchernde Tastenlandschaft des Vorgängers erinnert nichts mehr. Das Meisterstück im Innenraum: Opel zeigt, wie man einen Touchscreen richtig einbindet. Wo Audi oder Mercedes ihn irgendwie ans Armaturenbrett kleben, passt er im neuen Astra perfekt an seinen Platz. Bündig, im richtigen Winkel zu den Augen und auf Höhe der Armaturen. Mit Chromrand und Glasbeschichtung wirkt das richtig edel. Leider gelang die günstigere 7-Zoll-Ausführung nicht ganz so perfekt. Unter dem Navi sitzt eine Blende mit Handyhalterung, inklusive Ladefunktion und Datenverbindung. Hinter der Blende, verrät der Designer Kurt Beyer, steckt, was hier niemand erwarten würde: der Sicherungskasten. Bequem in Griffhöhe, nicht irgendwo links unterm Lenkrad. Vernetzung: Opel OnstarIm neuen Astra-Infotainmentsystem läuft gegen Aufpreis GMs Onstar-Software. Opel baut das in den USA erfolgreiche System zuerst im Astra ein. Die Möglichkeiten des Systems sind fast unbegrenzt: Ein eigenständiger Hotspot in LTE-Geschwindigkeit, Wartungsdienste, Navigation, Concierge-Service, Notrufe. Quelle: Opel Wichtig für strenge europäische Datenschutz-Regeln: Onstar verfügt über eine „Privacy“-Funktion, die das Senden und Empfangen von Daten unterbindet. Der Privat-Modus bleibt auch aktiviert, wenn das Auto über Nacht in der Garage stand. Onstar ist im ersten Jahr kostenlos, danach kostet der Dienst vorerst 99 Euro im Jahr. Kein Zweifel, mit dieser Hard- und Software und den dadurch möglichen Diensten liegt Opel beim Thema Vernetzung weit vorn. Bei Chevrolet in den USA ist LTE-Wifi ein Verkaufsschlager. Ob die europäischen Kunden es annehmen, ist noch offen - zumindest beim Notrufassistenten „e-Call“ nimmt ihnen Europa ab 2018 die Entscheidung ab. Sports Tourer kommt 2016Die zweite wichtige Premiere im Astra ist das LED-Matrix-Licht. Der Sprung von Xenon zu LED sei so groß wie der Sprung von Halogen zu Xenon, findet Opel. Autofahrer werden diese superhelle Erleuchtung lieben – und das mit gutem Gewissen, denn die Technologie blendet andere Verkehrsteilnehmer automatisch aus. Kostenpunkt: 1.150 Euro. Immer an Bord ist ein LED-Tagfahrlicht, das mit Farbwechseln zum Blinker wird. Über das Motorenprogramm brauchen wir an dieser Stelle nicht viel schreiben, alle Informationen dazu findet Ihr hier. Einige MOTOR-TALKer vermissen bisher die 1,6-Liter-Turbobenziner (170-200 PS) in der Preisliste. Sie sind fest eingeplant, vermutlich für das Frühjahr 2016. Irgendwie typisch Opel. 2016 muss Karl-Thomas Neumann mit seiner Mannschaft wieder Geld verdienen, und 2016 beginnt in wenigen Monaten. Trotzdem zieht Opel das Tuch ganz ohne Pomp vom neuen Astra, in der Halle K48 auf dem Rüsselsheimer Werksgelände. Der hemdsärmelige Rahmen und der bescheidene Tonfall passen nicht zur Bedeutung dieses Modells. Von zuletzt 46.000 Verkäufen in Deutschland und 230.000 Verkäufen in Europa kommend, muss der neue Astra deutlich erfolgreicher werden. An ihm und am Corsa hängt Neumanns Sanierungsplan. Der kleinere Corsa schaffte im ersten Halbjahr 2015 mit dem neuen Modell nur ein Wachstum von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorgänger. Das reicht nur knapp für Platz zwei vor dem Ford Fiesta. Zum zweiten Mal fällt das Tuch für den Astra K auf der IAA im September. Im Frühjahr 2016 will Opel die Kombi-Version des neuen Astra vorstellen. Irgendwie auch typisch: Ganz selbstverständlich sagen die anwesenden Opelaner „Caravan“ zum Kombi. Dabei ersetzte das Marketing den Begriff schon vor Jahren durch „Sports Tourer“. Hier gibt es weitere Infos und Erlkönig-Bilder zum Astra K Sports Tourer 2016. |